ÖVP-Wahlkampfhilfe von allen Seiten

"Liebe Fatima, lieber Furkan": Mikl-Leitner buhlt um Migranten-Stimmen

Politik
NÖ-Landtag: NLK Reinberger, Wikimedia Commons; Mikl-Leitner (freigestellt): Karl Gruber, Wikimedia Commons (beide CC BY-SA 4.0; Türkei-Flagge: Freepik; Komposition: Der Status

Die letzten Umfragen lassen für die Landtagswahl in Niederösterreich für die Systemparteien nichts gutes vermuten. Der ÖVP droht ein historischer Absturz und die SPÖ kommt nicht so recht in die Gänge. Bezeichend ist jedoch, dass in einem Punkt alle einig sind: Alle gegen die FPÖ. Selbst die SPÖ, deren Ziel eigentlich eine Ablösung der ÖVP in der Landesregierung sein sollte, startete offenbar eine Kampagne gegen die in Umfragen vor ihr liegende FPÖ. Wenn es darauf ankommt, hält das System zusammen. Derweil kursiert ein Video in sozialen Netzwerken, welches die Verzweiflung der ÖVP persifliert.

Schwarzer Absturz, blauer Aufwind

Die letzten Umfragen zur Landtagswahl am 29. Jänner in Niederösterreich, sagen - sofern man Umfragen trauen kann und sie nicht zur Wählermobilisierung für die Volkspartei dienen - einen massiven Absturz der ÖVP voraus. In einer vom Kurier beauftragten OGM-Umfrage kam die Volkspartei zuletzt auf 37 Prozent, dies wäre ein Minus von 12 Prozent zu letzten Landtagswahl und auch der 4er vor dem Wahlergebnis wäre weg - ein historischer Tiefststand im schwarzen Kernland.

Massiv zulegen könnte hingegen die FPÖ. Diese käme mit einem Plus von 11,2 auf 26 Prozent und läge damit deutlich vor der SPÖ, die mit 23 Prozent in den Umfragen eventuell sogar leichte Verluste hinnehmen müsste. Denn 2018 lagen die Roten bei der Wahl bei 23,9 Prozent. Neos und Grüne kämen bei der Umfrage, deren Schwankungsbreite 3 Prozent beträgt, auf 7 und 6 Prozent und treten somit auf der Stelle. 

Sogar bei den Lesern des linksgerichteten Pilz-Mediums "ZackZack" sind die Freiheitlichen auf dem Vormarsch: 

Schwächelnde Landeshauptfrau

Aber auch als Zugpferd für den Wahlkampf schwächelt die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Nach einer Lazarsfeld-Umfrage gaben auf die Frage einer fiktiven Landeshauptfrau/mann-Direktwahl in den Rohdaten nur 27 Prozent an, Mikl-Leitner ihre Stimme zu geben. FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer lag hingegend überraschend gut bei 26 Prozent. Der Spitzenkandidat der SPÖ Franz Schnabl kam auf 13 Prozent.

Und auch bei anderen Umfragen steht Mikl-Leitner nicht besser. Mit 28 Prozent Direktwählern hat sie sich gegenüber 2018 deutlich verschlechtert, damals haben bei Umfragen 38 Prozent angegeben, sie zu wählen, wenn es eine Direktwahl gäbe. Wohl um dem zu begegnen, schuf die ÖVP-NÖ für den Wahlkampf eigens die Internetseite "wir-muessen-reden.johanna-mikl-leitner.at". Auf ihr kann man personalisierte Grußbotschaften der ehemaligen Innenministerin und jetzigen Landeshauptfrau erstellen und verschicken. Auf der Seite heißt es dazu: "...motiviere deine Familie & Freunde dazu, am 29. Jänner bei der Landtagswahl in NÖ das Team der Niederösterreich Partei zu unterstützen".

Von Achim, Achmet, Adam und Adolf bis zu Yusuf, Yvonne, Zitha, Zoe oder Zoran kann man dabei aus Namen auswählen, jedoch keine eigenen Namen eingeben, die nicht in der Liste vorhanden sind. Dennoch dürfte es die Landeshauptfrau viel Arbeit gekostet haben. Mikl-Leitner habe selbst Anreden mit rund 500 Namen einzeln aufgenommen, erklärte ÖVP NO-Pressechef Günther Haslauer stolz gegenüber Heute.


Dementsprechend kursieren in sozialen Medien bereits nach kurzer Zeit Videos, welche sich über den Wahlkampf in Niederösterreich lustig machen. Eines davon ist ein Zusammenschnitt mit mehreren Namen aus der Liste und persifliert die Landeshauptfrau Mikl-Leitner beim "betteln" um Wählerstimmen...

@patrickhaslwanter ÖVP-Wahlkampf in Niederösterreich 🤷‍♂️ #fyp #foryou #niederösterreich #spooky ♬ Originalton - Patrick Haslwanter

SPÖ will System schützen

Dieses Mal gäbe es bei der Wahl wohl erstmals seit 1945 die Möglichkeit, die schwarze Allmacht in Niederösterreich zu brechen. Zumal die niederösterreichische Volkspartei auch wesentlich in die Affären der Bundes-ÖVP verstrickt ist und wichtige Proponenten des türkis-schwarzen Systems stellt, nicht nur im Innenministerium. Doch ob sich die SPÖ traut, bleibt fraglich. Trotz "Landeshauptmann-Studios des ORF", Wohnbauskandalen etc.

Denn dies ist alles Teil des Systems, in dem sich auch die SPÖ nur zu gut eingerichtet hat. Und statt also gegen den schwarzen Sumpf vorzugehen, versucht man vielmehr dem FPÖ-Spitzenkandidaten mit absurden Vorwürfen am Zeug zu flicken. Etwa wenn die Bundes-SPÖ auf Twitter fälschlich unterstellen will, er hätte betagte Personen während Corona sterben lassen wollen.

Als wollten die Roten demonstrieren, dass ihnen außer Schmutzkübel-Kampagnen nichts mehr einfällt, graben sie dafür sogar noch einmal eine Affäre über ein Liederbuch aus dem Wahlkampf vor fünf Jahren aus, zu dessen Publikationszeitpunkt Landbauer gerade einmal 11 Jahre alt war. Später wurde der FPÖ-NÖ-Chef übrigens vollumfänglich von allen damals medial aufgebauschten Vorwürfen entlastet... 

Zwischen Ampel-Horror und Beschimpfung

Dass auch SPÖ-Landeshauptmann Doskozil zuletzt erklärte, er würde eine Regierungskoalition im Bund mit SPÖ, Grünen und Neos favorisieren, zeigt, wohin die roten Räder rollen: Wirkliche Veränderungen soll es nicht geben. Und auch im Bilderberger-"Standard" lässt man nichts unversucht, um die FPÖ vor der Landtagswahl zu desavouieren.

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