Weil er in China geboren wurde

Geheimdienst-Aktion? Rassistische Hetze gegen AfD-Mitarbeiter

Politik
CIA-Logo: Wikimedia Commons (gemeinfrei); Mann: Freepik; Komposition: Der Status.

Das umstrittene Medium "The European Conservative", das im Verdacht steht, als verdecktes CIA-Organ zu fungieren, lancierte eine abenteuerliche Geschichte über einen parlamentarischen Mitarbeiter, mit dem Ziel, damit den AfD-Politiker anzuschießen, für den er arbeitet. Die Vorwürfe sind äußerst dünn: Sie bauen vor allem darauf auf, dass seine Wurzeln in China liegen. Unter Zuhilfenahme falscher Behauptungen, die obendrein auf einen zusehends ins politische Abseits geratenen innerparteilichen Konkurrenten zurückgehen dürften, spinnt die Zeitung eine unfassbare Räubergeschichte herbei.

Chinesische Wurzeln als vermeintlicher Makel

Jian Guo (42) ist ein fleißiger Mitarbeiter des sächsischen AfD-Politikers Maximilian Krah. Er ist deutscher Staatsbürger, spricht mehrere Sprachen fließend und absolvierte sein Studium in Dresden. Als wohlintegrierter Mann sieht er seine politische Heimat folgerichtig bei der patriotischen Opposition. Doch nach Maßgabe von "The European Conservative" hat der Mann einen gar verwerflichen Makel: Seine ethnischen Wurzeln im Reich der Mitte. Das Medium spricht nebulös darüber, dass "parlamentarische Kollegen" Krahs ihre Zweifel geäußert hätten, wie Guo seinen Job bekommen hätte. Diese würden sie unter anderem an seinem Alter sowie "seiner Nationalität" festmachen. Dafür unterstellt man sogar faktenwidrig, dass Guo gebrochenes Englisch oder gar Deutsch spreche.

Als Feindzeuge für die fragwürdige Behauptung dient der AfD-Abgeordnete Nicolaus Fest, gegen den aktuell ein Parteiausschlussverfahren läuft, weil er seit Monaten aus Trotz seine Mandatsträgerbeiträge zurückhält: "Man hört oder sieht Herrn Guo selten in den Parlamentskorridoren. Niemand weiß, was er macht, keiner hat Kontakt mit ihn, niemand glaubt ernsthaft, dass er da ist, um die Ziele der AfD zu befördern." Das Medium wird sich in weiterer Folge nicht einig, ob Guo gar keine Social-Media-Konten besitzt oder ob diese voller Propaganda der chinesischen Kommunisten seien. Zum Drüberstreuen unterstellt Fest seinem sozialpatriotischen Parteikollegen auch noch haltlos, seinen Mitarbeiter beim Gehalt auszubeuten. Beleg hat er dafür freilich keinen: "Gerüchten zufolge..."

Multipolare Welt soll verhindert werden

Irgendetwas wird schon haften bleiben: Es ist eine Desinformationsstrategie, die an den Kalten Krieg erinnert. Kein Zufall: Denn hinter dem umstrittenen Medium steht unter anderem das European Center for Documentation and Information (CEDI/EDIC). Dabei handelt es sich um eine Denkfabrik im Geiste einer praktisch gleichnamigen Einrichtung, deren Gründungspräsident Otto von Habsburg als leitender Ideengeber von Klaus Schwab zur WEF-Gründung gilt. Deren Absicht war: Konservative Bewegungen unter dem Deckmantel der "europäischen Integration" an das transatlantische Bündnis zu ketten. Zusammengehalten wurde das historische CEDI bereits damals vor allem durch einen vehementen, blinden Antikommunismus, der nunmehr fröhliche Urständ feiern soll. 

Dabei gehen die Akteure in dessen Einflussbereich nach dem Prinzip der "Kontaktschuld" vor: Jeder Berührungspunkt zu vermeintlichen "Schurkenstaaten" gilt als böse. Und so fantasiert sich die Zeitung einen "ungewöhnlichen Pro-CCP-Standpunkt" seitens Krah herbei. Gemeint ist die Ansicht, es sei nicht im deutschen Interesse, sich bedingungslos Washington zu unterwerfen. Zwar vertritt mittlerweile sogar der französische Präsident Emmanuel Macron die Ansicht, dass europäische Länder mehr Selbstbewusstsein am internationalen Parkett zeigen sollen und dabei auch mit China sprechen und Handel treiben dürfen, statt sich zu Vasallen der USA zu machen.

