Das Kot-Orakel hat gesprochen

Das Wahrsagen ist eine alte Kunst: Schon in Mittelalter sollen abergläubische Dorfbewohner sich bei Schaustellern und alten Kräuterweibern die Karten legen haben lassen. Doch progressive Zeiten brauchen progressive Lösungen. Und so ist der letzte Schrei das Kot-Orakel. Seit einigen Jahren glaubt das Geflecht aus Politik, Medien & Wissenschaft (TM), die Welt aus dem Stuhl erklären zu können. So stocherte man monatelang im Kackhaufen, um daraus etwa über das Corona-Infektionsgeschehen zu erfahren. Und was bei einer unsichtbaren Gefahr funktioniert, muss auch bei der nächsten ungewissen Gefahr gut genug sein, nicht wahr? Also nimmt man sich irgendeinen Kothaufen und prüft ihn.

Danach vermeldet man stolz den Vergleich einer Kotprobe und eines Katzenhaares ohne Übereinstimmung. Vielmehr habe man Ausscheidungen eines Pflanzenfressers vor sich. Zufällig hatte man ein Löwenhaar zum Vergleich, aber kein Wildschwein-Haar, lässt uns etwa der ORF wissen. Und weiter: "Dass es ein Wildschweinhaar sei, lasse sich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit absoluter Sicherheit sagen." An dieser Stelle fragt man sich, ob diese Analyse wirklich von Biologen getroffen wurde. Denn bei Wildschweinen handelt es sich bekanntlich um Allesfresser, die sich über Fleischreste und Aas ebenso gern hermachen. Woher weiß man überhaupt, ob die Probe vom geheimnisvollen Wesen stammt?

Berlin ist eben anders...?

Wildschwein oder Pflanzenfresser: was nun? Oder ist Berlin eben doch anders? Ich meine, in einer Stadt, wo Soja-Sören seinen Chai Latte nur mit Hafermilch trinkt, könnte es ja sein, dass auch Paarhufer aus ethischen Gründen nur Grünzeug und Käfer futtern? Aber wieso sollten nicht auch bestens integrierte Clan-Neubürger klimabewusst Raubkatzen vegan füttern? Wenn doch sogar der deutsche Staatsfunk großen Wert auf die Feststellung legt, dass "nicht alle Familienmitglieder kriminell" seien? Vielleicht ist der Remmo-Bub ja bei einem seiner Löwen-Gassigänge (oder auf Schmuddelportalen im Netz) der "militanten Veganerin" begegnet und verficht neuerdings "Fleisch ist Mord"-Fantasien? 

Man könnte auch weitere Spekulationen anstellen: Vielleicht war es gar kein Tier, sondern ein in Tiergestalt verkleideter Teilnehmer des "Christopher Street Day", der sich mit einem anderen Fetisch-Liebhaber zum anonymen Sex im Wald traf? Wäre das im "weltoffenen Berlin" denn eine Schande? Oder vielleicht hat Cthulhu sein Haus in Rl'yeh im Pazifik verlassen und schwimmt nun in Spree und Havel, um bald das verderbte Berlin in Fluten zu ersaufen? Waren es am Ende sogar böse russische Spione, die ein Deep-Fake ins Netz stellten? Jede Bullshit-Erklärung ist ähnlich wahrscheinlich wie jener Unfug, den man uns aktuell auftischt: Denn ein veganes Wildschwein gibt's maximal in einem Gewächshaus.

Mediales Bullshit-Bingo

Wir haben also einen Clan-Sohn, der sich mit der fraglichen Löwin ablichtet. Der erklärt, wie er sie sich von einer deutschen Familie "ausleiht", indem er sie mit Fleisch und Bio-Milch (sag' ich doch, Berlin ist anders!) anlockt. Der in sozialen Medien von Polizisten schreibt, die "Baby-Tiger" erschießen wollen würden und sich für den Schutzherrn der wilden Raubkatzen hält. Er macht sogar Andeutungen, dass die Behörden hier die Wahrheit vertuschen würden. Auf der anderen Seite haben wir einen "Experten", der in Löwinnen ein Wildschwein sieht und andere "Experten" die wahllos Kot aus der Wildnis auflesen und ihn einem "Pflanzenfresser" zuordnen. Und zig Medien, die dies unhinterfragt kombinieren. 

Vegane Wildschweine, welche die deutschen Auen terrorisieren - der einzige Wald, in dem es das gibt, ist der Blätterwald. Übrigens dieselbe Systempresse, die uns seit Monaten weismachen will, dass fünf ukrainische Freunde mit einem Kahn in eines der bestbewachten Meere fahren und drei Gas-Pipelines 70 Meter unter dem Meer in die Luft sprengen. Auch dieses Narrativ halte ich weiterhin für ziemlich lachhaft. Aber beide Fälle haben noch eine Gemeinsamkeit: Sie zeigen, dass der deutsche Staat weder im Innern noch im Äußern die Hoheit besitzt, seine Belange zu regeln. Und um nicht zuzugeben, dass man nichts unter Kontrolle hat, tischt man dem Volk halt absurde Räuberpistolen auf.

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