Großes Interesse am Umsturz

Der Status exklusiv: NATO-Lobbyist kündigte Eliten-Putsch gegen Putin an

Welt
Fehlinger-Interview: Der Status/YouTube; Panzer: Screenshot Twitter; Prigoschin: Screenshot Telegram; Komposition: Der Status.

Angesagte Revolutionen finden nicht statt - oder doch? Anfang Mai stellte Österreichs No.1-NATO-Lobbyist Günther Fehlinger im exklusiven "Der Status"-Interview in Aussicht, dass Putin in absehbarer Zeit "von den eigenen Eliten entsorgt" würde. Als Zeitschiene postulierte er dabei offen, dass es sich nur mehr um wenige Monate handeln könnte. Durch den Aufstand von Jewgeni Prigoschin, dem Chef der "Wagner"-Söldner, rücken Fehlingers brisante Worte noch rascher als vermutet in eine Rolle der Aktualität.

"Putin wird von eigenen Eliten entsorgt"

"So lange wird er eh nicht mehr überleben, weil der wird jetzt bald entsorgt werden von seinen eigenen Eliten": Mit diesen Worten stellte Fehlinger im exklusiven Interview einen zeitnahen Sturz von Wladimir Putin in Aussicht. Eine zentrale Rolle kam dabei der groß angekündigten Gegenoffensive zu, für welche der Westen die Ukraine massiv hochrüstete: "Nach der Niederlage in der Ukraine wird sein Ablaufdatum relativ kurz sein. [...] Die Gegenoffensive wird erfolgreich sein bis in den Sommer hinein. Die meisten Gebiete, die 2022 besetzt wurden, werden bis Sommer befreit werden." Allerdings musste zuletzt auch Selenski zugeben, dass diese ins Stocken geriet. Offenbar entstand also die Not, früher einzugreifen. 

Seht euch das ganze Exklusiv-Interview an - der Zeitstempel (53:43min) ist aktuell auf den Beginn von Fehlingers Putin-Sturz-Fantasien voreingestellt:


Spektakulärer Fund: US-Dollar-Kisten in Wagner-Büro

Zudem mehrt sich der Verdacht, dass auch Akteure des Westens oder zumindest Kreise in dessen Einflussbereich ihre Finger mittelbar oder unmittelbar im Spiel haben könnten. So sollen angeblich Kartons mit Dollar-Banknoten im Wert von 4 Mrd. Rubel (43,2 Mio. Euro) bei einem Wagner-Büro aufgegriffen worden sein. 

Über diesen spannenden Fund berichtete Bruno Wolters vom Grazer "Freilich-Magazin" auf Twitter: 

Für Aufsehen in diesem Zusammenhang sorgte auch der Tweet eines ÖVP-nahen PR-Gurus, der einen "genialen Schachzug der CIA" in den Raum warf: 

Neues Narrativ wird vorbereitet

Immerhin kommt der Prigoschin-Putschversuch zur Unzeit für die russischen Militärerfolge, an denen dessen Wagner-Gruppe in der Schlacht um Bachmut federführend beteiligt war. Die Beschäftigung Russlands mit sich selbst könnte gar der ukrainischen Offensive unverhofft eine zweite Chance verschaffen. Das westliche Interesse, hier Zwietracht zu säen, ist groß: Wie Fehlinger - der zuvor auch bei US-Freimaurern um Hilfe bei der Beseitigung Putins bat - betont, will man Putin spätestens nach den kommenden Wahlen im März 2024 loswerden, notfalls durch die Anzettelung von Massenunruhen im Volk.

Doch bekanntlich führen viele Wege nach Rom und bei Regimewechseln in aller Herren Ländern heiligte der Zweck oft die Mittel. Wichtiger als der Modus operandi scheint das Narrativ zu sein, das übrig bleiben soll. Und hier hat man sich scheinbar längst geeinigt: Putin hätte quasi das Vertrauen seiner Eliten verloren und sei somit quasi über die eigenen Beine gestolpert.

