Wenn die Wahl näher rückt

Nanu? Nehammer plötzlich für Ukraine-Frieden & gute BRICS-Beziehungen...

Politik
Nehammer: European People's Party, Flickr, CC BY 2.0; UNO-Karte: OpenClipArt, Creazilla (public domain); Komposition: Der Status.

Gelernte Österreicher dürften sich die Augen gerieben haben, als sie diese Zeilen am Montagabend lasen: Derselbe "McKanzler", der die Neutralität einst abfällig als "aufgezwungen von den Sowjet-Kommunisten" verunglimpfte, scheint diese mit einem Schlag plötzlich ernst zu nehmen. Im Vorfeld eines von Frankreich angestoßenen Ukraine-Sondergipfels in Paris forderte der ÖVP-Parteichef unerwartet Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg. Plötzlich ist er sogar aufgeschlossen, gute Beziehungen zu den BRICS-Staaten zu pflegen...

Pannen-Kanzler kämpft gegen Umfragetief

Angst macht bekanntlich Beine: In den Umfragen dümpelt die Kanzlerpartei nur noch bei etwa 20% der Wählergunst herum. Es ist die Quittung des Volkes für eine Partei, welche beim staatlichen Stichzwang instrumental war, die Selbstmord-Sanktionen gegen Russland als "alternativlos" bezeichnete und für die höchste Inflation der Eurozone, eine Rekord-Zahl von Insolvenzen und eine steigende Arbeitslosigkeit mitverantwortlich ist. Zuletzt zählte der Kanzler, der armen Familien gerne den Besuch beim Schnellkost-Restaurant empfiehlt, die heimische Neutralität weiter an. Um Steuermilliarden will er dem NATO-Raketenschirm "Sky Shield" beitreten, dazu kommen neue Panzer

Doch etwa ein halbes Jahr vor der Nationalratswahl hat das Volk weiter keinerlei Bock auf Kriegstreiberei. Mehr als drei Viertel der Österreicher stehen felsenfest hinter der Neutralität, eine relative Mehrheit sieht die Sanktionen im eigenen Land mehr Schaden als in Russland anrichten. Viele wünschen sich zudem einen Verhandlungsfrieden. Während die FPÖ ihre Ohren beim Volk hat und in den Umfragen führt, bleibt Nehammer einmal mehr nur noch der Griff zur Kopiermaschine. Und so inszeniert sich der Kanzler keine zwei Wochen nach seiner von Fadesse und schütter gefüllten Rängen geprägten Aschermittwoch-Rede plötzlich als vermeintlicher Volkstribun. 

Plötzlich für Frieden & BRICS-Beziehungen

"Wir wollen, dass das Sterben und Töten aufhört [...] Es wird Verhandlungen brauchen, um Frieden erreichen zu können": Es sind ganz neue Töne, die Nehammer anschlägt. Und all das nur gut eine Woche, nachdem die Soros-Denkfabrik "European Council on Foreign Relations" (ECFR) westlichen Politikern neue Framings mitgeben wollte, wie sie dem Souverän die Fortsetzung der Kampfhandlungen schmackhaft machen sollen. Womöglich ist es der Griff nach dem politischen Strohhalm: Denn erst am Wochenende erntete FPÖ-Chef Herbert Kickl viel Zustimmung für sein Bekenntnis, er hätte als Volkskanzler längst das neutrale Österreich als Verhandlungsort angeboten. 

Und Nehammer geht mit seiner Kehrtwende weit: "Dazu muss Europa auch die eigene Echokammer verlassen und mit wesentlichen Playern aus anderen Erdteilen, etwa mit den BRICS-Staaten und dem globalen Süden, kooperieren. Beim heutigen Sondergipfel [...] bringe ich die Position des neutralen Österreich in die Gespräche ein." Eine sehr beachtliche Aussage: Denn Russland gehört zu den fünf Staaten, die sich hinter diesem Staaten-Kürzel verbergen. Beim jüngsten BRICS-Gipfel wurde zudem eine Erweiterung  um einige Länder des "globalen Südens" angedacht. Mittelfristige Folge könnte die Entdollarisierung und das Ende der US-Rolle als globale Hegemonialmacht sein.

Nehammer ist wieder einmal der Meister der Kopiermaschine...:


Meister der leeren Ankündigungen

Wie ernst Nehammer seinen Schwenk in Richtung Volksmeinung tatsächlich meint, wird sich allerdings weisen. Denn der gelernte Österreicher weiß mittlerweile, dass die Kanzler-Ankündigungen keine besondere Halbwertzeit haben. Kündigte die ÖVP einst den Schutz der Grenzen an, verzeichnete man 2022 eine Asyl-Rekordzahl und kommt mittlerweile sogar von Asyl-Obergrenzen ab.

Und als Nehammer im Herbst groß den verfassungsrechtlichen Bargeld-Schutz in Aussicht stellte, verpuffte die Initiative rasch. Erst vor wenigen Wochen stimmte seine Partei sogar gegen migrationspolitische Maßnahmen, die Nehammer kurz zuvor in seinem "Österreich-Plan" selbst forderte. Es ist also wohl wieder einmal nur eine Frage der Zeit, bis irgendwelche EU-Granden in Brüssel den verzweifelten türkis-schwarzen Kanzler zurückpfeifen und dieser klein beigibt... 

Das Volk ist jedenfalls aufs Erste einmal skeptisch, ob man Nehammer beim Wort nehmen kann: 

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