Gegen Woke-Einschüchterung

Exklusiv-Interview: LINKE-Politiker Dehm zur Strafanzeige gegen ARD

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ARD-Logo: Wikimedia/JulianFun123, CC BY-SA 4.0; LINKE-Logo: Public Domain/CC0; Silbereisen: Screenshot: Youtube/Mein Herz schlägt Schlager; Komposition: Der Status

"LINKE"-Mitgründer Dr. Diether Dehm reicht es mit dem Woke-Diktat: Nachdem Silbereisen aus seinem Hit "1000 Mal berührt" die "Indianer" zensierte, erstattet dieser Strafanzeige: Gegen die ARD! Bernadette Conrads sprach für den Status exklusiv mit dem "LINKE"-Politiker über seine Beweggründe.

Er legt sich gerne mit den ganz Großen an: Dr. Diether Dehm (DIE LINKE). Seit Jahren führt er überdies einen erbitterten Kampf gegen Wikipedia. Denn diese, so Dehm, sei geheimdienstlich beeinflusst und zensiere in ihren Einträgen Oppositionelle! Und so auch ihn. Bereits seit seinem 16. Lebensjahr befinde er sich im Widerstand, wie er schildert. Nachdem ARD-Moderator Florian Silbereisen nun den von ihm geschriebenen Mega-Hit "1000 Mal berührt" in der ARD vorführte und dabei wichtige Passagen strich ("Erinnerst du dich, wir haben Indianer gespielt"), zeigte der Song-Autor Dr. Dehm nun auch die ARD aufgrund von Urheberrechtsverletzung an. Der Status berichtete vergangene Woche über die Causa. 

ARD: Einschüchterung von oben? 

Im Exklusiv-Gespräch stellt der LINKE-Mitgründer und Musikproduzent noch einmal klar:

"Auch die ARD trifft hier eine Mitschuld. Ich habe auch in meiner Strafanzeige geschrieben, dass [...] das zu prüfen sei." Doch Dehm vermutet als Motiv für den Urheberrechtseingriff die "woke Sprachzensur". Zwar habe sich Silbereisens Manager telefonisch bei Dr. Dehm bereits entschuldigt. Doch Dehm erwartet sich ein gemeinsames Gespräch, bei dem der Song-Writer gegenüber Silbereisen klarstellen will, dass "auch ein Schlagerstar eine große Verantwortung dafür trägt, dass Menschen nicht eingeschüchtert werden."

Dehm, der davon ausgeht, dass die Zensur von der Spitze des Apparats - also direkt von der ARD - angeordnet worden sein könnte, schildert: "Die Einschüchterung geht um in diesem Land. Ob das Corona, ob das der Ukraine-Krieg, ob das auch die Bewältigung der Finanzkrise ist, ob das Gendern ist: Es kommt von oben. [...] Es wird von oben etwas aufgezwungen, es soll umerzogen werden."

Ungewöhnliche Ansichten: Parteiausschluss droht

Diether Dehm, der "DIE LINKE" mitgründete und bis 2021 für sie im Bundestag saß, leistete auch Widerstand gegen die Corona-Impfpflicht und demonstrierte entschieden gegen die Maßnahmen. Er spricht sich gegen die mRNA-Impfstoffe aus und warnt vor deren schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Anders hält es der Musikproduzent mit dem russischen Sputnik-Impfstoff, den er sich sogar selbst verabreichen ließ. Heute ist die Partei der Meinung, er würde gegen deren Grundsätze verstoßen, weswegen ihm seit November der Parteiausschluss droht. Man fürchte weiters eine Konkurrenz-Kandidatur durch den rebellischen Linken. 

Corona-Parallelen zu DDR-Spitzeltum

In der Vergangenheit war Dehm mitunter von Erika Steinbach (damals noch bei der CDU) vorgeworfen worden, er hätte für die Stasi gespitzelt. Diesen Vorwurf bestreitet der linke Revoluzzer entschieden: Er könne durch Dokumente nachweisen, dass er in der DDR selbst als Staatsfeind gegolten habe, so Dehm. Zwar habe er die BRD abgelehnt und die DDR in gewisser Weise idealisiert, doch das Spitzeltum lehne er ab. Angewidert schildert Dehm gegenüber Der Status, wie ihn so manch selbsternannter Masken-Kontrolleur in den öffentlichen Verkehrsmitteln an die Stasi-Methoden der Deutschen Demokratischen Republik erinnere.

Die Geheimdienste und Wikipedia

Wikipedia würde den Politiker dennoch heute noch zu Unrecht in das Stasi-Licht rücken und die Aufnahme seiner Stasi-Akte verweigern. Für den Marxisten ist klar: Der BND habe als Zusammenschluss zwischen der CIA und dem Nazi-Geheimdienst-Organisator Gehlen die Absicht, Oppositionelle in ein schlechtes Licht rücken. Heute würde der BND auch die Wikipedia kontrollieren, ist sich Dr. Dehm, der seit Jahren einen verbitterten Kampf gegen die Enzyklopädie führt, sicher.

Hierfür würde ein reger Personal-Austausch zwischen CIA und BND stattfinden, da der BND als Auslandsgeheimdienst im Inland offiziell nicht spionieren darf. Der "LINKE"-Politiker stützt sich auf die Recherchen des Geheimdienstforschers Erich Schmidt-Eenboom und empfiehlt im Speziellen das Buch: "Wie der BND die deutschen Medien steuert". Darin sei nachzulesen, wie  Mainstream-Medien durch den BND abgehörte Telefonate vom Geheimdienst zugespielt bekämen, um diese zu kampagnisieren.

Links, rechts, Querfront?

Zuerst parteipolitisch oftmals zurückhaltend, plaudert Dr. Diether Dehm im exklusiven Gespräch mit Der Status letztlich doch noch aus dem Nähkästchen. Der erfolgreiche Musikproduzent, der als Vertrauter von Sahra Wagenknecht gilt, betont, durchaus auch Differenzen mit dieser zu haben. So bezeichnet er sich mit Überzeugung als Lifestyle-Linker. Dabei verfasste Wagenknecht in ihrem Bestseller "Die Selbstgerechten" die wohl tiefgreifendste Kritik an ebendiesem Milieu. Aus seiner Sicht sei "DIE LINKE" jedoch aufgrund ihrer Anpassung an das System so weit in den Umfragewerten abgestürzt. Er kritisiert die linke Zuwendung zum Gendern und die Übernahme grüner Politik durch jene Partei, die er einst mitgründete.

Das Rechts-Links-Schema hält Dehm für überholt. Doch trotz der vielen Schnittmengen, wie etwa der entschiedenen Kritik an der Corona-Politik und am "Gender-Wahnsinn", komme eine Zusammenarbeit mit der AfD für Dehm vorerst nicht in Frage. Denn eine solche verlange aus seiner Sicht die entschiedene Abkehr vom Neoliberalismus, Verständnis für die Folgen des Holocaust sowie das Eintreten für den Frieden mit Russland und das Einstehen für Zivilisation, Solidarität und Humanismus. "Da ist mir schon wichtig, dass ich Marxist bin und bleibe."

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