Runde der Chefredakteure II

Zeitenwende: Was BRICS-Aufstieg & Entdollarisierung für die Welt bedeuten

Medien
Screenshots (3): YouTube; Komposition: Der Status.

Nach dem Erfolg der ersten Folge der "Runde der Chefredakteure", an der auch "Der Status"-Redakteurin Bernadette Conrads über die Wichtigkeit alternativer Medienarbeit teilnahm, widmete sich die zweite Ausgabe ganz den geopolitischen Umbrüchen. Die Bedeutung der USA und des Werte-Westens geht zurück, die BRICS-Staaten sind im Aufwind - doch was bedeutet das eigentlich? Darüber diskutierten zur charmanten Moderation von Konrad Weiß (Der Eckart) diesmal Thomas Bachheimer (Chefökonom der Goldvorsorge), Bernhard Tomaschitz (Zur Zeit) und Stefan Juritz (Freilich).

Absage an westliche "World Governance"

Der große Zuspruch aus dem Publikum für die erste Sendung zeigte bereits, welche wichtigen Fundamente das neue Format legt. Unzählige Menschen verschlangen die einstündige Sendung, in der Der Status-Redakteurin Bernadette Conrads, "Info Direkt"-Chef Michael Scharfmüller und der rechtsintellektuelle Verleger Götz Kubitschek (Antaios/Sezession) über die Rolle alternativer Medien im vorpolitischen Raum, die strategische Ausrichtung patriotischer Parlamentsparteien sprachen und auch die Netzwerke im Hintergrund der "Melonisierung", die dem dritten Lager als Gefahr droht, beleuchteten - Der Status berichtete darüber. 

Beschäftigte sich die erste Folge somit vor allem mit der "Innenbetrachtung", holt die zweite Folge in Richtung des "großen Ganzen" aus. Den Auftakt in der Runde machte Thomas Bachheimer, der im Herbst als einziger Österreicher - und wohl auch einziger ernsthafter Europäer - an der BRICS-Konferenz teilnahm und im exklusiven Der Status-Interview seine Eindrücke schilderte. Diesmal führte er auch aus: Man habe die Absage an die "World Governance" unter den Fittichen von USA & NATO eine knappe Absage erteilt. Der einstige westliche Sanktionismus gegen unliebsame Staaten gehen angesichts der rohstoffreichen BRICS-Staaten künftig ohnehin ins Leere. 

Die ganze zweite Folge der "Runde der Chefredakteure" hier ansehen: 

Sichern USA ihre Hegemonie durch Krieg?

Auch Tomaschitz sieht eine Wachablöse der USA in der geopolitischen Bedeutung bevorstehen. Diese würden sich aber sicherlich dagegen wehren, ihre Außenpolitik noch aggressiver anlegen. Er kann sich durchaus vorstellen, dass die USA irgendwann einen Zwischenfall im südchinesischen Meer provozieren. Schon im Spanisch-Amerikanischen Krieg und im Vietnam-Krieg hätten die Amerikaner angebliche Angriffe auf Schiffe ihrer Marine als Anlass für kriegerische Handlungen gesehen; in beiden Fällen stellte sich die US-Version im Nachhinein als unhaltbar heraus. Die USA würden schon seit einiger Zeit ihre Präsenz in diesen Gewässern zeigen. 

Der Hintergrund sei hier, dass einschlägige militärstrategisch ausgerichtete US-Denkfabriken wie "RAND Corporation" und "Atlantic Council" glauben, dass die Überlegenheit des Westens bald zugunsten Chinas schwinden könnte. Allerdings seien die BRICS-Staaten wiederum derzeit kein Militärbündnis. Juritz wandte allerdings ein, dass die Beilegung des Streits zwischen einigen BRICS-Staaten bzw. Aufnahmekandidaten darauf hindeuten, dass sie auch über wirtschaftliche Interessen aus zusammenarbeiten würden und ein Gegengewicht zum Westen bilden. Ihre kulturelle Hegemonie im Westen - gerade in Europa - würden die USA aber zu wahren suchen.

Kranker Dollar: Folgt Europa in den Abgrund?

