Exklusiv-Interview

Stefan Weber zum Plagiatsskandal: Freudentränen über Föderl-Schmid-Überleben

Medien
ZVg Stefan Weber

"Der Status" konnte den Plagiatsforscher Stefan Weber neuerlich zum Interview angesichts der Causa Föderl-Schmid gewinnen. Nachdem die Vorwürfe – über die Der Status bereits im Weber-Interview im Dezember berichtete – Konsequenzen hatten, tauchte die stv. Chefredakteurin der 'Süddeutschen Zeitung' auf mysteriöse Weise ab. Medien kolportierten sogar einen Suizid, ein Abschiedsbrief sei gefunden worden. Stefan Weber sprach exklusiv über seine Motive hinter der Plagiatsjagd. Die Forschung brenne ihm unter den Nägeln und sei "kein Kommerz". Nach dem Wiederauffinden der Journalistin habe er Freude verspürt. Die Hetzjagd der Medien gegen ihn sieht Weber ideologisch motiviert.

"Keine Weiteren Plagiats-Vorwürfe, solange Föderl-Schmid im Krankenhaus ist"

Der "Falter" und andere Medien wie der "Spiegel" in seinem Podcast, sprechen von einer Treib- oder auch Hetz-Jagd gegen Alexandra Föderl-Schmid. Was sagen Sie dazu?

Also hier ist einmal ganz klar zu sagen, dass kein unlauteres Vorgehen von mir besteht. Vielmehr bin ich mit meinem Team gerade daran, ein massives, unlauteres Vorgehen über viele Jahre bei der Frau Föderl-Schmid nachzuweisen. Ich sage gleich vorab, dass ich mich jetzt über weitere Plagiate, mögliche Fälschungen und ähnliche Dinge in concreto nicht äußern werde, solange die Frau Föderl-Schmid im Krankenhaus ist. Ich glaube, das verlangt auch der Anstand von mir. Ich habe auch mit dem Krankenhaus Braunau Kontakt aufgenommen und einen Besuch angeboten, falls es ihr hilfreich wäre. 

Interessant, wie war die Reaktion?

Ich habe keine Antwort bekommen. Ich bin hier natürlich bereit, auf Augenhöhe zu reden, aber was nicht geht, ist, dass eine gesamte Branche sich wegduckt, vor einem möglicherweise neuen Problem, das so aussieht, dass erstens in der Dissertation der vermeintliche Fließtext der Verfasserin, wie wir mittlerweile zeigen können, zu weiten Teilen aus Fremdliteratur ohne Quellenangabe und Zitat abgeschrieben, also plagiiert wurde und dass sich zweitens diese Arbeitstechnik dann im journalistischen Berufsleben fortgesetzt hat; auf eine sehr dreiste Art und Weise, nämlich indem eine Wortmarke und eine Ortsmarke angegeben wurde - also von Alexandra Földerl-Schmid aus Berlin oder von Alexandra Föderl-Schmid aus Tel Aviv - und in Wahrheit enthalten diese Artikel absatzweise Texte von anderen Autoren aus der "TAZ" und aus der "Welt".

+++ Status-Nachlese: "Billig kopiert & an der Macht: Interview zum Plagiatsverdacht bei Süddeutscher Zeitung" +++

Kann es andere Erklärungen für diese "Plagiate" geben?

Wir müssen genauestens vorgehen und bei jedem einzelnen Text nachweisen, dass es keine gemeinsame Agenturmeldung ist. Aber auch wenn es eine gemeinsame Agenturmeldung wäre... da sehen wir, dass die anderen Medien die Agenturversatzstücke bei den Quellenangaben am Ende des Textes ausgewiesen haben. Frau Föderl-Schmid hat das systematisch nicht getan. Sie hat sich also quasi so eine Art Sonderrecht, Sonderstatus selber gegeben im Umgang mit Quellen, der schlichtweg kein Qualitätskriterium für journalistisches Arbeiten ist, nicht im "Standard" und nicht in der "Süddeutschen Zeitung". Darum geht es mir.

