Lang genug gehetzt: Karli, steck' dir deine Versöhnung in den Allerwertesten!
Man möge mir die rüpelhafte Überschrift nachsehen, aber das passt wahrlich auf keine Kuhhaut. Nach drei Jahren der völlig evidenzfreien Gängelungen, Schikanen und Spaltungen stellt sich der ehemalige "Flex"-Minister und heutige Kanzler hin und fordert allen Ernstes die "Versöhnung". So, als wäre nichts gewesen: Einfach Schwamm drüber, weil die Regierung in ihrem Wahl- und Umfragen-Desaster kapiert hat, dass auch Ungeimpfte wählen dürfen? Aber ich bin wohl bei Weitem nicht der einzige Österreicher, der hier eher einen manifesten Mangel an Versöhnung hat.
Keine Vergebung für Menschenverachtung
Nein, ich bin weißgott kein nachtragender oder rachsüchtiger Mensch. Viele meiner Freunde werden bestätigen, dass ich zwar einerseits ein furchtbarer Sturkopf sein kann, aber andererseits nach einem Streit vielleicht sogar zu vorschnell den ersten Schritt auf mein Gegenüber zugehe. Jede Form der Dissonanz mit meinen Mitmenschen nimmt mich auf persönlicher Ebene mit. Das Streben nach Harmonie: Es ist eine alte "Waage-Krankheit", sagen astrologisch interessierte Leute aus der Generation meiner Mutter. Ich trage "mein Herz oft auf dem Ärmel" und es muss schon wirklich viel passieren, dass ich ein Friedensangebot ausschlage, selbst wenn ich es nur für "halb aufrichtig" halte.
Doch diese erbarmungslose Regierung hat es geschafft, mich nachhaltig mit Ärger zu beseelen. Ihr menschenverachtendes Handeln gegenüber weiten Teilen des Volkes kann ich weder vergessen, noch vergeben. Dafür hat sie zu viel Leid über Menschen gebracht. Und zwar nicht nur über Menschen aus meinem direkten Umfeld, sondern über unzählige Menschen, denen ich erstmals über den Weg lief. Denen die Verzweiflung über die Situation ins Gesicht geschrieben war und drohte, ihnen jede Hoffnung zu rauben. Die infolge der staatlichen Schikanen von Freunden und Familie ausgestoßen wurden, ihre Arbeit oder Existenz verloren. Die darüber weinten, was man ihren Kindern tagtäglich zumutete.
"Ungeimpfte" waren Sündenbock für alles
"Danke, dass Ihr die Wahrheit schreibt! Ihr seid unsere einzigen Verbündeten, unsere letzte Hoffnung in dieser dunklen Zeit": Diese Worte hörten ich und meine Kollegen in der freien Medienszene regelmäßig, wenn uns auf Demos, bei Veranstaltungen, ja beim zufälligen Wiedererkennen im Supermarkt, die Menschen um den Hals fielen. Die übrigens umgekehrt auch uns die Kraft gaben, weiterzumachen und gegen all die Hetze und Lügen anzuschreiben. "Widerstand ist abgesagt, wir sind müde": Das kam für uns nie infrage, denn es ging um unser aller Freiheit. Da fällt einem der Stift nicht um eine bestimmte Uhrzeit aus der Hand. Wirklich abschalten konnte ohnehin keiner von uns.
Denn die Drohgebärden auf allen Kanälen waren omnipräsent. Nach einem langen Arbeitstag kam ich nach Hause zu meiner Herzallerliebsten, die als ungeimpfte Bayerin in der von Schallenberg befohlenen "ungemütlichen" Zeit in der Sorge leben musste, ihre Familie wegen Mücksteins absurder und noch in Rauchs ersten Monaten beibehaltener "2G-Plus-Regel" bei der Einreise sehr lange nicht wieder sehen zu dürfen. Die "Ungeimpften" waren der Sündenbock für alles, wurden von der Politik sogar als "Todesengel" beschimpft. Sie durften keine Socken kaufen, keinen Kaffee trinken, keine Fahrprüfung ablegen, nicht zum Friseur. Nur arbeiten durften sie - und da mussten sie sich "reintesten".
Total-Eskalation: Alles für den Stichzwang
Über all dem stand die Einführung einer europaweit einzigartigen, allgemeinen Impfpflicht. Sogar ich, der den Regierenden prinzipiell jede Sauerei zutraute, war fassungslos, als anfänglich sogar Strafen in Höhe mehrerer Monatsgehälter und sogar Ersatzfreiheitsstrafen bei Nichtbezahlung im Raum standen. Dass mich der "Lockdown für Ungeimpfte" wegen einer seinerzeit kürzlich erfahrenen Genesung persönlich nicht betraf, machte keinen Unterschied: Ich wusste stets, es wäre nur ein Aufschub auf Zeit - und wenige Monate später hätte auch ich in der Diktion der sogenannten "Verfassungsministerin" Edtstadler wieder einen illegal in Österreich aufhältigen Körper.