Kachowka-Sprengung: Fehlinger sagte Ende der Krim-Versorgung voraus

Es war nicht die einzige brisante Prognose die er traf: So wies Fehlinger der Kontrolle und Versorgung der Krim eine Schlüsselrolle zu: "Sobald die Landversorgungswege über die Ukraine unterbrochen sind, gebe ich der Krim noch drei Monate, dann ist sie de facto nicht mehr zu versorgen. [...] Die Krim wird noch bis Jahresende zur Ukraine zurückgehen." Zwar ist die Gegenoffensive ein Rohrkrepierer - aber in der Zwischenzeit kam es zur Sprengung des Kachowka-Staudammes, wodurch die Wasserversorgung der Krim gefährdet ist. Das "cui bono"-Argument deutet hier stark auf eine Beschädigung von ukrainischer Seite - Der Status analysierte die vorliegenden Indizien im Detail

Das große Ziel Fehlingers ist nicht nur die Rückeroberung der verlorengegangenen Gebiete durch die Ukraine, sondern die Zerstückelung Russlands in bis zu 41 Kleinstaaten. Unmittelbar nach dem Vormarsch der Prigoschin-Getreuen und deren Einnahme der für die Militärlogistik Russlands im Krieg wichtigen Millionenstadt Rostow-am-Don sieht er die Zeit für den ersten Schritt gekommen. Er schrieb selbstbewusst auf Twitter: "Ich fordere die Unabhängigkeit der Republik Rostow unter Präsident Prigoschin." Die weitgehend widerstandslose Übernahme der Stadt könnte tatsächlich auf regionale Nester starker Unterstützung für die Einheit des von Putin des Hochverrats bezichtigten Prigoschin deuten.

Geht es nach Fehlinger, soll die Biden-Regierung zudem rasch Fakten schaffen, indem sie ebendiese neue "Republik" anerkennen möge:

Warum wendet sich Prigoschin gegen Putin?

Wieso ausgerechnet einer der ehemals engsten Putin-Vertrauten nun einen Putsch plant, darüber zerbrechen sich Beobachter aus allen Lagern seit Freitagabend den Kopf. Die  Palette ist breit: Zum einen beklagte sich Prigoschin schon seit Monaten über vermeintlich mangelnde Unterstützung der russischen Armeeführung und ein "zu lasches" Vorgehen im Krieg. Nun nutzte er einen angeblichen Angriff auf eine seiner Stellungen als Auslöser für seinen Aufstand. Zudem ist er womöglich nach den erfolgreichen Gefechten bei Bachmut auf der Höhe seines Ansehens unter Armeeangehörigen und will dies als Rückenwind für eigene Macht-Ambitionen nützen.

Auch Fehlinger hat hier seine eigene Interpretation, wie er auf Nachfrage gegenüber Der Status angab: "Prigoschin hat klar erkannt das die Lage in der Ukraine für Russland hoffnungslos ist und er hat vorgezogen sein Glück als Söldner gegen seinen Kriegsherrn zu versuchen anstatt sich in der Ukraine zu opfern - das ist nur logisch aus seiner Sicht."

Doch naheliegende Eitelkeiten, Machtansprüche und die Sorge um mangelnde Effektivität im Krieg als Auslöser für den Aufstand könnten nicht der einzige Aspekt sein. Denn Interesse an einer Destabilisierung innerhalb Russlands hätten eben viele Kreise - und tatsächlich soll erst kürzlich ein Treffen zwischen Prigoschin und dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanov stattgefunden haben.

Der Traum vom Putin-Sturz verbindet...

Prigoschin als Schlüsselfigur für den Putin-Sturz: Davor warnte der bestens über Interna informierte russische Ex-Geheimdienstoberst Igor Girkin erst vor wenigen Wochen. In einem Video sprach er von möglichen Plänen des Oligarchen Prigoschin, aufs Ganze zu gehen: "Wenn Prigoschin Chef der Wagner-Gruppe bleibt, wird die Meuterei schnell und radikal kommen." Zuvor habe der verhaltensoriginelle Wagner-Chef durch ständige Verbalattacken bereits Risse innerhalb der russischen Führungszirkel sichtbar gemacht. Im Westen wiederum träumt man bereits seit vergangenem Herbst damit, dass sich die politischen, wirtschaftlichen & militärischen Eliten gegen Putin richten könnten.

Über lange Zeit blieb dies offensichtliches Wunschdenken: Dies zeigte auch ein stümperhafter Vorstoß des mit dem ukrainischen Militär verknüpften, sogenannten "Russischen Freiwilligenkorps", das mehrere Dörfer in der Grenzregion Belgorod überfiel. Dessen Kommandant Denis Nikitin, selbst ethnischer Russe, erklärte trotz bisheriger "Stellung auf verschiedenen Seiten der Barrikaden" seine Unterstützung für den Putsch: Er "erhofft sich ernsthaft einen Erfolg der Prigoschin-Mission", weil das "blutige Kreml-Regime nur durch einen bewaffneten Aufstand zu Fall gebracht werden kann". Ob Opportunismus oder Plan: Alle, die einen Regimechange in Russland wollen, haben nun Morgenluft gewittert.

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