Weil Satire sowieso alles darf

Mit 'Trotteln' reden: Corona-Hetzer mimt den Jünger der Versöhnung

Meinung
Symbolbilder (3): Freepik; Misik: Stephan Röhl/Heinrich-Böll-Stiftung, Flickr, CC BY-SA 2.0 (freigestellt); Komposition: Der Status

Wien ist nicht gerade für hohe Berge bekannt, aber für eine Bergpredigt der Säulenheiligen des polit-medialen Komplexes hat's noch immer gereicht. Und damit nicht Schwurbel-Götzen wie Schwammerl aus dem Boden schießen, erfüllt uns St. Robert von Misik, dem Namen nach von glänzendem Ruhm, in der Tempelschrift des unfehlbaren Herrn Pilz, mit einer frohen Botschaft, die auch der letzte "Trottel" verstehen mag: Corona-Aufarbeitung darf man nicht den Falschen überlassen. Eine Glosse über die Chuzpe der gläubigsten Jünger Coronas.

Frohlocket, denn St. Robert spricht zu uns

Donnert's im Mai, ist der April vorbei. Und der Mai, der macht bekanntlich alles neu. In diesem Jahr beherbergt er auch das Pfingstfest. Und jeder, der ein bisschen bibelfest ist, weiß auch, dass das eine Zeit der Umkehr, der Vergebung der Sünden und der Empfängnis des Heiligen Geistes ist. Und wer ihn empfängt, und sei's an den Tischen der Hautevollée zwischen Schwarzem Kameel und Hawelka, ist selbst als geistiges Nackerpatzerl auch nicht betrunken, weil es ja auch erst die dritte Stunde des Tages ist. 

Noch ein bisschen schneller als der Mai - weil laut "ZackZack"-Autorenprofil einer der "schärfsten Beobachter" der Politik (kein Aprilscherz) - und somit auch "geistreicher" (FAZ dixit) ist Kern-Biograf, Buchautor, Ex-Journalist und Erklärbär vom Dienst Robert Misik. Und so ereilt ihn dieser Tage ein geradezu göttlicher Geistesblitz, den er den Irdischen sogleich mitteilen muss: "Die Corona-Jahre haben Verwundungen hinterlassen. Das einfach zu ignorieren, ist vermutlich keine gute Idee."

So lachet doch endlich, ihr Trottel!

Ist's der Geläuterte, der aus ihm spricht, oder doch die Seele des Geistheilers Rasputin, mit dem er sich laut X-Profil identifiziert? Denn während alle anderen während der Corona-Zeit spalterisch aufeinander einpeitschten, war er vorbildlich besonnen. Schließlich hinterließ er keine Wunden, sondern bestreute sie nur mit dem Salz der Erde: Ungeimpfte wollte er am liebsten dienstfrei stellen, auch um nicht "mit Trotteln reden" zu müssen. Für politisch Andersdenkende schwebte ihm mitunter der Maßnahmenvollzug vor.

Aber wie sagt er so schön selbst in seinen neuen angeschlagenen Thesen: "Nicht wenige pflegen überdies einen gesunden Sarkasmus, der in der Öffentlichkeit leicht vorsätzlich missverstanden werden könnte." Vielleicht sind die ganzen "Trotteln" also einfach nicht geistreich genug für seinen Humor. Dabei ist Lachen gesund. Man könnte sogar zu seinen Freunden gehören und sich mit ihm in der Rückschau auf manche Covid-Maßnahmen "zerkugeln" und "retrospektiv lachen".

Damals, als man Ungeimpfte zu Illegalen erklären wollte und ihnen mit dem Kuckuck drohte? Zum Brüllen war das! Als Weihnachten mit den straffen Zügeln ungemütlich sein sollte? Ein echter Schenkelklopfer! Als man zwischen Ungeimpften und Hippies nicht mehr unterscheiden konnte, weil das 2G-Diktat auch für den Friseurbesuch galt? Eine kabarettistische Meisterleistung! Wer das nicht zum Totlachen findet, soll auf einer Parkbank schmollen, bis die Polizei ihm einen Strafzettel ausstellt. Sinngemäß halt.

Wüste, leere, irdische Lernkurve

Nur halt bitte nicht öffentlich lachen, weil das hilft "den Schwurblern", also den "spinnerten Impfgegnern". Also jene "netten Hippies", die Gute wie er folgerichtig verstießen, um "hysterischen Debatten" zu entkommen, nachdem sie die totale Ausgrenzung halt nun einmal "als gemein und brutal empfanden". Insbesondere darf's nicht denjenigen nutzen, die den "in Passagen richtig brillianten" Persilschein, den sich Nehammer & Co. kurz vor dem Weihnachtsfeste von Haus- & Hof-Experten ausstellen ließen, nicht als ausreichend betrachten, um die Riege zwischen türkisem Messias, Zwei-Wochen-Auferstehungs-Rudi und "Der Laib Ronald McDonalds"-Kanzler reinzuwaschen.

Und so greift St. Robert mit beiden Händen ins argumentative Weihwasser. Es sei nun die Zeit der großen Vergebung, weil's eh allen wehgetan hat: "Jetzt, wo die akute Krise vorbei ist, kann man etwas lernen." Das ist für Misik auch das Gute an der ganzen Nummer. Und nun ist's Zeit für Besprechen, ein Dialog im Dunkeln, bei dem der Blinde wieder sehen lernt. Weil irgendwas mit Vernunft, die aus Angst vor dem Irrsinn die Klappe hält, lässt sich im Evangelium des roten Robert lesen. Weil sonst ist Tohuwabohu, oder wie die Bibelfesten unter uns wissen, zu deutsch: "Und die Erde war wüst und leer." Man fülle sie mit dem Gelächter seiner bessermenschlichen Freunde.

Die andere Wange soll's sein

Reden ja, aber natürlich niemals mit jenen, welche die unheilige Corona-Zeit als totalitär und diktatorisch empfanden. Wer hingegen am Corona-Schulhof dem anderen mit so gar nicht hetzerischen Worten der Ausgrenzung einfach mal so in die Fresse schlug, soll lachend erklären, dass auch ihn der Schlag bis in die Handwurzeln schmerzte. Man hat das auch wirklich nicht gern getan, aber Leute werden einfach nur durch Gesetze, Regeln und Zwang folgsam, wie er uns einst sinngemäß wissen ließ.

Wer ohne Sünde ist, werfe sowieso den ersten Stein und wer ohne fünften Booster ist, wird's dank eines nicht impfgeschädigten Immunsystems ja auch vertragen. Und ganz ohne Grund werden diese "Schwurbler" ja sicherlich nicht von der Sektenstelle des Bundes beobachtet, ließe sich die Logik fortsetzen. Außerdem ist derjenige ja immer noch ein "Trottel" und soll gefälligst die andere Wange hinhalten. Weil selig sind die Armen im Geiste, Amen.

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