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5. Mio Euro Kaution, Ausreiseverbot,...

Knalleffekt: Durow gegen Auflagen frei - doch Frankreich will ihn weiter verfolgen

Welt
Symbolbilder: Freepik (2); Durow: Screenshot Tucker Carlson/YouTube; Komposition: Der Status.

Nachdem noch am Mittwochmorgen vermeldet wurde, dass französische Behörden die U-Haft gegen Telegram-Gründer Pawel Durow verlängert hätten, folgte noch am selben Tag die unerwartete Kehrtwende. Denn mittlerweile ist der russisch-französisch-emiratische Dreifachstaatsbürger wieder auf freiem Fuß. Dafür musste er eine Kaution von 5 Mio. Euro hinterlegen, muss sich zweimal wöchentlich bei den Behörden melden und hat Ausreiseverbot. Die Ermittlungen, weil er sich weigerte, die Daten von Nutzern weiterzugeben, gehen indes weiter. Im Fall einer Verurteilung könnten je nach Paragraph bis zu 10 oder gar bis zu 20 Jahren Haft drohen.

Kritiker im Visier, Kriminelle als Vorwand

Ausgerechnet jenes europäische Land, das die Freiheit in ihrem Wahlspruch hat, schlug in der Vorwoche zu und machte Durow dingfest. Das abenteuerliche Argument: Jegliche kriminelle Aktivität, die über den Messenger passiert sein könnte, sei ihm zuzurechnen. Durch "unzureichende Kooperation" mit Behörden könnte er sich somit des Betrugs, des Drogenhandels oder gar des Kindesmissbrauchs mitschuldig gemacht haben. So zumindest die offizielle Version, aber in Wahrheit dürfte es um etwas anderes gehen.

In mehreren Artikeln verwies etwa der ORF darauf, dass "nicht konsequent genug gegen Hassrede und andere illegale Aktivitäten" vorgegangen werde, bzw. dass es "als Plattform für Rechtsextreme und Verschwörungstheorien in der Kritik" stehe, und dies "vor allem" das Problem sei. Es geht also um freie Meinungsäußerungen, die dem System nicht passen. Schnell wird aus dem Messenger, den man bei Regimewechsel-Demos in Osteuropa noch als Zeichen der Freiheit darstellte, zum auszumerzenden Utensil.

Totalitarismus im "freien Westen" sichtbar

Der "Standard" schreibt zudem, dass man ihn wegen "mangelnder Kooperation mit Behörden bei gesetzlich zulässigen Abhörmaßnahmen" behördlich gesucht hatte. Seit der Gründung von Telegram vor elf Jahren legt Durow großen Wert auf ein Mindestmaß an Eingriffen und Zensur. Auch als seine eigene russische Heimat ihm deshalb einst einen Hausbesuch abstattete, gab er sich standhaft. Doch am Ende war es nicht Putin, der ihn verhaftete, sondern ein EU-Staat. Es folgte eine Welle der Kritik, u.a. schalteten sich US-Journalist Tucker Carlson sowie X-Chef Elon Musk ein. Vor französischen und US-Botschaften kam es zu spontanen #FreePavel-Demos - Der Status berichtete

Der Westen drohte, sich nach Assange den nächsten "politischen Gefangenen" zu machen. Der Totalitarismus unter dem Deckmantel der "freien, offenen Gesellschaft", der im EU-Raum fröhliche Urständ feiert, drohte für Jedermann sichtbar zu werden. Dagegen halfen auch keine stromlinienförmigen "Satiriker", die sich über die Festnahme lustig machen und kein beredtes Schweigen der üblichen Verdächtigen. Zum Drüberstreuen unterzeichnete ausgerechnet Putin zuletzt ein Dekret, nach dem sich Dissidenten aus "destruktiv-neoliberalen Staaten" in seinem Land auch ohne ausreichende Russisch-Vorkenntnisse niederlassen dürfen und eine Arbeitserlaubnis erhalten. 

Taktische Freilassung oder "erzwungener Deal"?

Spielte drohender Imageschaden bei der Freilassung eine Rolle, oder musste Durow den Behörden einen Deal anbieten, um die eigene Freiheit zu "erkaufen"? Diese Frage wird das kritische Lager wohl beschäftigen, zumindest solange es keine Stellungnahme seitens Durows gibt. Bislang vermeldete er nur, dass er sich natürlich an EU-Gesetze, darunter den "Digital Services Act" (DSA) der EU hält, der aber weitreichende Kritiker-Zensur ermöglicht. Schon vor zwei Jahren gab er erstmals nach. Er schränkte damals die Zugänglichkeit bestimmter Kanäle wegen "lokaler Gesetzesverstöße" für deutsche Nutzer ein. Vorausgegangen war monatelanger Druck der deutschen Regierung. 

Die Ermittlungen bleiben aufrecht, der französische Staat will ein Exempel statuieren. Man sieht ausreichenden Anfangsverdacht, um weitere Untersuchungen anzuordnen. Damit schlägt Frankreich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Man schwächt die Symbolkraft des politischen Gefangenen im vermeintlich "freien Westen" mittels Freilassung. Zugleich kann man ihn ihm Auge behalten, und mittels Ermittlungsmaßnahmen dazu zwingen, zu kooperieren - oder wieder hinter schwedischen Gardinen zu verschwinden. Durow ist zwar vorerst frei, aber um welchen Preis? Der Kampf ums freie Wort in Europa hat erst begonnen. 

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