Monatelang hielt man die Menschen in Angst und Furcht, dass man sie auf die eine oder andere Weise zur Spritze nötigen würde. Etwa, als der Wiener SPÖ-Stadtrat Hacker sich hinstellte und eine 2G-Regel für den Arbeitsplatz forderte. Wenn dein halber Freundeskreis, allesamt in der Heimat verwurzelt und nicht dafür bekannt, vor Problemen davon zu laufen, plötzlich mit der Auswanderung kokettiert, weißt du, dass es die Machthaber übertrieben haben. Wenn du mehrere Kleinunternehmer kennst, die aufgrund der ständigen Lockdowns das Handtuch geworfen haben, weil sie keine Chance mehr sehen, ihr Lebenswerk fortzuführen, ohne selbst vor die Hunde zu gehen, auch.
Großes Leid über Menschen gebracht
Nun stellt sich Nehammer vor diese Menschen, die tagtäglich unter dem Corona-Diktat zu leiden hatten, hin. Halbseiden ruft er zur "Versöhnung" auf. Derselbe, der seinerzeit all jene, die sich nicht an die Corona-Schikanen hielten, als "Lebensgefährder" bezeichnete, gegen die er die "Flex" spielen wollte. Er verlangt es von Eltern, deren Kinder wegen der Masken- und Test-Schikanen und dem Impfdruck regelrecht verzweifelten. Er verlangt es auch von Menschen, die ihre eigenen Eltern und Großeltern im Altersheim in ihren letzten Tagen nicht beistehen konnten, weil sie "zu ihrem eigenen Schutz" isoliert wurden. Diese Regierung hat mit ihren Corona-Schikanen großes Leid über die Menschen gebracht.
Ich kenne Menschen, die auf Familienfeiern plötzlich nicht mehr willkommen waren, weil sie sich kein Impf-Abo gönnen wollten. Gleichzeitig hat jeder von uns Bekannte, die nach Jahren plötzlich ihr wahres Gesicht zeigten und nach der Propaganda aus allen Kanälen zu einem richtigen Ekelpaket wurden, wenn man sich als Ungeimpfter bekannte. Es gab Väter, die sich gegen ihre eigene Überzeugung impfen ließen, um ihre Töchter vor den Altar begleiten zu können, um es mit schweren Impfschäden zu bezahlen. Leute, die eine schlimme Arbeitsstelle nicht kündigten, weil sie Angst hatten, vom AMS zu einer Stelle mit Impfzwang genötigt zu werden. Studenten, die ihre Ausbildung abbrechen mussten.
Wenn der Peiniger um Vergebung fleht
Von diesen Menschen fordert Nehammer nun ernsthaft ein, mit ein bisserl "Versöhnung" werde alles gut. Doch das kittet ähnlich viele seelische Wunden, wie wenn ein Vergewaltiger sein Opfer um Vergebung bittet. Es bringt die verlorene Zeit mit einsam verstorbenen Eltern und Großeltern so nachhaltig zurück wie ein Grabbesuch an Allerheiligen. Ein von Lockdowns zerstörter Traditionsbetrieb ist eben kein Durchlaufposten bei der Versicherung. Auch der Schaden an hunderttausenden Kinderseelen, die man zuerst als "Seuchentreiber" beschimpfte, um ihnen dann wertvolle Jahre zu rauben, lässt sich mit einer geheuchelten Schein-Läuterung nicht wieder gutmachen.
Dass Nehammer plötzlich Aufarbeitung will, mag wie ein Anfang wirken. In Wahrheit ist es ein grotesker Versuch, sich mit einem Ablasshandel aus der Verantwortung zu stehlen. Denn jeder bisherige Vorstoß, jede Kritik an den heiligen Regierungs-"Experten" wurde ausgemerzt. Kritische Forscher verloren ihre Anstellung oder man drängte sie in einem öffentlichen Scherbengericht aus der Geltung, um ihren Ruf zu beschädigen. Dieser wird nicht wiederhergestellt werden, dafür dürfen jene "Experten", welche die letzten drei Jahre als Erfüllungsgehilfen der Politik daneben lagen, dem Peiniger bei der Aufarbeitung helfen. Nein danke, Karli. Diese "Versöhnung" kannst du dir in den Allerwertesten stecken!