Totale Ausräucherung

450 Bomben in 24 Stunden: So 'human' bombardiert Israel den Gazastreifen

Welt
Bild: Palestinian News & Information Agency (Wafa) in contract with APAimages, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Seit Wochen versuchen die Verfechter einer harten Vergeltung Israels nach den Hamas-Angriffen vom 7. Oktober zu behaupten, das westasiatische Land gehe mit chirurgischer Präzision vor. Die Realität zeichnet ein anderes Bild: Ohne Rücksicht auf Verluste wird die dichtbesiedelte Region bombardiert, die meisten Toten sind Zivilisten. Doch dieser Umstand wird im Werte-Westen weiterhin weitgehend heruntergespielt.

450 Bomben für "mehrere Hamas-Terroristen"

"Israel meldet 450 Angriffe auf Hamas": So titelt der österreichische Staatsfunk ORF, und erwähnt dabei, dass bei den Angriffen "mehrere Hamas-Terroristen" getötet worden seien. Macht also eine Bombe alle 3 Minuten 12 Sekunden auf ein Gebiet etwa halb so groß wie Hamburg. Immerhin wird in der Folge noch erwähnt, dass die vergangene Bombennacht eine der Heftigsten bisher war. Außerdem erwähnt wird, dass 4.104 Kinder gestorben seien. Nicht eingeordnet werden hingegen die Dimensionen: Das ist neunmal so viel wie im ersten Jahr des Krieges in der Ukraine - einem Land mit der 20-fachen Einwohnerzahlen und 500-fachen Größe.

Wie bereits in der bisher schlimmsten Bombennacht vor etwas mehr als einer Woche wurde auch diesmal ein "Kommunikationsblackout" mutmaßlich durch Israel herbeigeführt. Unter dem Vorwand, damit die Hamas zu blockieren, sind so auch Journalisten, Hilfsorganisationen, Rettungskräfte und Zivilisten von Internet und Mobilfunk abgeschnitten. Einen Tag, nachdem Netanjahu seinen Kulturerbe-Minister zurückpfeifen musste, weil dieser einen Atomschlag gegen Gaza in den Raum gestellt hatte, sind nun alle Blicke auf Israels Handeln gerichtet. 

Gnadenfrist - für Konvoi-Beschuss?

Also probiert es Israel nun mit einer Charme-Offensive. Man kommunizierte groß, dass man den Palästinensern ein vierstündiges Zeitfenster einräume, um in den Süden des Gazastreifens zu fliehen.

Und reihum wird das Narrativ, wonach die israelische Armee penibel das Völkerrecht achte, verbreitet. Dabei ist auch Südgaza unter Dauerbeschuss, selbst die Flucht-Konvois sollen angegriffen werden, wie der Journalist Florian Warweg ("Nachdenkseiten") erinnert: 

Israel und seine Telefonrechnung

Doch der Werte-Westen lässt sich eben leicht beschwichtigen. So wie der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg, der zuletzt als Beleg für das vermeintlich humane Vorgehen nahm, dass die Israelis angeblich "anrufen, bevor sie ein Gebäude bombardieren". Und weil solche Erzählungen verfangen, spielt auch Israel öffentlich damit. Man rühmt sich mit der Anzahl von SMS und Anrufen, welche man angeblich binnen eines Monats lanciert haben soll. 

Inwiefern potenzielle Kriegsverbrechen, wie es das Flächenbombardement von Siedlungsgebieten ist, weniger problematisch sind, wenn man eingepferchten Menschen ohne realen Zufluchtsort vorab noch ankündigt, dass man ihnen das Dach über dem Kopf weg bombt, steht auf einem anderen Blatt. Interessant ist auch der Schwenk zum Schutz der "unschuldigen Zivilisten", bezweifelte doch noch vor Kurzem der Staatspräsident Jitzchak Herzog persönlich, dass diese überhaupt existieren würden... 

Demo-Parolen einfach umgedreht

Weiterhin verärgert die einseitige Solidarität mit Israel viele in Europa lebende Muslime, die großen Palästina-Demos ebben nicht ab. Für viele politisch interessierte Zeitgenossen sind die Proteste zugleich ein Weckruf, dass man sich mit der Massen-Migration aus anderen Teilen der Welt vor allem auch fremde Konflikte importierte. Bei den Demos versammelt sich ein Sammelsurium an Teilnehmern.

Medial hervorgekehrt werden dabei vor allem jene, die aggressive Parolen gegen Israel rufen. Bleiben dies einmal auf, dann hilft die Mainstream-Journaille eben nach: So wiesen Teilnehmer der Demo in Berlin darauf hin, dass auch deutsche Steuerzahler die brutale Vergeltung gegen die Palästinenser mitbezahlen müssen. Die Transatlantiker-"Bild" drehte die Rufe in ihrer Bedeutung einfach um...

Frankreich verbietet "Beleidigung Israels"

Währenddessen nutzen Politiker in westlichen Staaten bereits das Hochkochen des Konflikts, um Meinungsgesetze einzuführen oder zu verschärfen - Der Status warnte bereits vor dieser Situation. In Frankreich brachten mehrere Senatoren einen Gesetzesentwurf ein, wonach die "Beleidigung Israels" mit bis zu fünf Jahren Haft oder Geldstrafen bis zu 100.000 Euro geahndet wird.

Und das soll nicht nur auf Migranten abzielen: Einer der beteiligten Senatoren der konservativen "Les Republicains" fordert die Auflösung der linkspopulistischen Partei "La France Insoumise", weil die zweitgrößte Parlamentspartei auch Verständnis für die palästinensische Sichtweise aufbringt.

Israel: Haftstrafe für Hamas-Inhalte 

In Israel selbst verschärft man in Kriegszeiten ebenfalls die Gesetze zur freien Informationsbeschaffung. Wer dort künftig Inhalte der Hamas konsumiert, wandert dort bis zu zwei Jahre ins Gefängnis, sofern dies nicht "gutgläubig" geschieht. Offenbar möchte die sogenannte "einzige Demokratie im Nahen Osten" unterbinden, dass sich das israelische Volk selbst ein Bild macht.

Nicht, dass die Bürger noch auf die Idee kommen, die eigene Regierung bekämpft in Gaza nicht nur die Hamas, sondern legt mit hartem Vorgehen gegen Zivilisten die Lunte für die nächste Eskalation des Konflikts aus. Für israelische Bürger ist die ständige Gefährdungslage längst zum Alltag geworden; doch solange eine Scharfmacher-Regierung die Geschicke des Landes leitet, ist eine friedliche Lösung leider in weite Ferne gerückt... 

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