Streitschrift zur Bildungsmisere

Er brachte Polit-Trickser zu Fall: 'Plagiatsjäger' Weber stellt neues Buch in Wien vor

Kultur
Weber: plagiatsgutachten.com; Buch: Edition Atelier; Komposition: Der Status.

Von gehypten Politikern mit zweifelhafter fachlicher Qualifikation gefürchtet, im Volk große Anerkennung für seine unermüdliche Arbeit: Den meisten Menschen ist "Plagiatsjäger" Stefan Weber spätestens seit dem Skandal um die Pannen-Dissertation von Ex-ÖVP-Ministerin Christine Aschbacher ein Begriff. Nun publizierte er eine Streitschrift, in der er einerseits über seine spektakulärsten Aufdeckungen resümiert - und andererseits Lösungswege vorstellt, wie man die Schiefstände im akademischen Betrieb ausräumt.

Schwerer Missstand in akademischer Kultur

Top-Veranstaltungstipp für Kurzentschlossene: Am heutigen Mittwoch, den 20. Dezember stellt Weber um 19:00 Uhr in der Buchhandlung Ortner (Tigergasse 19, 1080 Wien) sein neues Buch "Auf 'Plagiatsjagd'" (Edition Atelier, 216 Seiten) vor. Dabei will er sich gar nicht als "Jäger" sehen, sondern "eher als Putzerfisch oder als Förster, der die kranken Bäume markiert". Ihm geht es nicht vordergründig darum, bekannte Politiker oder gar Studenten der akademischen Flunkerei zu überführen: "Ich will einen Kulturwandel dahingehend, dass systematisch auf Plagiat schon vor der eigentlichen inhaltlichen Begutachtung kontrolliert wird."

Dabei ist sich Weber - wie er in seinem Buch schildert - sicher: Es krankt am System. Studenten könnten nicht mehr richtig zitieren oder können sich ganze Abschlussarbeiten aus fremder Feder schreiben lassen. Die Universitäten würden sich durch fragwürdige Besetzungspolitik auszeichnen und bei Überprüfungen wegen "Hochschul-Korruption" zögern. Es sei nicht mehr klar, ob es in der Wissenschaft noch um Erkenntnisgewinn und Inhalte gehe - oder ob Studenten heute nach möglichst schnellem Titelerwerb und Wissenschaftler zuerst um Macht & Privilegien streben. Dabei identifiziert Weber nicht nur Ursachen dieser Bildungsmisere, sondern sucht auch Auswege.

Welche rechtlichen Änderungen gegen Titelmissbrauch nötig wären, um dem Wildwuchs an Plagiaten vorzubeugen, beschrieb Weber vor einigen Monaten auch auf seinem Blog. Der aktuelle Gesetzestext sei hingegen ein "Murks" und die Vorgehensweise der Universitäten bei Plagiatsvorwürfen unzureichend - und deren Spitzenfunktionäre würden sich teilweise proaktiv gegen Qualitätskontrollen sträuben.  

Faulheit oder Kalkül?

Auf Studentenseite wiederum dürfte so manches Plagiat nicht aus Betrugsabsicht geschehen, sondern aus Schlamperei und/oder Faulheit. In vielen Fällen sind es kleine Zitatsünden, bei denen junge Menschen nach Jahren eines aufwändigen Studiums den einfachen Ausweg suchen - und es wird ihnen kein gutes Beispiel vorgelebt. Problematisch wird es freilich, wenn Personen des öffentlichen Lebens eine qualitativ minderwertige oder in weiten Teilen aus fremder Feder stammende Arbeit als Grundlage für ihre "Expertise" und Karriere nahmen. Beim Volk vermitteln solche Sündenfälle erst recht den Eindruck, dass es sich "die da oben" richten, wie sie es brauchen. 

Spektakuläre Politiker-Plagiate aufgedeckt

Und hier hat Weber, der als Gutachter und Kommunikationswissenschaftler über mehr als 10 Jahre an Erfahrung mit wissenschaftlicher Erforschung von Plagiaten verfügt, schon so manchen "Schummler" entlarvt. Am bekanntesten sind zwei Fälle der jüngeren Vergangenheit: Im Zusammenhang mit der Dissertation von Ex-ÖVP-Arbeitsministerin Christine Aschbacher wurde die Passage "Annahmen sind wie Seepocken" zum geflügelten Wort. Offenbar hatte sie eine englischsprachige Quelle 1:1 übernommen, ohne die Stelle ordentlich als Zitat kenntlich zu machen. Den Titel durfte sie letzten Endes behalten, ihren Ministersessel musste sie hingegen räumen. 

Legendär war auch die Enthüllung Webers, dass die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock an über 100 Stellen eines Buches (teilweise) wortgleiche Sätze bzw. Teile von Sätzen aus anderen Texten verwende. Das Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe gilt als Mitgrund für das Scheitern ihrer Kanzlerkandidatur. Weitere bekannte Vorwürfe zu (teilweise) unsauberer Arbeitsweise bei akademischen Arbeiten betrafen ÖVP-Innenminister Gerhard Karner, Simulationsforscher Niki Popper, Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP), Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda, EU-Kommissar Johannes Hahn (ÖVP), Justizministerin Alma Zadic (Grüne) oder Staatsoper-Direktor Bogdan Roscic. 

Kritik an allen Klüngeln

Neben eigenen Untersuchungen zu mutmaßlichen Plagiaten kommentiert Weber auf seinem Blog auch andere Plagiatsfälle öffentlicher Personen und sonderbare Vorgänge im Umfeld des heimischen universitären Wissenschaftsbetriebs. Regelmäßig bekundet er auch seine Meinung zu schiefen Optiken im Staate, einschließlich illustrer Seilschaften im Vorfeld. Kritik übte er auch am Eliten-Schaulaufen auf globalistischen "Summits" zwischen Alpbach, Salzburg & St. Gallen. Für Aufsehen sorgte auch seine Feststellung, dass die Politik der Stadt Wien in erster Linie von Freimaurer-Logen und nicht von gewählten Politikern bestimmt werde - Der Status berichtete

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