Rote Doppelmoral der Sonderklasse

Rot ist die erste Nacht: Babler hält 'Lord Kollross' trotz Skandal-Sager die Stange

Politik
'Das Herrenrecht': Gemälde von Wassili Dmitrijewitsch Polenow (1874, gemeinfrei); Babler: (c) Andreas Babler/Team Basis, Flickr, CC BY 2.0; Kollross: 26pg05, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 (beide freigestellt); Komposition: Der Status.

Einige Tage sind bereits seit den verstörenden Aussagen des SPÖ-Nationalratsmandatars & Bürgermeisters von Trumau (NÖ) vergangen - und bei den Roten will man die Nummer offenbar aussitzen. Eine halbseidene Rüge, einen Spenden-Ablasshandel und eine dahingepfefferte Entschuldigung später ist bei den Genossen wieder alles eitel Wonne. Daran, nach dem grotesken "Scherz" personelle Konsequenzen zu ziehen, denkt Babler nicht. Er erklärt lieber, wie stark doch seine rote Schrebergarten-Partie sei.

Verstörende sexuelle Machtfantasien

Da stand der ganzen Republik der Mund offen: Der ledige Kommunal- und Bundespolitiker ließ sich beim Schauen des preisgekrönten Freiheitsepos "Braveheart" zu schockierenden Gedanken hinreißen. Er postete auf Facebook: "Weil gerade 'Braveheart' läuft eine kurze Frage. Kann man eigentlich mittels Gemeinderatsbeschluss so ein 'Ius primae noctis' für den Bürgermeister beschließen lassen? Frage nur aus Interesse. Keinerlei Eigeninteresse natürlich." Im Film wird dies als das Anrecht eines Machthabers dargestellt, bei dem dieser auf Wunsch über die sexuellen Dienste der Bräute der Untertanen in seinem Herrschaftsgebiet in der Hochzeitsnacht verfügen darf. 

Aus historischer Sicht ist ein solches Recht nicht zweifelsfrei belegt, doch diese erotische Machtfantasie fand sich seit Jahrhunderten in der Kunst wieder - ein weiteres berühmtes Beispiel findet sich in der Mozart-Oper "Figaro". Die Vorstellung, das jemand derart eigennützlich über "Untertanen" herrscht, dass er ein "Recht der ersten Nacht" von den Töchtern des Ortes einfordert, wäre somit der ultimative Beleg für den Machtmissbrauch eines übergriffigen "Dorfkaisers". Dass ein Bürgermeister und Mandatar darüber auch nur fantasiert, schockiert viele Bürger. Und Kollross ist nicht irgendwer, sondern einer der stellvertretenden SPÖ-Klubobleute im Nationalrat. 

 

Screenshot: Facebook (Bildzitat)

Doppelstandards bei Kollross

Als sich die Kritik häufte, löschte Kollross seinen Beitrag und entschuldigte sich mit schwulstigen Worten, um sich aus der Affäre zu ziehen. Für viele Beobachter war dies aber nicht genug: Denn als der Ex-ÖVP-Abgeordnete Efgani Dönmez einen zweideutig-anzüglichen Witz über eine SPD-Politikerin machte, war Kollross einer der lautesten Empörten. Die umfassende Entschuldigung des Kollegen war ihm nicht genug, am Ende stand eine tagelange mediale Jagd und tatsächlich der Ausschluss aus dem Klub. 

Andi reicht Andis Lippenbekenntnis

An einen Rückritt dachte Kollross aber nicht - und offenbar auch nicht Babler. Der gab sich nämlich mit einer halbbackenen Entschuldigung zufrieden und will keine personellen Konsequenzen ziehen. Ob dies zumindest sekundär damit zu tun hat, dass Babler-Gattin Karin Blum bei der letzten Nationalratswahl im Bezirk Baden auf dem zweiten Listenplatz hinter Kollross kandidierte und ihr mögliches Nachrücken ins Parlament unweigerliche Freunderlwirtschaft-Debatten auslösen würde, die Babler im Wahljahr nicht brauchen kann, ist unbekannt. Seine Zögerlichkeit, bei solchen Entgleisungen durchzugreifen, lässt allerdings Führungsschwäche erkennen. 

Roter Ablasshandel stellt Vorfeld zufrieden

Aber Kollross ist ohnehin auf der sicheren Seite: Auch der niederösterreichische SPÖ-Chef Hergovich schwieg eisern zur Causa. Und das Vorfeld verzeiht Kollross: Die "Stiftung Común", die zuletzt in einer parlamentarischen Anfrage (!) zu einer für mangelnde Distanz zum linken Rand berüchtigten Politologin aus dem Babler-Dunstkreis "rechte Angriffe" witterte, zur großen Spenden-Keilerei aufrief, bedankte sich bei Kollross für eine Spende für Projekte gegen Frauengewalt und sah in seiner Entschuldigung vermeintliche Größe. Zur Erinnerung: Da das üppige Gehalt des Parlamentariers aus dem Bundesbudget bezahlt wird, reicht er letztendlich nur Steuergeld weiter... 

"Lord Kollross kommt"

Dass vermeintliche Feministinnen die theatralische Entschuldigung nach übergriffigem Verhalten als ausreichende Buße betrachten, ist ein besonderer Treppenwitz. Gilt das Muster des "Verzeihens gegen Blumen" denselben Kreisen doch üblicherweise als Zeichen von "toxischer Männlichkeit" aus dem Themenbereich häusliche Gewalt. Aber für die Genossen ist alles ein Sturm im Wasserglas, man versucht zur Tagesordnung überzugehen. Doch das Volk vergisst nicht: Der Spitzname "Lord Kollross" samt der Erinnerung an libidinöse, mittelalterliche Fantasien pickt wie die Unterschrift unter einem mit Insider-Wissen gespickten, roten Schrebergarten-Grundstückdeal in Wien.

Bablers Traum vom "Zufalls-Kanzler"

Babler selbst will sich mit solchen Dingen nicht weiter aufhalten: Kommen ihm doch die Gedankenspiele der übrigen Systemparteien gelegen, am Volkswillen vorbei eine Anti-FPÖ-Koalition zu zimmern. Da die SPÖ derzeit in Umfragen (abgeschlagen) auf dem 2. Platz rangiert, könnten die Deals Babler im Herbst ins Kanzleramt spülen. In seiner Neujahrsansprache sprach er trotz mauen Werten in der Nähe des historisch schlechtesten Ergebnisses bei der letzten Nationalratswahl von einer "wiedererstarkten Sozialdemokratie". Zugleich entdeckte er plötzlich sein Herz für die heimische Neutralität wieder - wohlwissend, dass das Volk sie liebt und nur die FPÖ sich dafür einsetzt.

Unter seiner Ägide brach die SPÖ zuletzt mit dem Kreisky-Vermächtnis und half, dies Neutralität mit Füßen zu treten. Um bei den Parteikadern zu punkten, warf er hierfür ohnehin so ziemlich alle seiner ehemaligen Steckenpferde über Bord: Aus dem einstigen EU-Kritiker wurde einer, der seine Partei beim Ukraine-Krieg auf Linie des Werte-Westens brachte. Der ehemalige "Milosevic-Versteher" kann sich nun für Regime-Changes begeistern, unter dem Ex-Palästina-Demogänger fliegen Israel-Kritiker aus der Partei. Als Vorbild nennt er die mutmaßlich im CIA-Einfluss stehende SPD-nahe "Friedrich-Ebert-Stiftung". Stilistisch will er sich an Ampel-Kanzler Olaf Scholz (SPD) orientieren.

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