Fragwürdige Vorgehensweise

'Flamme der Erinnerung' gelöscht: Dresden wirft Bombenopfer-Denkmal auf den Müll

Kultur
Fotos: Simon Kaupert / Filmkunstkollektiv / einprozent.de; Komposition: Der Status.

Vor 79 Jahren erfasste der Feuersturm Dresden, zigtausende Menschen fanden im völkerrechtlich überaus fragwürdigen Brandbombenhagel ihren Tod. Nach dem alliierten Angriff, der nach heutigem Maßstab als Kriegsverbrechen gölte, mussten 6.865 Leichname am Altmarkt verbrannt werden. Bis vor Kurzem erinnerte daran eine Gedenk-Inschrift, die von den Stadtoberen entfernt wurde. Anlässlich des wiederkehrenden Jahrestages errichteten Aktivisten nun eine Gedenk-Stele - die von der Stadt umgehend sabotiert wurde.

"Feuer der Erinnerung" als würdevolles Gedenken

Ohne es vorab zu kommunizieren, wurde die Gedenk-Inschrift vor einem Monat entfernt. Nachdem sich die Stadt Dresden zuerst in Schweigen hüllte, sprach FDP-Bürgermeister Dirk Hilbert von einer "unglücklichen Kommunikation". Angeblich habe man mit den zuständigen Gremien die Schleifung des bisherigen Mahnmals im Zuge einer "Umgestaltung" vorab akkordiert. Doch sowohl die AfD als auch sogar ein FDP-Parteikollege im Stadtrat widersprachen dieser Darstellung des Stadtchefs, der in der Vergangenheit davon sprach, dass Dresden angeblich "keine unschuldige Stadt" sei und man keinen "Opfermythos" aufkommen lassen soll. 

Für die Nachfahren und Verwandten jener mindestens 25.000 Menschen, die im Bombenhagel starben, sind solche Aussagen ein Schlag ins Gesicht. Umso mehr ist es der Umgang der Stadt-Offiziellen mit dem Gedenken. Auch von Protesten patriotischer Gruppen und Aktivisten, welche die Inschrift wieder anbrachten, ließ man sich nicht beirren. Man stellte stattdessen eine dem Zeitgeist entsprechende Stele neben einem öffentlichen Klo auf. Für viele Dresdner ein Skandal. Am gestrigen Tag besserten Aktivisten das Versäumnis der Stadt aus, indem sie eine Stahl-Stele am Neumarkt vor der Frauenkirche platzierten, in der ein "Feuer der Erinnerung" brannte. 

Philip Stein, der Gründer des Bürgernetzwerks "Ein Prozent" erklärte die Gedenkaktion: 

Stadt lässt Gedenk-Stele einfach abreißen

Es war ein imposanter Anblick: Bis in die Dunkelheit hinein erhellte das im Innern des Denkmals lodernde Feuer den Platz. Als Inschrift wählte man zum einen die Erinnerung an die Opfer des Bombenhagels, zum andern das Zitat des schlesischen Dramatikers & Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann (1862-1946). Dieser befand sich damals in der Stadt, als das einstige Elbflorenz binnen Stunden zum Trümmerhaufen gebombt wurde. Er prägte damals folgendes Zitat: "Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens." Bewegende Worte des großen Schriftstellers, dessen Familie später nur Stunden nach seinem Tod aus den heimatlichen Gefilden vertrieben werden sollte. 

Nach Ende der angemeldeten Veranstaltung um 22 Uhr fiel den Stadtoberen auf: Es war immer die Absicht gewesen, den tonnenschweren Stahlkoloss vor Ort zu lassen. Laut dem "Heimatkurier" stand die Stadtregierung nun vor der Gretchenfrage: Würden sie das inoffiziell besorgte Gedenken im Stadtbild belassen - oder neuerlich abreißen? Hilbert & Co. entschieden sich für Letzteres. Dabei wollte man nicht einmal mehr das alljährliche Gedenken aus Pietätsgründen abwarten. Genau am Jahrestag des brutalen Bombenhagels ließ man zuerst die Feuerwehr das Feuer löschen und anschließend die Stele abreißen. Mitten in der Nacht, gegen 1 Uhr, wurde sie weggeschafft.

Heftige Kritik an Denkmal-Schändung

Die Aufregung über die neuerliche Schleifung ist groß, in sozialen Medien äußerten sich etliche Nutzer kritisch: 

Auch Der Status-Redakteur Julian Schernthaner ließ die politisch motivierte "Löschaktion" nicht kalt:

"Ein Prozent" verwies dennoch auf den Erfolg der Aktion - denn das Gedenken lässt sich zumindest aus den Herzen & Köpfen der Menschen nicht tilgen: 

Dies zeigte sich bereits am heutigen Gedenktag - sowohl vor Ort als auch in sozialen Medien: 

Allerdings nicht alle: Die "Linksjugend" verhöhnt die Toten offenbar auf einem Flyer...:

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