Nebulöses Netzwerk sucht "nützliche Idioten"

Doch der Transatlantiker-Clique sind solche Sichtweisen ein Dorn im Auge. Egal welches Land und welche Partei: Alle sollen unter mutmaßlicher Taktgabe der CIA auf die westliche Schiene eingeschworen werden. Der Status berichtete zuletzt bereits über die Einbettung etwa der SPD-nahen "Friedrich-Ebert-Stiftung" und des SPÖ-nahen "Karl-Renner-Instituts" in ein von US-Geheimdiensten gesteuertes Netzwerk. In Zuge dieser europaweiten Gleichschaltung sucht man willige oder willfährige Erfüllungsgehilfen, die als Wachhunde Washingtons möglichst alle politischen Kräfte und Parteien auf die einheitliche, neoliberale, globalistische, transatlantische Weltanschauung trimmen sollen. 

Ob Fest diese Absichten durchschaut, ist ungewiss. Doch für ihn ist der Angriff auf Krah und sein Team eine Flucht nach vorn. Denn wenige Monate vor der Erstellung der EU-Wahllisten, schwinden Fests Chancen, im kommenden Jahr ein Mandat in Brüssel zu erhalten. Als letzten Ausweg sieht er nun, regelmäßig gegen Parteikollegen zu sticheln. Im Jänner hielt er sogar eine Brandrede beim AfD-Neujahrsempfang in Berlin, bei der Zuhörer davon ausgehen, dass sie gegen Krah schießen sollte. Fests Rolle bei einem ähnlichen Hetzartikel gegen Krah auf Basis von Behauptungen eines US-Journalisten im Dezember - der eine angebliche Nähe zu Katar an den Haaren herbeizog - ist weiter unklar.

Rassistische Argumente gegen den "Innenfeind"

Nun also wird die nächste Runde eingeläutet - und der Schmutzkübel wird über einem einfachen Mitarbeiter ausgekippt, um damit dessen Chef zu attackieren. Man thematisiert den Umstand, dass Guo angeblich ("interne Chats scheinen das anzudeuten") AfD-Politikern eine China-Reise schmackhaft machen wollte und Interesse daran habe, den China-Standpunkt der Partei genauer zu erörtern. Außerdem wird ihm im Bezug auf einen Ex-Job in der freien Wirtschaft zum Vorwurf gemacht, mit chinesischen Handelspartnern in Verbindung gestanden zu haben - in der Technologie-Branche wohlgemerkt, bei der heutzutage wirklich niemand an der chinesischsprachigen Welt vorbei kommt.

Man sieht, worauf die Vorwürfe hinauslaufen: Ein Deutscher, dessen Vorfahren aus China stammen, darf offenbar keine wirtschaftlichen, politischen oder kulturellen Beziehungen zu China pflegen, ohne sich dem Verdacht unterworfen zu sehen, als Agent Pekings zu agieren. Es sind Argumente mit lupenrein rassistischem Gehalt, die ansonsten nur von ratlosen politischen Gegnern in den Raum geworfen werden. Etwa, als kurz vor der Niederösterreich-Wahl, bei der die FPÖ rekordverdächtige Zugewinne errang, die linke Twitter-Blase den freiheitlichen Landeschef Udo Landbauer mit widerlichen Angriffen überhäufte, die auf die iranische Herkunft seiner Mutter abstellten - Der Status berichtete.

Krah entlarvt Lügen über seinen Mitarbeiter

Gegen Ende des Hetzartikels im "European Conservative", der sich so zur politischen Waffe einschlägiger Interessensgruppen macht, zeigt sich das ideologische Gesicht hinter dem Schmutzkübel endgültig: Gewisse Kreise sorgen sich, die AfD könnte von der kritiklosen West-Bindung Deutschlands abrücken. Demnach liege die AfD-Delegation in Brüssel "politischen Beobachtern zufolge" im außenpolitischen Streit, wobei Krah als Gegner der Transatlantiker auftrete und offene Gesprächskanäle mit nicht-westlichen Ländern fordert. Dass sich Krahs Mitarbeiter etwa dafür eingesetzt hätten, dass EU-Berichte nicht vor Hetze gegen Marokko strotzten, sieht das Blatt folglich als Skandal an...

Krah selbst äußerte sich auf Twitter über die neuerlichen Vorwürfe und sieht diese ebenfalls als politisches Manöver und eine "Verleumdungsgeschichte", wobei über seinen Mitarbeiter "munter gelogen" würde. Auch er wundert sich darüber, dass man seinen Mitarbeiter aufgrund dessen Herkunft attackiert. In der Folge erinnerte er daran, dass er auch über eine Mitarbeiterin verfüge, die in den USA geboren wurde und sogar eine Doppelstaatsbürgerschaft besitze. Interessanterweise scheinen die Transatlantiker damit aber offenkundig keine Probleme zu haben: Diesen Generalverdacht gibt es nur, wenn vermeintlich "böses" chinesisches Blut in den Adern eines Beraters fließt... 

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