Wirtschaftlich aber ist der Dollar auf dem absteigenden Ast, nun würden Saudi-Arabien und China im bilateralen Handel darauf verzichten wollen - für Bachheimer ein Zeichen. Wiewohl es nicht der erste Versuch einer Entdollarisierung sei - allerdings hätte der Westen dies immer erfolgreich verhindern können. Als der Iran dies im Jahr 2006 andachte, habe man von westlicher Seite den Streit um Mohamed-Karikaturen losgetreten. Doch nun stünden die USA ungleich schlechter da: Nach Jahrzehnten, in der man als Staat ohne Goldstandard versuchte, die Welt gleichermaßen mit Geld zu versorgen, habe man durch den Import-Überschuss die eigene Wirtschaft kaputtgeschossen.

Während die BRICS-Staaten aufsteigen, könnte Europa, so es an seiner Westbindung festhält, ein böses Erwachen drohen: Denn der Euro sei - so Bachheimer - das "behinderte Stiefkind des Dollars". Wenn die US-Währung ihren Status als Welt-Leitwährung verlöre, gäbe es eine große ungebrauchte Geldmenge, der Kursabsturz von Dollar & Euro sei absehbar. Schon in den letzten Jahren 20 Jahren hätte der Dollar um 700% an Kaufkraft verloren. Hier wandten Juritz und Tomaschitz allerdings ein, dass der angekündigte Crash in mehreren Krisen bislang ausgeblieben sei. Die Frage sei allerdings, ob die Stützung maroder Volkswirtschaften, um sich Zeit zu erkaufen, sich nicht noch rächt.

Was bedeutet Eskalation im Nahost-Konflikt?

Die Diskussionsrunde ging zudem auch auf die Ursachen und Folgen des Nahost-Konflikts ein, spielen die Zusammenhänge und Bündnisse doch eine zentrale Rolle bei der Frage, ob die USA der Welt ihre Interessen aufbinden können - und dabei, wie die multipolare Welt gestaltet wird. Bachheimer stellte schon an einem früheren Punkt fest, dass die Entwicklung der Kurse für Öl, Gold und andere Edelmetalle in der ersten Oktoberhälfte der üblichen Marktlogik widersprachen. In Börsenkreisen hätte man gewusst, dass hier amerikanische Akteure ihre Finger mit im Spiel hatten. Tomaschitz wiederum hält es für unwahrscheinlich, dass Israel vom Hamas-Angriff überrascht wurde.

Die Chefredakteure diskutierten auch die Frage, ob die von der Trump-Regierung angestoßenen "Abraham-Verträge" eine Erschütterung erhielten, nachdem sich nun anstatt einer arabisch-israelischen Front gegen den Iran eher eine all-arabische Front gegen Israel bilde. Nicht ganz einig wurde man sich zur Frage, ob der Krieg Netanjahu mittelfristig eher hilft oder schadet. Dass arabische Länder zwar untereinander häufig streiten, aber im Ernstfall der Islam als verbindende Solidaritätsklammer diene, sei aber zu beobachten gewesen. Auch Bachheimer, der selbst in Dubai lebt, schilderte seine Eindrücke, wie Personen in der arabischen Welt auf die Eskalation reagierten. 

So erklärt Bachheimer die Konflikte in der arabischen Welt und deren Sichtweise auf einander respektive auf gemeinsame Feinde:

"Ich gegen meinen Bruder; ich und meine Brüder gegen unsere Vettern; ich, mein Bruder und meine Vettern gegen die, die nicht mit uns verwandt sind; ich mein Bruder, meine Vettern und meine Freunde gegen unsere Feinde im Dorf, sie alle und das ganze Dorf gegen das nächste Dorf."

Import fremder Konflikte nach Europa

Hierzulande jedenfalls erlebte man erstaunliche Reaktionen. Wie Juritz hervorhob, seien viele Linksliberale schockiert gewesen, festzustellen, dass muslimische Zuwanderer eben nicht zwingend dasselbe Verhältnis zu Israel haben wie die Spitzenpolitik. Dies würde auch erklären, warum plötzlich Forderungen nach Abschiebungen und Ausbürgerungen von ganz ungewohnter Seite kamen. Doch würde der Konflikt wohl zu weiteren Zuwanderern aus der Region führen.

Denn während Ägypten, etwa aus Sorge vor dem Wiedererstarken der radikalen Muslimbruderschaft, ungern Palästinenser aufnehme, würden insbesondere Deutschland & Österreich hier im Ernstfall mit offenen Grenzen reagieren. Es sei anzunehmen, dass sich Europa fremde Konflikte so weiterhin importiert und sich diese hierzulande weiter vertiefen. Detail am Rande: Wie Der Status berichtete, kokettieren israelische Spitzenpolitiker mittlerweile offen mit dem Massen-Exodus aus Gaza nach Europa.

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