Stockende Lohnverhandlungen

Warnstreik: Beschäftigte in Privatkliniken legen die Arbeit nieder

Wirtschaft
Symbolbild: Freepik

Nicht nur in Großbritannien, auch in Österreich geht der Arbeitskampf weiter. Am Dienstag streiken abermals Angestellte aus dem Kranken- und Pflegebereich in Österreich. Denn bei den Lohnverhandlungen konnten seit dem vergangenen Jahr keine Fortschritte erzielt werden. Und das, obwohl die Branche mit einem massiven Personalmangel zu kämpfen hat.

Es gab bereits sechs gescheiterte Verhandlungsrunden und ein erfolgreiches Ende bei der Lohnverhandlungen ist weiter nicht in Sicht. Deshalb legen am Dienstag von 8.35 Uhr bis 11.35 Uhr die Beschäftigten in insgesamt 25 Privatkliniken für 3 Stunden ihre Arbeit nieder. Denn sie wollen ihrer Forderung nach einem Teuerungsausgleich und ihrem Ärger über die stockenden Lohnverhandlungen Nachdruck verleihen. Allerdings wird es wegen des Streiks nur bei aufschiebbaren Operationen und Behandlungen zu Verzögerungen kommen. Gefährdung von Menschen wird es nicht geben, denn die betreffenden Kliniken wurden rechtzeitig informiert, um Notfallpläne zu erarbeiten.

Nachfrage und Angebot

Seit Corona und dem Impfzwang in vielen Einrichtungen hat sich die Personalnot im medizinischen Bereich weiter verschärft. In Tirol gehen die Kliniken nun sogar so weit, dass sie versuchen Pflegepersonal in Südamerika - etwa Kolumbien - anzuwerben, Der Status berichtete. Angesichts der seit Jahren schlechten Arbeitsbedingungen und auch Bezahlungen wirken die Forderungen der Angestellten nach 2.000 Euro Mindestbruttolohn und einem Abschluss der Lohnverhandlungen deutlich über der Inflationsrate nicht überzogen.

Zumal ja normalerweise das Angebot auch den Preis bestimmt. Und wäre die Bezahlung ausreichend und der Leistung angemessen, würde in der Branche auch kein Mangel herrschen. Bekanntlich mangelt es ja auch nicht an Politikern, wobei die Pflegekräfte im Gegensatz zu einigen von diesen zumindest tatsächlich eine Ausbildung und auch eine fachliche Eignung vorzuweisen haben.

Verhandler werfen sich gegenseitig Blockade vor

Die Gewerkschaft bezeichnet den Kollektivvertrag im Gesundheits- und Sozialbereich als einen der schlechtesten und sieht dringenden Nachholbedarf sowohl bei der Entlohnung als auch den Arbeitsbedingungen. Politik und Arbeitgeber müssten endlich das System nachhaltig ändern, bevor es zusammenbricht. Die Arbeitsgeberseite hingegen wirft der Gewerkschaft in den Verhandlungen mangelnde Verhandlungsbereitschaft vor.  Verbands-Verhandlungsführer Stefan Günther erklärte, die 2.000 Euro Mindestlohn habe man bereits angeboten und auch einen Inflationsabgeltung über der Inflationsrate. Man wäre sogar bereit gewesen, "bisherige Angebote verbessert umzusetzen".

Patientenkarte gezogen

Zugleich betont man, dass man nach drei Jahren Pandemie Verständnis für die Mitarbeiter habe, dies über Streik und Geld auszutragen, sei jedoch der falsche Weg, das die in letzter Konsequenz die Patienten spüren würden. Dass die Patienten auch spüren, wenn das medizinische Personal schlecht bezahlt und an der Leistungsgrenze angekommen, arbeitet. Zumal auch eine dauerhafte Arbeitsniederlegung aufgrund des Patientenwohls unterbleibt.

Interessant ist jedoch, wie auch trotz eines offensichtlichen Fachkräftemangels die Löhne nicht im Verhältnis zur Nachfrage steigen. Stattdessen versucht man das Problem weiterhin mit der Verschiebung von "Humankapital" im Sinne der Gewinnmaximierung zu lösen.

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