Arbeiten bis zum Umfallen

Brisante Studie zu Renteneintrittsalter: Länger Arbeiten heißt früher sterben

Soziales
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Immer wieder wird derzeit über einen späteren Rentenbeginn debattiert. Die Menschen sollen doch gefälligst länger arbeiten. Zum einen, um mehr in die Rententöpfe einzuzahlen und zum weiteren, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Doch eine aktuelle Untersuchung zeigt nun: Wer länger arbeitet, stirbt auch früher. Eine Erhöhung des Rentenalters führt offenbar zu einer geringeren Lebenserwartung.

"Denn einst ist sicher: Die Rente", mit diesem Spruch hatte CDU-Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm noch 1986 für die Rentenversicherung geworben. Sicher ist allerdings nur, dass nichts sicher ist. Nicht nur in Frankreich, wo seit Wochen protestiert wird, soll das Rentenalter steigen. Auch in Deutschland wird heiß diskutiert, das Rentenalter an die höhere Lebenserwartung anzupassen. Damit sollen nicht nur die zunehmend klammen Sozial- und Rentenkassen entlastet werden - man verspricht sich davon zugleich eine Lösung des Fachkräfteproblems. Denn vor allem in den kommenden Jahren werden sich geburtenstarke Jahrgänge in den Ruhestand verabschieden.

Wer früher stirbt ist länger tot

Doch nun wurde eine brisante Studie veröffentlicht, die einem Zusammenhang mit einem höheren Renteneintrittsalter und einer früheren Sterblichkeit herstellt. Denn eine Untersuchung der Universitäten Mannheim und Bonn kommt zum Schluss: Die Abschaffung der vorgezogenen Altersrente erhöht das Sterberisiko. Für die Untersuchung haben die Forscher auf spanische Versicherungsdaten zurückgegriffen und diese analysiert.

Spanien bot sich deshalb hervorragend an, weil dort 1967 eine große Rentenreform stattfand. Diejenigen, die vor dem 1. Januar 1967 eingezahlt hatten, konnten weiter mit 60 Jahren freiwillig in Rente gehen. Diejenigen, die erst nach diesem Stichtag ihre ersten Beiträge leisteten, mussten hingegen bis 65 arbeiten, bevor sie freiwillig eine Rente beanspruchen konnten. Und die Ergebnisse sind eindeutig.

Geringere Lebenserwartung

Die Forscher kamen aufgrund der Daten zu dem Ergebnis, dass selbst eine Verzögerung beim Ausscheiden aus dem Erwerbsleben das Risiko für ein vorzeitiges Ableben zwischen 60 und 69 Jahren um 4,2 Prozentpunkte (oder 43 Prozent im relativen Verhältnis) erhöht. Noch höher ist der Wert beim Verlust eines vorzeitigen Renteneintritts bei körperlich anstrengenden Berufen. Bei Arbeitern mit niedrigem Qualifikationsniveau - und dies sind häufig diejenigen, die körperlich anstrengende Tätigkeiten ausführen - erhöht sich die Sterblichkeit zwischen 60 und 69 Lebensjahr sogar um 5,4 Prozentpunkte. 

Entscheidend seien demnach also die Arbeitsbedingungen in den letzten Berufsjahren, also körperliche und psychosoziale Belastungen, das Selbstwert-Gefühl bei der Arbeit und das Qualifikationsniveau. "Diese Ergebnisse zeigen, dass es keine einheitliche 'Pauschallösung' für den Ruhestand geben kann. Wir stellen fest, dass eine Politik, die den Zugang zum Vorruhestand generell abschafft, die sozioökonomischen Ungleichheiten bei der Lebenserwartung verschärfen kann", so die Schlussfolgerung der Forscher.

"Sozialverträgliches Frühableben" statt Rente

Zugleich wurde aber auch deutlich, dass Personen, die gemächlich aus dem Arbeitsleben ausschieden - etwa mit einer Altersteilzeit - eine niedrigere Sterblichkeitsrate aufzuweisen hatten. Mittlerweile scheint jedoch den Politik den Trend zu mehr Arbeit vorschreiben zu wollen. Irgendjemand muss ja schließlich das Steuergeld erwirtschaften, welches mit vollen Händen ausgegeben wird oder in den immer größer werdenden Verwaltungsapparat fließt. So gab es zuletzt gar den Vorschlag, einen Feiertag zu streichen, um damit die weitere Aufrüstung und auch die Ukraine zu finanzieren.

Auch bei den Rentenplänen wird es die Politik wenig kümmern, dass sich derzeit die vorgezogene Rente mit 63 in Deutschland großer Beliebtheit erfüllt. Vielmehr wird man ein höheres Renteneintrittsalter durchsetzen, auch nachdem man nun schwarz auf weiß hat, dass dies das "sozialverträgliche Frühableben" - das Unwort des Jahres 1998 - fördert. Denn wenn länger eingezahlt und dann kürzer ausgezahlt werden muss, bessert sich sicher auch die Situation der Rentenkassen.

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