Was sind Ihre Beweggründe?

Das ist einfach die forscherische Neugierde. Ich sage seit Jahren, die wird mir niemand nehmen. Das interessiert mich. Für mich ist Plagiatsforschung in dieser Form genauso die Entdeckung von etwas Neuem, wie wenn ein Chemiker ein neues Element entdeckt. Die Plagiatsforschung wirft ein Licht auf eine Arbeit, das wir vorher nicht gesehen haben, das wir vorher nicht hatten. Also es erhellt etwas, was vorher im Text verborgen war. Das ist für mich unglaublich spannend und das brennt mir unter den Nägeln.

"Fake News hat der Falter verbreitet"

Ich mache das aus forscherischer Neugierde und keinesfalls, um eine Person zu schädigen oder aus dem Amt zu entfernen. Ich kann für solche Kollateralschäden nichts. Das muss ich auch klar sagen. Ich habe das aufgezeigt - übrigens in meinem Blog - diese ersten Übereinstimmungen in der Dissertation, in einem Artikel aus der Süddeutschen Zeitung, so wie ich seit Jahren dokumentiere, im selben Standard. Sie werden auch in meinem Blog hier sicherlich keine Schmähkritik oder Beleidigungen gegenüber der Frau Föderl-Schmid finden.

Das hat sich auf X abgespielt, leider leider. Und natürlich wurde auf X auch ich aufgeschaukelt, dadurch, dass die Frau Barbara Toth vom Falter hier eine Fülle von Falschbehauptungen erhoben hat, de facto hier eine fehlgutachterliche Stellungnahme abgegeben hat und die linke Blase rund um Frau Toth diese Rhetorik, diese Version übernommen hat. Aber sie ist leider die Unwahrheit. Fake News hat hier der "Falter" verbreitet und Fake News hat nicht das Portal "Nius" verbreitet. Das ist eine ganz wichtige Tatsachenaussage, die auch sicherlich vor Gericht glasklar belegbar ist.

+++ Status-Nachlese: "Causa Föderl-Schmid: Jetzt will System neue Zensur-Gesetze gegen Kritiker" +++

Weber zum Disput mit Falter-Klenk

Allen voran wurde vom "Falter" eine regelrechte Hetzjagd wiederum gegen Sie initiiert. Wie geht es Ihnen damit und wie kommt es, dass Sie beim "Falter", dem Sie noch vor wenigen Jahren so nahe standen, dass Sie damals noch Gastbeiträge dort publizierten, in Ungnade gefallen sind?

Der "Falter" hat mich zu hassen begonnen, als ich kritische Fragen gestellt habe, warum der Florian Klenk immer wieder brisante Akten der WKStA bekommt, die er natürlich von jedem Anwalt der Prozessbeteiligten hätte bekommen können. Aber ich habe mich damals gewundert, warum er eben die Akten direkt ungeschwärzt aus dem Akt bekommt und nicht geschwärzt. Dazu habe ich ihm ein paar kritische Fragen gestellt. Die habe ich auch überhaupt nicht böse gemeint. Ich bin schon davon ausgegangen, dass man das darf. Und daraufhin hat er mir per WhatsApp geantwortet: "Was ist mit Ihnen los? Arbeiten Sie jetzt für die ÖVP?"

+++ Status-Nachlese: "Journalistische Plagiate: Diese Enthüllungen brachen Mainstream-Mauer des Schweigens" +++

Also, er hat in mir einen Feind gesehen, ab dem Moment, wo ich hinterfragt habe, wie er zu den Unterlagen kommt. Das muss er mir gar nicht sagen. Das ist ein Redaktionsgeheimnis. Ich habe ihn das aber trotzdem gefragt. Fragen darf man und seitdem habe ich für ihn in seiner Wahrnehmungswelt "die Seiten gewechselt". Das hat also wirklich schon begonnen mit der Inseraten-Korruptionsaffäre, ging dann weiter bei meinem Plagiatsvorwurf gegenüber Frau Zadic, da gab es ja dann diese anonymen Gutachter auf "Exxpress", die das vollumfänglich erhoben haben. 

