Sonderbare Falschmeldung

Bei Lob für mRNA-Nobelpreis: NEOS-Politiker behauptet sterile Impf-Immunität

Corona
Impfung: Freepik; Holzpuppen: Pixabay; Screenshot: Twitter; Komposition: Der Status.

Der ehemalige "Kurier"-Chefredakteur und nunmehrige NEOS-Abgeordnete Helmut Brandstätter ist für verhaltensoriginelle Auftritte bekannt. Wer nicht bedingungslos für die Aufrüstung der Ukraine ist, den beschimpft er gerne als "Nazi" oder "Putinfreund". Als nun BioNTech-Ex-Vizepräsidentin Katalin Karinkó und ihr US-Forscherkollege Drew Weissman für ihre modRNA-Vorarbeit den Medizin-Nobelpreis bekamen, schoss er aber den Vogel ab. Er behauptete nämlich, die experimentellen Spritzen schützen vor Corona-Ansteckung.

NEOS-Mandatar "glänzt" mit Fake News

Freilich sagte Brandstätter dies im Lobhudel-Video für die angesichts unzähliger Impfschäden umstrittenen Neo-Nobelpreisträger nicht wörtlich. Aber zumindest sehr stark sinngemäß. Die Wissenschaftler, so Brandstätter in einem für einen jahrelangen Journalisten syntaktisch originellen Satz, hätten "herausgefunden, dass durch die Messenger-RNA in den Zellen selbst ein Wirkstoff entwickelt wird, der eben das Virus von Covid abhalten kann, dass wirklich der Körper krank wird". Außerdem würden Wissenschaftler mittlerweile "wissen, dass mindestens 20 Mio. gerettet werden konnten [...] durch die Infektion, weil es eben diese mRNA-Impfung gegeben hat". 

Auf Müll-Studie berufen - und falsch zitiert

Zwei Sätze, mehrere Unwahrheiten: Zum einen handelt es bei der behaupteten Anzahl der vermiedenen Todesfälle um eine unseriöse Schätzung anhand eines mathematischen Modells, das auf irrigen Prämissen fußte. So gingen die Autoren von einem permanenten Schutz durch die Impfung, eine vernachlässigbare Immunität nach der Infektion sowie von einer deutlich zu hohen Tödlichkeit des SARS-CoV2-Erregers und insbesondere der Delta-Variante aus. Die GGI-Initiative zerpflückte die "irrwitzigen und unhaltbaren Annahmen" der medial gerne zitierten "Lancet"-Studie im August regelrecht in einem ausführlichen Faktencheck.  

Selbst wenn sich die Unzulänglichkeiten dieser "Studie" nicht zu Brandstätter durchgesprochen haben sollten, zitiert er sie aber immer noch falsch: Denn dort war die Rede von "14 bis 20 Millionen" Menschen und nicht "mindestens 20 Millionen" - und gemeint waren im unter anderem von der WHO, der Bill & Melinda Gates-Stiftung und der Gates-Impfallianz GAVI finanzierten Papier ohnehin sämtliche Impfstoffe und nicht alleine mRNA-Impfstoffe. Doch selbst diese völlig absurde Annahme ist noch nicht der Gipfel der irren Brandstätter-Aussagen.

Empirisch widerlegbare sterile Immunität

Denn mit seiner Andeutung einer sterilen Immunität dürfte der NEOS-Politiker im Jahr 2023 ziemlich alleine dastehen. Der Schutz vor einer Ansteckung wurde zwar im Jahr 2021 vom polit-medialen Komplex behauptet, stellte sich allerdings als völlig unhaltbar heraus. Bereits wenige Monate später war somit klar: Die ursprünglich anvisierte "Herdenimmunität" war mit diesen Präparaten nicht zu erreichen. Man zog sich dann auf einen "Schutz vor schweren Verläufen" zurück, später auf den "Schutz vor Todesfällen" - und nachdem sich geimpfte Corona-Tote weltweit häuften blieb ein angeblicher "Schutz vor Long-COVID" übrig - und selbst daran zweifeln Forscher längst. 

Freilich: So sehr man sich als Steuerzahler wünschen mag, dass Politiker mit einem monatlichen Salär von 10.000 Euro vor steilen Behauptungen zuerst eine Recherche anstellen, zeichnen sich die Vertreter der Systemparteien allzu häufig durch Unwissenheit aus. Zumindest die Behauptung eines "Wirkstoffes" (gemeint ist das Spike-Protein), welches "das Virus abhalten" und Erkrankungen verhindern könne, wäre auch für recherchefaule Mandatare empirisch möglich gewesen. Denn in den vergangenen zwei Jahren erkrankten etliche Nationalratsabgeordnete und Regierungsmitglieder, nach drei oder vier Stichen dennoch an Corona. 

Putin, Putin, nichts als Putin

Doch es kommt noch absurder: Auf Twitter/X von Der Status-Redakteur Julian Schernthaner auf die Unhaltbarkeit seiner These angesprochen, zog sich Brandstätter auf seine Lieblingsbeschäftigung zurück. Er schaffte es nämlich tatsächlich, auch diese Kritik als Werk vermeintlicher "Putinfreunde" zu brandmarken. Er untermauerte die vermeintliche Unfehlbarkeit seines pro-mRNA-Arguments damit, dass auch der russische Präsident Wladimir Putin angeblich auf einen mRNA-Impfstoff gesetzt hätte anstatt den vom russischen Staat entwickelten Vektor-Impfstoff "Sputnik".

Selbst dabei dürfte es sich übrigens um eine Falschbehauptung handeln: Denn sogar westliche Presse-Agenturen wie "Associated Press" vermeldeten im Sommer, dass sich der russische Staatschef sehr wohl mit "Sputnik" impfen haben lasse. Auch beim "Booster"-Stich im November setzte er dann laut offizieller Kommunikation weiter auf das russische Präparat. Dass der NEOS-Mann es schaffte, selbst diese Thematik auf Putin zu reduzieren, wirft allerdings Fragen auf. Wahrscheinlich ist der böse Mann im Kreml demnächst auch schuld, wenn seine jugendliche Tochter mit Pickeln zu kämpfen hat oder ein Maulwurf einen Hügel in den Garten eines Freundes gräbt. 

Auch auf diesen Hinweis, dass er hierbei irrte, reagierte Brandstätter nach dem Prinzip "was nicht passt, wird passend gemacht": 


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