Schwierige Bettelei für Kiew

Ukraine Machthaber in Sorge: Offensive gescheitert und 'Verbündete' werden kriegsmüde

Politik
Bild: President Of Ukraine, Public Domain, Flickr

Im Sommer war man mit hochtrabenden Plänen gestartet. Ausgerüstet mit westlichen Waffen und Geldern sollte nicht weniger als die gesamte Ukraine befreit werden. Monate später und nach hohen Verlusten steht die Front noch immer fast da, wo sie auch Monate zuvor war. Militärs sprechen bereits von einer gescheiterten Offensive. Daneben ist der Nachschub des Westens zunehemend erschöpft und in Kiew beklagt man Schwierigkeiten finanzielle Mittel zu erhalten.

Sind es nur noch Durchhalteparolen um die eigenen Truppen noch etwas bei der Stange zu halten? Wenn Ukraine-Machthaber Wolodymyr Selenski auf Twitter/X von dem NATO-Treffen berichtet, klingt es nicht anders, wie schon in den vergangenen rund 18 Monaten. Dank an die Partner für militärische Unterstützung, wichtige Schritte um den Sieg zu sichern, Unterstützung für den kommenden Winter - kurz Zusagen für weitere Unterstützung. Doch die Platte hat allmählich Risse bekommen, immerhin läuft sie auch seit dem ersten Quartal 2022 ununterbrochen.

Offensive ist gescheitert

Man kann nicht mehr völlig darüber hinwegtäuschen, dass es nicht ganz rund läuft. Die vor vier Monaten gestartete große Gegenoffensive - man träumte sogar davon die Krim zu befreien, ist faktisch gescheitert. Alle westlichen Militärlieferungen, von Helmen über Artillerie und Raketen bis zu Panzern brachten keinen durchschlagenden Erfolg. Auch der österreichische Bundesheer-Oberst Markus Reisner, der seit dem Ukraine-Krieg immer wieder als Experte befragt wird, kommt in seiner Einschätzung nicht umhin zuzugeben: "Sie ist gescheitert, vor allem aus operativer Sicht."

Daran können auch die Jubelmeldungen der Mainstreammedien von Anfang August, dass die Ukraine-Offensive Putin die Drachenzähne ausreiße, nichts ändern. Denn hinter der Dachenzahn-Linie bzw. "Höckerlinie" warteten weitere tiefgestaffelte Verteidigungssysteme, Panzergräben und andere russische Hindernisse - Der Status berichtete. Und schon zu diesem Zeitpunkt bedurfte es keiner NATO-Schulungen um festzustellen, dass die seit Anfang Juni laufende ukrainische Gegenoffensive nicht wirklich vom Fleck kommt - entscheidende Durchbrüche sehen in der Regel anders aus. Und nun kommt noch der Nahost-Konflikt hinzu, der die angespannte Versorgungslage weiter verschärft.

Mangelware Munition

Denn entgegen den vollmundigen Ankündigungen diverser Geheimdienste - vornehmlich des britischen - scheinen die Russen nicht auf dem letzten Loch zu pfeifen. Weder Raketen, noch Artilleriegranaten, noch Panzer oder sonstige Munition scheint dem Kreml wirklich auszugehen. Die Analyse des ukrainischen Militärnachrichtendienstes, dass Russland noch maximal ein Jahr durchhält, scheint eher frommes Wunschdenken gewesen zu sein. Vielmehr geht dem Westen allmählich die Luft aus. So berichtet der britische "The Telegraph", dass britische Artilleriegeschütze, die an die Ukraine geliefert wurden, nicht eingesetzt werden können, weil es schlicht an Munition mangelt. "Die Soldaten sind gezwungen, ihre Waffen weniger als einmal am Tag abzufeuern, und einige greifen stattdessen auf Feldgeschütze aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zurück", heißt es in dem Bericht, denn es mangelt an 105-mm-Granaten der Nato.

Neue "Shell-Crisis" des Westens

Dabei hatte der ranghöchste Militärvertreter der Nato bereits davor gewarnt hatte, dass dem Bündnis bald die Artilleriegranaten ausgehen würden, die es der Ukraine zur Verfügung stellen könnte. Rob Bauer, der niederländische Admiral und Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, erklärte auf dem Warschauer Sicherheitsforum, dass "der Boden des Fasses jetzt sichtbar ist" und forderte die westlichen Regierungen und Rüstungshersteller auf, die Produktion von Granaten auf ein "wesentlich höheres Tempo" zu erhöhen. Zumal viele Länder, die Artilleriegranaten an die Ukraine liefern, bereits mehr als die Hälfte ihrer Lagerbestände aufgebraucht haben. Auch ein Sprecher des britischen Verteidigungsministeriums erklärte: "Zehntausende von 105-mm-Granaten wurden der Ukraine als Teil der 300.000 Granaten, die wir bereits geliefert haben, geschenkt." Aber auch wenn die Produktion erhöht wird, befürchtet man, dass die Ukraine die Vorräte schneller verbraucht, als man sie auffüllen kann. Dabei sind Munitionskrisen in Kriegen nichts neues. 1915 mussten wegen der "Shell-Crisis" - die britische Armee hatte im Frühjahr 1915 in Frankreich einen Mangel an Artilleriegeschossen - gar Minister zurücktreten und es kam zu einer Regierungsumbildung. Also zumindest die Briten dürften noch über Problemlösungskompetenzen verfügen.

Kriegsmüdigkeit der Geldgeber

Aber auch an der finanziellen Front scheint es für die "Slava Ukraijni"-Fraktion nicht ganz rund zu laufen. Nachdem die Republikaner dem US-Haushalt weitere 24 Milliarden Dollar die Ukraine verweigerten, sprang zwar EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen sofort in die Bresche und sagte weitere 50 Milliarden Euro für Kiew zu, woher das Geld allerdings kommen soll, ist noch ungeklärt, den der EU-Haushalt ist ebenfalls erschöpft und die Mitgliedstaaten wehren sich bisher gegen weitere Geldforderungen aus Brüssel. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters beklagte auch der ukrainische Finanzminister Serhij Martschenko die Kriegsmüdigkeit der Geldgeber. "Ich sehe viel Müdigkeit, ich sehe viel Schwäche bei unseren Partnern", erklärte der Finanzminister des Hoch-Korruptionslandes am Rande des Treffens von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Marrakesch. Das Geld sitzt, wohl aufgrund eigener Baustelle, wie dem durchschlagenden Erfolg der Sanktionen auf die eigene Wirtschaft und die Inflation einfach nicht mehr so locker bei den Verbündeten - und nun kommt noch der Nahostkonflikt hinzu und die groß-angepriesenen Erfolge der ukrainischen Offensive blieben aus. Und vielleicht ist man im Westen aufgrund des monatelangen Forderungsmarathons auch einfach etwas abgestumpft für Wehklagen aus Kiew. Im Vergleich zum April müsse sich die Ukraine nun jedenfalls doppelt so stark um Hilfszusagen bemühen, bejammert Martschenko die aktuelle Situation.

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