Kriegspropaganda aus dem Radio

Genozid-Rap: Nr.1-Hit in Israel fordert Bombenhagel auf Palästinenser-Kinder

Kultur
Screenshot: YouTube

Die Kunstfreiheit geht aus guten Gründen sehr weit, das gilt insbesondere für auf Provokation ausgelegte Musikstile. Das macht diese Kulturformen allerdings auch zum nützlichen Propaganda-Instrument für Kriegstreiber. In Israel erreichte nun ein Rap-Song die Spitze der Spotify-Charts, in dem die Interpreten darüber singen, wie man die Palästinenser - im Text als "Ratten" entmenschlicht - und alle, die sie unterstützen, bombardieren und ausradieren wird. Ein schockierendes Dokument der Verrohung.

Rapper versprechen Gaza ein Massaker

Eigentlich sollte es niemanden schockieren, wenn Musiker in ihren Texten die Grenzen des Sagbaren austesten. Das, worüber das Lyrische Ich singt, hat oft wenig mit der Realität zu tun. Ein Sänger in einer Black-Metal-Band kann über Tod, Terror und Teufel singen und am nächsten Tag einfühlsam seinen Zivilberuf als Altenpfleger ausüben. Und ein Rapper kann über Waffengewalt, Frauen und den Gangster-Lebensstil singen und in Wirklichkeit ein liebevoller Familienmensch sein. Das Spielen mit dem Graubereich ist also gerade Hörern von extremen Musikstilen bekannt, ohne daraus eine Handlungsaufforderung zu konstruieren. 

Problematisch wird es allerdings, wenn "künstlerische Narrenfreiheit" für brutale Kriegspropaganda genutzt wird. So etwa im 2:30 Minuten langen Hit "Charbu Darbu" des Rapper-Duos Ness & Stilla, mit bürgerlichen Namen heißen sie Nesia Levy und Dor Soroker. Der Liedtitel kommt aus dem syrischen Arabisch und bedeutet in etwa "Schwerter und Schläge", was als entlehnter Ausdruck im Hebräischen so viel bedeutet, wie jemandem mittels Massakers die Hölle auf Erden zu bereiten. Und genau das will man mit Gaza tun: "Ihr Haufen Ratten, ihr Wichser aus einem Loch, ich schwöre Euch, es gibt kein Erbarmen. Wer seid ihr, dass ihr 'Free Palestine' skandieren könnt?"

Die ehemalige Nationalratsmandatarin Martha Bißmann (Ex-Liste Pilz, später wilde Abgeordnete) wies auf das Skandal-Lied hin: 

Bomben auf palästinensische Kinder

Der Text des aufgrund seines Reichtums an Slang-Ausdrücken schwer übersetzbaren Nr.1-Hits strotzt nur so vor Brutalität: "Wir spucken auf Euch, ihr Söhne von Amalek!" - eine Bezugnahme auf den Erbfeind der historischen Israeliten, deren Volk man laut einer Bibelstelle per Völkermord ausrotten dürfe. Die Künstler besingen israelische Spezialeinheiten, die "ohne jede Vergebung" gegen Palästina kämpfen sollen. Und die Rapperin Ness erklärt, was damit gemeint ist: "Für Mama und Papa, für all meine Freunde an der Front, für Oma und Opa, lasst uns Namen auf die Bomben schreiben, für die Kinder im Gazastreifen." 

Man werde alle Feinde "ausrotten", denn "der letzte Tag all dieser Fotzen ist gekommen", sie sollten nur abwarten, bis "wir euch mit Bomben eindecken". In der Folge listet Stilla auf, wen er darunter versteht: Nämlich nicht nur bekannte Hamas-Führer, sondern auch Personen aus dem öffentlichen Leben, welche sich für die palästinensischer Zivilbevölkerung starkmachten: Das Model Bella Hadid, die Sängerin Dua Lipa oder die Ex-Pornodarstellerin Mia Khalifa. Auch über deren Köpfen wollen die Rapper ein Massaker (ein "Charbu Darbu") anrichten. Im letzten Hit des Duos ging es übrigens um Dinge, die man für einen Disco-Besuch in eine Damenhandtasche packen kann... 

Hier eine Version mit englischen Untertiteln, die das Ausmaß der lyrischen Verrohung im israelischen Nr.1-Hit verdeutlichen: 

Offizielles Israel rechtfertigt Brutalitäten

Der schockierende Song existiert natürlich nicht im luftleeren Raum: In den vergangenen acht Woche äußerten sich mehrere Vertreter des offiziellen Israels äußerst brutal und erbarmungslos. Eine Politikerin einer Regierungspartei und der Kulturerbe-Minister forderten einen Atomschlag auf den Gazastreifen, sogar der Staatspräsident bezweifelte, dass es in Gaza - wo die Hälfte der Einwohner Kinder sind - so etwas wie unschuldige Zivilisten gebe. Der Finanzminister wiederum träumte von der Vertreibung aller Palästinenser aus dem Gazastreifen in die westliche Welt - Der Status berichtete

Zum Hamas-Angriff vom 7. Oktober mehren sich Indizien, dass das offizielle Israel schon monatelang bis ins Detail informiert war, aber die Attacke geschehen ließ, um eine Ausrede für die brutale Vergeltung zu haben. Premier Benjamin Netanjahu hatte nur zwei Wochen zuvor am UN-Gipfel seine Vision eines "neuen Nahen Ostens" vorgestellt, in dem Gaza und das Westjordanland nicht mehr existieren. Apropos Netanjahu: Dieser steht nicht nur wegen der Vorgeschichte des aktuellen Krieges in der Kritik. Am heutigen Montag wurde sein Korruptionsverfahren wieder aufgenommen, es geht um Untreue & Betrug in Höhe von 700.000 Schekel (ca. 176.000 Euro).

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