Alexander Jungbluth im Interview

AfD-Finanzexperte erklärt: Das bedeutet die US-Bankenkrise für Europa

Meinung
Jungbluth: Facebook; Crash: Freepik; Silicon Valley Bank: Minh Nguyen, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; Komposition: Der Status

Die US-Bankenkrise schwappt nun allmählich auch auf Europa über, mit der "Credit Suisse" befindet sich bereits die erste große Bank auf unserem Kontinent in Nöten. Die Angst vor einem Überschlagen auf die wichtige, deutsche Wirtschaft ist groß, ebenso die Sorgen der Sparer, dass ihre Einlagen bald wertlos sind. "Der Status" sprach mit dem Finanz-Experten Alexander Jungbluth. Der frühere Chef der "Jungen Alternative" in Rheinland-Pfalz und studierte Wirtschaftswissenschaftler erklärt, welche Ursachen die Banken-Pleiten haben, welche Gefahren uns in Europa drohen und wie die Politik nun reagieren sollte.

Der Status: Wie dramatisch schätzen Sie die Vorgänge rund um die US-Bankencrashs ein? Was sind die Ursachen?

Jungbluth: Die betroffenen "Silicon Valley Bank" und "Signature Bank" agieren in speziellen Marksegmenten, insbesondere im Bereich der Start-Ups. Die Ursache des Crashs etwa bei der Silicon Valley Bank ist, dass viele Startups ihre Mittel bei der Bank abgehoben haben und die Bank gezwungen war, Anleihen zu unwirtschaftlichen Kursen zu verkaufen, was die Bank nicht verkraftet hat. Aufgrund dieses doch spezifischen Crashs versuchen einige zu beschwichtigen, dass die Auswirkungen auf andere Banken mit meist breiten Geschäftsgebieten gering sind. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass auch Schocks in einzelnen Bereichen die Banken- und Wirtschaftswelt ins Wanken bringen können.

Welche Auswirkungen erwarten Sie aufgrund der US-Bankenkrise für Deutschland? Weitere Bankencrashs?

Die starken Reaktionen an den Kapitalmärkten, auch in Deutschland, zeigen, dass es bereits Auswirkungen gibt. Dass etwa der Finanzkrisenstab der Bundesbank über die Folgen des Kollapses berät, macht deutlich, wie angespannt die Lage ist. Fraglich wird nun sein, wie stark sich ein Domino-Effekt entwickelt. Sollte dieser groß sein und sollte sich die US-Bankenkrise weiter verschärfen, wird das globale Probleme für die Wirtschaft zur Folge haben, auch in Deutschland.

Sollen Banken staatlich gerettet werden? Wenn ja, unter welchen Konditionen? Wenn nein, warum nicht?

Die Rettung von Banken stellt eine Privilegierung gegenüber anderen Marktteilnehmern dar, die nicht zu rechtfertigen ist. Es sollte daher jetzt schon das klare Signal gesendet werden, dass man Banken nicht rettet. In der Bankenkrise 2008 haben die Vereinigten Staaten Lehman Brothers pleite gehen lassen, was eine richtige Entscheidung war. So sollte man im Ernstfall auch hier reagieren.

Was fordert die AfD von der Bundesregierung bzw. was fordern Sie?

Die Einhaltung und Überprüfung der Stabilitätskriterien sind nun besonders wichtig. Wenn es zu einer Verschärfung der wirtschaftlichen Situation kommt, müssen die Banken so stabil sein, dass Sie diese überstehen. Dies liegt sowohl im Eigeninteresse der Bank, als auch im Interesse der Volkswirtschaft insgesamt.

Wie sollte die EU reagieren?

Überhaupt nicht! Die Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft, die die EU in den vergangenen Jahren betrieben hat, waren zum großen Teil kontraproduktiv. Beispielsweise hat der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM), ein großes Projekt um überschuldete Mitgliedstaaten zu unterstützen, letztlich dazu geführt, dass neue Anreize zur Schuldenaufnahme geschaffen wurden. Wie so oft zum Nachteil Deutschlands. Man ist also gut beraten, wenn man Maßnahmen im Falle von Krisen bei den Nationalstaaten belässt.

Man munkelt, es könne die verdeckte Absicht der Einführung der Digitalwährung hinter dem Crash stecken. Wie stehen Sie dazu?

Dass ein Crash initiiert wurde, halte ich für unwahrscheinlich. Dennoch ist es so, dass gesellschaftliche Unsicherheiten seitens der politischen Verantwortlicher zunehmend dazu genutzt werden, fragwürdige Konsequenzen zu rechtfertigen. Man erinnere sich nur die Corona-Hochzeit. Gut möglich also, dass man den aktuellen Crash als Anlass nehmen könnte, die angebliche Notwendigkeit der Einführung der Digitalwährung zu begründen. Dass durch die Einführung der Digitalwährung eine Volkswirtschaft stabiler wird, ist natürlich Unsinn.


Zur Person: 

Alexander Jungbluth (MSc), Jahrgang 1987, studierte Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der FernUniversität Hagen. Mehrere Fortbildungen, insbesondere im Bereich der Finanzwissenschaft. Aktuell ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Münzenmaier für die Bereiche Finanzen, Bauen, Landesthemen und wissenschaftlicher Autor für das MIWI Institute for Market Integration and Economic Policy. Zuvor war er bereits wissenschaftlicher Mitarbeiter der rheinland-pfälzischen Landtagsfraktion für den Bereich Haushalt und Finanzen. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit der Währungsproblematik um den Euro. 

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