Ich habe nur drei, vier Stellen gefunden damals da hat er dann auch geschrieben: "Weber war wieder nix". Vorher bei Hahn wurde ich interviewt und bei Aschbacher durfte ich einen Kommentar schreiben, weil das so wichtige Aufdeckungen waren. Aber jetzt plötzlich bei der Frau Zadic und dann wieder beim Herrn Matthä und jetzt natürlich ganz massiv bei der Frau Föderl-Schmid, wird das sozusagen von vornherein abgewiegelt. Das ist eine ganz interessante Mediendynamik.

Klingt nach einer ziemlichen Doppelmoral...

Schauen Sie... Hätte ich bei der Frau Aschbacher dieselben zehn Funde gefunden wie bei der Frau Föderl-Schmid, hätte wahrscheinlich der "Falter" mir sogar angeboten, mehr zu finden und das exklusiv zu spielen. Da hätte man also genau das Gegenteil gemacht. Man hätte gesagt: Okay, da ist ein Anfangsverdacht, jetzt müssen Sie schauen, lieber Herr Weber, dass sie mehr Stellen finden. Im Fall Föderl-Schmid hat man diesen Anfangsverdacht mit Falschbehauptungen versucht zu widerlegen und will überhaupt gar nicht mehr wissen, ob es jetzt zu mehr Funden kommen wird oder nicht.

Da wird also komplett mit zweierlei Maß gemessen. Dann ist das natürlich Ideologie und kein Journalismus. Das muss man ganz klar sagen. Das ist Ideologie und das darf man ja machen, so wie früher die Parteizeitungen, ich habe selber mal bei einer gearbeitet, bei der "Salzburger Volkszeitung", dort war es allerdings immer ein bisschen augenzwinkernd, dass man nur die Roten kritisieren darf, aber nicht die Schwarzen. Beim "Falter" hat sich das, glaube ich, mittlerweile wirklich in einen Ideologiekampf hinein entwickelt, in einen Kulturkampf, der auch sehr verbissen und sehr verbittert und mit sehr klaren Feindbildern geführt wird.

+++ Status-Nachlese: "Bernadette Conrads: 'Schlimmste Hetze gegen mich, als Föderl-Schmid Chefredakteurin war'" +++

Was ist an den Földerl-Schmid-Plagiaten besonders? 

In den Plagiaten in der Dissertation ist besonders, dass die Frau Földerl-Schmid immer wieder zwischen Zitat und Fließtext changiert und dieser Fließtext, in dem eben kein Zitat ist, keine Quellenangabe, keine Fußnote, keine Anführungszeichen hat, muss ja, so nimmt es der Leser an, aus der Feder der Verfasserin sein. Und siehe da, sie hat das sehr kleinteilig aus anderer Literatur umgeschrieben. Aber aufgrund der Fachtermini und aufgrund der Abfolge der Wörter, man braucht dazu nur meinen Blog für wissenschaftliche Redlichkeit besuchen. Da ist es immer noch die oberste Geschichte. 

Darin sieht man eindeutig, dass es nicht zufällig ist – das ist immer die Bestimmung von Textplagiaten – dass es nicht zufällig ist, dass plagiiert wurde. Das ist sehr interessant, so etwas in einer Arbeit aus dem Jahr 1996 zu finden, die ja eigentlich am Beginn der Digitalisierung geschrieben wurde.

Sie haben abseits der Dissertation weitere Plagiate gefunden...

