Ist Hamburg dann noch Hamburg?

"Die Zukunft gehört dem Quran": Aufregung um Islamisten-Demo in Hamburg

Politik
Nikolaifleet: Oxfordian Kissuth, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0; Sharia-Symbolbild: Freepik; Screenshot: Twitter; Komposition: Der Status

Samstag Nachmittag in Hamburg: Auf dem Steindamm - einer der bedeutendsten Hauptstrassen der Hansestadt - findet eine Machtdemonstration radikaler Islamisten statt. Grund ist die Verbrennung eines Korans bei einer Demonstration in Schweden. Das Motto der Islamisten: "Die Zukunft gehört dem Quran!" Selbst der Verfassungsschutz warnte im Vorfeld vor der Demonstration der Extremisten, die - anders als regierungskritische Proteste im Vorjahr - problemlos stattfinden durfte...

Islamisten-Demo in der Hansestadt

Hätte die Regierung strenge Einwanderungsregeln umgesetzt, dann wäre Hamburg vielleicht auch noch Hamburg, werden sich viele Bewohner der Stadt am Samstag Nachmittag gedacht haben. Denn da zogen rund 3.500 Islamisten durch die Straßen der Hafenstadt. Die "Bild"-Zeitung nannte es eine "Machtdemonstration der Radikalen". Und das war es augenscheinlich auch. Die Bilder und Videos der Kundgebung auf Twitter wirken aggressiv und so gar nicht nach dem Islam, der nach der Ansicht vieler Politiker "zu Deutschland gehört".

Streng getrennt stehen Männer und Frauen auf dem Steindamm. Auslöser für die Demonstration war eine Koran-Verbrennung in Schweden.

Die Redner wurden mit Allahu akbar-Rufen angefeuert.

Verfassungsschutz warnte vor Islamisten-Demo

Dass die Demo stattfinden konnte, wird von vielen als ein Skandal gesehen. Denn laut dem Hamburger Verfassungsschutz steht hinter der Kundgebung gegen die Koran-Verbrennung das islamistische Netzwerk Muslim Interaktiv (MI), welches dem ideologischen Umfeld der verbotenen Hizb ut-Tahrir (HuT) zugeordnet wird, die ein Kalifat errichten will. Und diese Gruppierung will "eine Gesellschaft durchsetzen, die mit unserer Demokratie absolut unvereinbar ist", erklärte Verfassungsschutz-Sprecher Marco Haase gegenüber dem Boulevardblatt. Und auch der Hamburger Antisemitismus-Beauftragte Stefan Hensel konstatierte: "Es geht den Organisatoren nicht um Meinungsfreiheit oder Religionsfreiheit, sondern darum, extremistische Gedanken zu verbreiten."

Vor allem ist es aber zweierlei Maß: Denn während sich die Behörden hinter der Gesinnungsfreiheit des Versammlungsrechts verstecken, sah es noch vor einem Jahr ganz anders aus. Als friedliche Bürger Ende Jänner des Vorjahres in der Hansestadt gegen die staatlichen Corona-Schikanen demonstrieren wollten, verboten die Behörden den Protest kurzerhand. Auch wenn tausende Menschen trotzdem ihren Unmut kundtaten, bleibt ein schaler Beigeschmack. Im Klartext heißt dies allerdings auch: Im angeblich "freiesten Deutschland aller Zeiten" hält man Regierungskritiker offenkundig für gefährlicher als radikale Islamisten. 

Weder Ross noch Reiter nennen

Während "Bild" und manche andere Zeitungen die wahren Geschehnisse offen beim Namen nannten, werden sie in anderen Zeitungen im Text versteckt. Dort klingt es dann geradezu beschönigend, wenn es in der Überschrift heißt: "3500 Menschen bei Demo gegen Koranverbrennung in Hamburg". Die radikal-islamische Variante will man den Lesern wohl nicht zu offene zumuten, schließlich würde dies die eigene Weltanschauung durcheinanderbringen. Dies erinnert ein bisschen an die Debatte um den Waldhäusl-Sager in Österreich ("Dann wäre Wien noch Wien".), den das Establishment rundum als vermeintlich "rassistische" Entgleisung brandmarkten, weil er Überfremdung ansprach. 

Diejenigen, die zuerst einen Bevölkerungsaustausch immer in Abrede stellen, feiern ihn plötzlich. Aber auch bei anderen Dingen steckt man in Österreich den Kopf noch in den Sand, trotz Ausschreitungen zu Halloween, Silvester oder einem islamistischen Anschlag in der Bundeshauptstadt. So heißt es bei dem deutschen Boulevardmedium:  "...ein Hetzer auf der Bühne heizt der Menge mit erhobenen Zeigefinger ein. Die Schilder wurden von der Bühne ausgegeben, nach 1,5 Stunden war der Spuk vorbei." Apropos erhobene Zeigefinger: Die tauchten im Zuge der Waldhäusl-Debatte auch in Österreich auf, sogar seitens einer Grünen-Politikerin. Aber wenn es gegen die richtigen geht, werden sie schnell ignoriert.

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten