Alles ausgegurgelt: Untreue-Verdacht gegen 'Lead Horizon'-Eigentümer
Sie zählt zu DEN Pandemie-Gewinnern schlechthin: Die Firma "Lead Horizon", die für die Abwicklung der Gurgel-PCR-Tests vor allem in Wien verantwortlich war. Nicht weniger als 46,8 Mio. derartige Tests wurden in der Bundeshauptstadt durchgeführt - fast ein Viertel aller Corona-Tests in Österreich. Dies brachte der Firma 170 Mio. Euro ein, wobei fast alles vom Steuerzahler bezahlt wurde. Nun laufen Untreue-Ermittlungen gegen dessen Mehrheitseigentümer, er soll große Summen für andere Zwecke abgezweigt haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Lead Horizon verdiente an Wiener Test-Irrsinn
Der Staatsfunk bezeichnet die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wien, der Firma "Lead Horizon" und dem von einem SPÖ-Großspender mitgegründeten Labor "Lifebrain" als eine "Erfolgsmodell". Für viele Österreicher hingegen standen die ständigen Gurgel-Tests vielmehr für die Corona-Zwänge, die in der Bundeshauptstadt besonders streng waren. Dort gab es zuerst eine 2,5G-Pflicht etwa für den Besuch von Angehörigen im Spital; später in vielen Bereichen sogar eine 2G-Plus-Regel. Sprich: Nur Geimpfte und Genesene durften rein - und mussten zusätzlich einen negativen PCR-Test nachweisen.
Für "Lead Horizon" waren die Daumenschrauben des roten Wiener Corona-Regimes eine wahre Goldgrube. Hinter der Firma standen der Virologe Christoph Steiniger, dem ein Viertel der Firma gehörten sowie der Unternehmer Michael Putz, dem der Rest gehört. Doch immer, wenn es ums große Geld geht, ist Streit vorprogrammiert. Noch im Sommer 2021 stellten die beiden einen Antrag bei der Generalversammlung mit dem Ziel, den jeweils anderen als Geschäftsführer abzuberufen. Letztlich musste Steininger weichen, allerdings nicht ohne Putz - einige Monate lang auch Sicherheitsbeauftragter, obwohl ihm die pharmakologische Einung fehlt - bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen.
Teure Büro-Renovierung, ominöse Aufträge
Dies war der Startschuss für die aktuellen Ermittlungen. Der Vorwurf: Putz soll in mehreren Fällen das Geld der Firma abgezweigt haben und somit den Miteigentümer und das Unternehmen geschädigt haben. So soll das Büro von Putz um fast eine Viertelmillion Euro auf Firmenkosten umgebaut worden sein. Weiters soll er seiner anderen Firma "Lead Innovation" einen Auftrag über 80.000 Euro zugeschanzt haben - obwohl für diesen Auftrag die notwendige Gewerbeberechtigung fehlte. Aus diesem Grund wird auch gegen zwei weitere Putz-Firmen - Putz, Numbers & Trees sowie Lead Innovation Management - nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz ermittelt.
Putz wiederum bestreitet die Vorwürfe als "haltlos". Die Ermittlungen seien lediglich Resultat eines internen Streits zwischen den ehemaligen Gesellschaftern. So oder so: Die hohen Kosten im Unternehmen bieten in der Tat eine fragwürdige Optik. Denn obwohl "Lead Horizon" alleine im Jahr 2021 gut 100 Mio. Euro Umsatz mit der Herstellung der Testkits machte, blieben lediglich 20 Mio. Euro an Bilanzgewinn. Offenbar lebte die Führungsriege nach dem Geldreigen auf großem Fuß. Schon beim Fuhrpark galt Klotzen statt Kleckern: Der Gesamt-Netto-Kaufpreis für sieben Fahrzeuge betrug stattliche 482.212,45 Euro - ein durchschnittlicher Arbeiter muss dafür mehr als 15 Jahre lang arbeiten.
Erinnerung an Hygiene-Austria-Skandal
Ungereimtheiten bei den großen Corona-Gewinnlern: Das ist in Österreich allerdings schon lange kein Einzelfall mehr. Unvergessen sind die Malversationen beim ehemaligen Vorzeigebetrieb "Hygiene Austria", die als Joint Venture von Palmers und der Lenzing Group gegründet wurde. Im März 2021 ertappten Beamte des Kriminalamts und der Finanz-Polizei dann Arbeiter auf frischer Tat bei der Umetikettierung der China-Masken auf eine vermeintlich österreichische Herkunft. Zudem entstanden Verdachtsmomente wegen Schwarzarbeit sowie Steuerhinterziehung in Höhe von fast 700.000 Euro. Die FFP2-Maskenpflicht in Österreich bescherte dem Unternehmen zugleich riesige Gewinne.
Es war nicht die erste schiefe Optik um die einen Tag vor dem ersten Lockdown gegründete Firma: Einer der Palmers-Geschäftsführer war zugleich Ehemann der Büroleiterin von Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Monatelang pflegten Regierungspolitiker auch eine demonstrative Nähe zum Unternehmen. Nach der Aufdeckung wollte niemand von den Problemen gewusst haben. Die Gattin des aktuellen Kanzlers Karl Nehammer wiederum verklagte hunderte Bürger, weil sie ein Posting teilten, das behauptete, dass sie in der PR-Abteilung für die "Hygiene Austria" tätig gewesen sei. Tatsächlich war sie lediglich für eine PR-Firma tätig, die auch die Skandal-Firma beriet, betreute aber andere Kunden.