Weltweite Eskalation vorprogrammiert

Finnland wird NATO-Mitglied: Aufrüstung der Blöcke bis zum Weltkrieg?

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Symbolbild: Pixabay

Dienstag, 4. April 2023: Mit Finnland tritt das nächste Nachbarland Russlands dem transatlantischen Militärbündnis bei. Es ist ein beachtlicher Schritt eines Landes, das sogar im Kalten Krieg viel auf seine historische Neutralität gab. Während die NATO immer weiter an Russlands Grenzen heranrückt und deren Interesse an der Ukraine auch als eine der Komponenten gilt, die zur dortigen Eskalation beitrugen, versuchen auch in Österreich immer mehr Personen, entgegen dem Volkswillen, die Neutralität zu Grabe zu tragen.

NATO-Beitritt als Vermächtnis von WEF-Marin

Am Sonntag wurde WEF-"Junge Weltführerin" Sanna Marin abgewählt, die historische Entscheidung des NATO-Beitritts bleibt ihr politisches Vermächtnis. In den vergangenen Monaten gerierte sie sich als eine der vehementesten Unterstützern des Kiewer Regimes. Bereits kurz nach Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine nutzte sie die Gelegenheit, um Nägel mit Köpfen zu machen. Nun ist es so weit: Als 31. Staat tritt Finnland dem Bündnis bei. Es ist nur der nächste Schritt einer expansionistisch anmutenden Ost-Erweiterung. 

Eigentlich hatte der Westen einst zugesagt, die NATO-Grenzen nicht nach Osten zu verlegen. Doch Finnland ist nun bereits das 15. Land, das der NATO seit dem Fall der Sowjetunion beitritt, nachdem die Türkei und Ungarn ihr Veto zuletzt nach Monaten aufhoben. Auch die bereits 2008 von Ex-US-Präsident George W. Bush "eingeladene", kriegsführende Ukraine würde am Liebsten in das Bündnis eintreten und stellte im Vorjahr sogar einen Beitrittsantrag. Das Bekenntnis des einstigen Präsidenten Wiktor Janukowitsch zur Neutralität gilt bis heute als maßgeblicher Auslöser für das US-Interesse an seiner Beseitigung im Zuge des Maidan-Putsches im Februar 2014. 

Klare Provokation gegen Russland

Die NATO spechtelte bereits seit Jahren auf einen Beitritt der Finnen. Ist das Land doch eines der wenigen Staaten, deren Armee ihre Einsatzbereitschaft nach dem Kalten Krieg nicht reduzierte. Dementsprechend kann das Land, das nur über 5,5 Mio. Einwohner verfügt, im Ernstfall etwa 280.000 Soldaten und 900.000 Reservisten mobilisieren. Der Generalsekretär Jens Stoltenberg freute sich über die "substanziellen, gut trainierten und gut ausgebildeten Streitkräfte" sowie die dutzenden "hochmodernen F-35-Kampfjets", welche Finnland beitragen könne.

In der Aufnahme des Landes, das sich 1.300 Kilometer Grenze mit Russland teilt, sieht er zudem auch viel Symbolkraft gegen Moskau. Man setzt also ganz gezielt auf Provokation.Tatsächlich ist Russland bereits in Alarmbereitschaft. Der stellvertretende Außenminister Alexander Gruschko kündigte bereits an, die militärischen Kapazitäten in den westlichen und nordwestlichen Regionen zu verstärken. Vormalige Warnungen des Kreml an die NATO, keine weiteren Länder in seinem Nahebereich aufzunehmen, waren von Beobachtern seit Jahren auch dahingehend interpretiert worden, dass Schweden und Finnland darin beinhaltet wären.

Kritik an Beitritt in sozialen Medien

In sozialen Medien stößt die Ankündigung allerdings alles andere als auf einhellige Begeisterung. So sprach etwa der Globalismus-Kritiker und Wirtschaftsexperte Ernst Wolff von einer Weichenstellung in Richtung einer "weltweiten militärischen Eskalation", aufgrund derer man sich "in den Chefetagen der Rüstungsindustrie und ihrer Hauptaktionäre" die Hände reiben würde. 

Andere Stimmen fürchten bereits einen dritten Weltkrieg im Anrollen. 

Dieser US-Kriegsveteran ist der Ansicht, dass ein NATO-Beitritt die Länder eigentlich schwäche und sie in die Abhängigkeit Washingtons treibe.

Auch dieser Nutzer bezweifelt, dass die Welt dadurch zu einem sichereren Ort würde.

Offiziersgesellschaft will Österreich in NATO treiben

Finnland gibt seine Neutralität auf - und erste Stimmen nutzen den Dammbruch bereits wieder, um auch Österreich zur Aufgabe der Neutralität zu zwingen. Erst am Donnerstag hielt mit Ukraine-Machthaber Wolodymyr Selenski erstmals in der Zweiten Republik das Staatsoberhaupt eines aktiv kriegsführenden Landes eine Rede im österreichischen Parlament. Erschwerend kam hierbei dazu, dass dieser erst vor wenigen Monaten neutrale Staaten als "unmoralisch" bezeichnet hatte. Die Freiheitlichen waren vor der Rede aus dem Plenum ausgezogen und hinterließen ein Zeichen des Protestes. Zudem fand vor dem Parlamentsgebäude eine Friedens-Mahnwache statt. 

Offenbar können manche Österreich nicht schnell genug ins Getümmel stürzen. Denn nun prescht die Österreichische Offiziers-Gesellschaft (ÖOG) mit der Wortmeldung vor, dass ein heimischer NATO-Beitritt "kein Tabuthema" mehr sei. Unser Land sei "keine sicherheits- und verteidigungspolitische Insel", sondern liege "inmitten eines sich dynamisch verändernden Europas". Es brauche daher einen offenen Diskurs "ohne ideologische Einschränkungen und populistische Vereinfachungen" - wohl ein Hinweis, dass man notfalls darauf pfeifen will, dass die überwältigende Mehrheit der Österreicher hinter der Neutralität steht und auch mit der Selenski-Ansprache keine Freude hatte...

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