Jahrelange Wartelisten

Holländer diskriminiert: Asylanten haben Vorrang bei Sozialwohnung

Soziales
Wohnbauten: Rob Oo, Flickr, CC BY 2.0; Symbolbilder (2): Freepik; Komposition: Der Status.

Auch in den Niederlanden wird das alltägliche Leben immer mehr zum Luxus. Wohnraum wird zunehmend knapper, dies gilt insbesondere für Amsterdam. In der Hauptstadt, die ohnehin ein teures Pflaster ist, herrscht akuter Wohnungsmangel, tausende Menschen befinden sich auf einer Warteliste für eine Sozialwohnung. Nun stellt sich heraus: Weil es für Migranten nach Zuerkennung ihres Asylstatus einen Rechtsanspruch auf eine eigene Wohnung gibt, werden diese bei der Wohnungsvergabe systematisch bevorzugt.

Asylanten bei Wohnungsvergabe bevorzugt

Wie niederländische Medien berichten, gingen im Jahr 2022 etwa nur 22 von 9.500 frei werdenden Mietwohnungen in Amsterdam an Personen, die seit Jahren auf der Warteliste stehen. Zugleich bejubelt man den Umstand, dass man in den ersten drei Monaten dieses Jahres immerhin 271 Wohnungen an Asylberechtige habe vermitteln können - und moniert zugleich, dass in den nächsten zweieinhalb Monaten noch 2.048 weitere Asylanten untergebracht werden müssten. Ein Bürger macht seinem Unmut in einem viralen X-Beitrag Luft: "Holländische Wohnungssuchende, die kein Haus kaufen können, werden auf schändliche Weise diskriminiert."

Er ist nicht der einzige, der den Schiefstand beklagt. Eine weitere Nutzerin etwa - von der allerdings nicht bekannt ist, auf welche niederländische Stadt sie sich konkret bezieht - meint: "In meinem Heimatort habe ich gestern gehört, dass jede neue Wohnung an Asylberechtigte gehen muss, weil aktuell 300 von ihnen auf eine Wohnung warten. Währenddessen warten aber auch gut 3.500 Wohnungssuchende, die in dieser Stadt geboren wurden, auf eine Mietwohnung." 

Jeder weiß es - bestenfalls wird verdreht

Eine weitere Bürgerin klagt: "Der Wohnungsmangel führt dazu, dass Leute teilweise 15 bis 20 Jahre auf einer Warteliste stehen. Asylberechtigte haben Vorrang: Die Politik sieht also tatsächlich vor, das einer Gruppe mehr Wohnungen zugewiesen werden als der anderen, das ist unfair." Ihre Kontrahentin in der Diskussion stellt dies nicht in Abrede: "Das weiß ich, aber das ist Schuld der Politik, den Asylwerbern die Schuld zu geben, ist aber auch falsch - sie haben die Wohnpolitik nicht beschlossen. Es müsste viel mehr gebaut werden." Allerdings ist es auch die Schuld der Politik, dass offene Grenzen und Massen-Migration von Asylanten diese Verteilungskämpfe erst befeuern.

Manche Medien gehen indes dazu über, ein absurdes Reframing zu betreiben, das erst der Einordnung aufmerksamer Bürger bedarf. So war etwa in einem Artikel, der es darstellen wollte, als wären Asylanten die Leidtragenden der Situation, zu lesen: "Beinahe 35% mussten drei Monate oder länger auf eine Unterkunft warten. Knapp ein Viertel musste drei Monate bis ein halbes Jahr arbeiten."

Ein Nutzer klärt auf, was diese Statistik in Wahrheit bedeutet: "Mit anderen Worten: Etwa 60% kriegen innerhalb eines halben Jahres eine Wohnung. Das ist etwas, von dem die meisten Niederländer nicht einmal zu träumen wagen."

Wohnungsziel verfehlt - auch dank "Green Deal"

Auch der Politik ist die Problematik seit Jahren bekannt, im Vorjahr berichteten Medien darüber, dass bis 2030 alleine in Amsterdam ein Wohnungsmangel von 10.000-15.000 Wohnungen alleine für nicht näher beschriebene "gefährdete Gruppen" vorausgesagt wird. Die für sozialen Wohnbau in der Stadt zuständigen Grünen beteuerten, neue Wohnungen bauen zu wollen und auf leeren Wohnungsbestand zu setzen. Man erhöhte die ohnehin umstrittene Leerstandsabgabe empfindlich, aber ohne große Wirkung. 

Es kommen nämlich auch die Verpflichtungen der Bundespolitik, sich den Gebäude-Emissions-Richtlinien des EU-"Green Deal" zu unterwerfen, dazu. Dies führt in der Baubranche zu großer Unsicherheit, es wird immer weniger gebaut. Die infolge der Selbstmord-Sanktionen gestiegenen Energiepreise tun das Übrige. Vom Plan der Regierung von WEF-Ex-Premier Mark Rutte, jährlich 900.000 Wohnungen zu bauen, blieb wenig übrig: Im Jahr 2022 waren es letztendlich nur 78.000 neue Wohnungen.

Perfider Teufelskreis gängelt Bürger

Das Resultat: Akute Wohnungsnot - im ganzen Land sollen 400.000 Wohnungen fehlen. Dazu kommen regelrechte Mondpreise für Mietwohnungen, gerade rund um Amsterdam. Selbst für eine Zwei-Zimmer-Wohnung außerhalb des Stadtkerns sind am freien Markt deutlich über 1.000 Euro, oft sogar deutlich über 1.500 Euro pro Monat hinzublättern, im Schnitt geben die Menschen dort die Hälfte des Haushaltseinkommens für die Miete aus. Eine Sozialwohnung darf hingegen maximal 808 Euro kosten.

Will man mehr verdienen, um Annehmlichkeiten jenseits "Wohnen, Heizen, Essen" zu haben, fällt man aber aus dem System: Ab 44.000 Euro brutto pro Jahr an Haushalts-Einkommen erlischt der Anspruch auf eine Sozialwohnung. Sobald beide Elternteile also Vollzeit arbeiten gehen, wird's mit dem Platz auf der langen Warteliste knapp. Familien werden so in den freien Markt getrieben, wo die Preise dadurch noch einmal anziehen. Ein brutaler Teufelskreislauf nach dem Prinzip: "Du wirst nichts besitzen."

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