Für humanitäre Helfer

Nach Internet-Abschaltung: Musk will Starlink für Gaza - Israel tobt

Welt
Gaza: Palestinian News & Information Agency (Wafa) in contract with APAimages, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0; Musk: U.S. Air Force photo by Trevor Cokley, Wikimedia Commons (public domain); Starlink-Schüssel: Tony Webster, Flickr, CC BY 2.0; Wellen: Freepik; Komposition: Der Status.

Entgegen der Ankündigung, bei seiner Vergeltung mit "größter Präzision" vorzugehen, bombt Israel im großen Stil die Wohngebiete & Infrastruktur in Gaza nieder. In der Nacht auf Samstag, als besonders massives Bombardement stattfand, brachen Internet und Mobilfunk zusammen, was auch internationale Helfer und Medien vor ein Problem stellte. Wie bereits im Ukraine-Krieg erklärte sich Elon Musk bereit, mit seinem "Starlink"-Satellitennetzwerk einzuspringen. Israel ist über die Ankündigung zutiefst empört.

Musk: Starlink für Hilfsorganisationen

Gerade in Kriegszeiten ist die Aufrechterhaltung der Kommunikationstechnik von großer Bedeutung, auch für die Sicherheit der Zivilbevölkerung. Vor diesem Hintergrund sprang der Twitter/X- & Tesla-Chef mit dem "Starlink"-System seines Unternehmens "SpaceX" bereits nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ein und stellte es im Land kostenlos bereit. Als das Land das System hingegen für einen Drohnenangriff auf russische Einheiten außerhalb seines Territoriums verwenden wollte, legte sich Musk quer und drohte mit Abschaltung, wodurch das Manöver verhindert wurde. 

Die ursprüngliche Bereitstellung wiederum wurde seinerzeit im Westen groß applaudiert, und sogar das US-Verteidigungsministerium "Pentagon" und die Regierungen anderer Länder unterstützten die Initiative, kam es doch den nach ihrer Ansicht nach "Guten" zugute. Doch Musk - generell kein Freund von Tugendhuberei - hält wohl nichts von einer Universalität westlicher Werte, ihm geht es um die Aufrechterhaltung verlässlicher Infrastruktur. Und so reagierte er auf politische Aufrufe, das System auch im Gazastreifen zu aktivieren, aufgeschlossen. Wenn es nach ihm geht, sollen anerkannte internationale Hilfsorganisationen das Starlink-Netz in Gaza nützen können. 

Politikerin warnte: Gefahr für Unschuldige

Vorausgegangen waren Meldungen vom UN-Welternährungsprogramm, der WHO und des UN-Kinderhilfswerks Unicef, zu seinen Mitarbeitern in der Region keinen Kontakt mehr zu haben. Die demokratische US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez, die sich seit Jahren für die Belange der Palästinenser einsetzt - und dafür ebenso lange teils berechtigte, teils aber überbordende Kritik einsteckt - warnte: "Journalisten, medizinische Fachkräfte, humanitäre Bemühungen und Unschuldige sind gefährdet."

Sie erinnerte daran, dass die USA in der Vergangenheit ähnliche Angriffen auf die kritische Infrastruktur verurteilt hätten. Zuletzt waren sie allerdings eines von nur 14 Ländern die gegen eine UNO-Resolution für eine humanitäre Feuerpause stimmten. Detail am Rande: Auch Österreich gehörte als einzige Nation unter den neutralen Staaten der Welt zu den Ablehnern dieser Resolution zum Schutz der Zivilbevölkerung - Der Status berichtete

Offizielles Israel über Musk-Angebot sauer

Gar keine Freude mit der Ankündigung, zumindest rudimentäre Infrastruktur im Gazastreifen aufrecht zu erhalten, hat man beim offiziellen Israel - und das, obwohl Musk glasklar nur von einer Teil-Öffnung seines Systems für humanitäre Zwecke sprach. Kommunikationsminister Schlomo Karhi erklärte: "Israel wird alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Idee zu bekämpfen." Begründet wird dies damit, dass die "Hamas das System für terroristische Aktivitäten" verwenden würde. Er forderte von Musk, die Bereitstellung an die Forderung nach der Freilassung aller israelischen Geiseln zu koppeln. Bis dahin werde sein Ressort jedenfalls "jede Verbindung zu Starlink kappen". 

Wollte Israel eigene Brutalität verheimlichen?

Kritische Stimmen hatten zuvor bereits den Verdacht geäußert, dass die Abschaltung des Internets in Gaza keine versehentliche Kriegsfolge ist, sondern eine absichtliche Taktik Israels war, um sein knallhartes Vorgehen bei den Vergeltungsschlägen zu verschleiern.

Auch die Verbindung zu Journalisten, welche die Situation vor Ort dokumentieren, brach in diesem Zeitraum ab

Tatsächlich wurden ausgerechnet in der Nacht, als die Internetverbindung in Gaza ausfiel, besonders schwere Bombardements geflogen. Nach und nach taucht Material auf, das aus der Zeit der Internet-Downtime stammen soll. 

Der Umstand, dass Israel das Internet in der Region mittlerweile wieder funktionsfähig machte, unterstreicht die These, dass Israel entscheiden will, was überhaupt gesehen werden darf und kann. Auch die Deutung, dass diese temporäre Wiederanschaltung nur dem Erkenntnisgewinn der israelischen Armee dienen soll, taucht nun auf. 

Ein morbider Treppenwitz war vor diesem Hintergrund, dass das offizielle Israel am Samstag ein englischsprachiges Video-Statement im Netz teilte, welches die Bevölkerung Gazas erneut zur Evakuierung von Nordgaza aufrief. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte die Zivilbevölkerung vor Ort wegen der gekappten Internetverbindung gar keine technische Möglichkeit, dieses anzuschauen... 

Gaza gleicht einem Trümmerfeld

Schockierende Bilder dokumentieren mittlerweile, dass das Bombardement Israels keineswegs mit "größter Präzision" stattfindet. In nur zwei Wochen wurden bereits über 7.000 Palästinenser getötet, darunter viele Kinder. Würde man diese Rate auf die Bevölkerungszahl Deutschlands hochrechnen, wären es über 280.000 Menschen - also etwa eine Stadt von der Größe Wiesbadens. Die folgenden Luftbilder entstanden übrigens noch vor der jüngsten verheerenden Bombennacht: 

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