Ja, zahlreiche in Artikeln aus dem "Standard" und in Artikeln aus der "Süddeutschen Zeitung". Doch auch hier nenne ich jetzt noch keine Details. Es sind gravierende Fehlleistungen. Wie viele es sind, werden wir nie wissen, weil wir können immer nur das Plagiat beweisen, das ist ein ganz wichtiger Satz, aber nie das Nicht-Plagiat. Ja, also das heißt, würde am Ende des Tages herauskommen, ich erfinde jetzt wirklich eine Zahl, dass von 1.091 Artikeln, so viele sind es übrigens tatsächlich, in der "Süddeutschen Zeitung", 47 problematisch sind, so heißt das nur, dass 47 problematisch sind. Es heißt aber nicht, dass 1.050 unproblematisch sind, sondern es heißt nur, wir wissen es nicht. Soviel zum Thema quantitatives Zahlenwerk bei Plagiatsinvestigationen.

"Freudentränen" wegen Föderl-Schmids Überleben

Sie haben im Laufe der Jahre unzählige Plagiate prominenter Personen aufgedeckt. Wieso rastet der Mainstream aus Ihrer Sicht gerade hier so aus? Liegt es am Zusammenhalt der Mainstream-Journalisten, die die ihren schützen?

Ja, Frau Conrads. Die Woge der Ablehnung, des Hasses, des Spottens, der Niedertracht, angefangen von einer Karikatur, glaube ich, von Haderer oder wem auch immer, in News, wo sich jemand übergibt und drüber steht "Plagiatsjäger", also quasi, ich bin zum Kotzen, über einen geifernden Herrn Sichrovsky, der im Gebührenfunk sagt, ich sei nicht satisfaktionsfähig und man solle meine Gutachten nicht mehr ernst nehmen, kommt mir eine Welle des Hasses und der Empörung entgegen wie noch nie. Ich sage mal so, ich verstehe dies im ersten Affekt. Ich war ja auch total schockiert von diesen ersten Nachrichten. Ich hatte natürlich eine Freudenträne, als ich gehört habe, sie lebt noch. Ich bin ja hier kein Unmensch, bitte darum geht es ja nicht. Das ist ja auch eine ganz andere Ebene als das Plagiieren, weil wie gesagt, wer rechnet denn mit solchen nicht-kausalen, atypischen Reaktionen?

+++ Status-Nachlese: "Nach Ausweitung des Plagiatsskandals: Alexandra Föderl-Schmid vermisst" +++

"Informationsverweigerung erinnert an Diktaturen"

Aber ja, mir kommt eine Welle des Hasses entgegen, auch eine Welle des Wegsehens, die eigentlich dem Wesen des Journalismus widerspricht, weil wenn jetzt Leute wie, ernstlich, Armin Wolf vom "ORF" oder Florian Klenk vom "Falter" mir schreiben, sie wollen gar nicht mehr wissen, ob Frau Föderl-Schmid noch mehr plagiiert hat oder nicht, dann liegt da ja eine Informationsverweigerung vor, die eigentlich an ein Vorgehen in Diktaturen erinnert. Das sind keine demokratischen Medien für mich, sondern das sind Meinungsmedien, die halt eine Reichshälfte... in diesem Fall halt alles, was linksgrün und linksliberal ist, sozusagen featuren wollen, also dort Skandale zudecken wollen und bei den anderen, also bei ÖVP und FPÖ, froh sind über jeden Skandal. Das, wie gesagt, ist gefilterte Realität. Das ist das, was wir in der Medienwissenschaft den "Confirmation Bias" nennen. Der "Confirmation Bias" ist eines der größten Probleme in der aktuellen Medienpraxis und ich kann für mich reklamieren und ich werde dabei bleiben, auch wenn es mir Wolf und Klenk nicht mehr glauben. Ich interessiere mich für Plagiate, ich interessiere mich für Plagiatsforschung. Ich sage das ganz ehrlich und dabei wird es bleiben.

Hatten Sie je Kontakt zu Alexandra Földerl-Schmid?

Ich habe nie per E-Mail oder über sonstige Kanäle Kontakt zu ihr gehabt. Ich habe um 4.33 Uhr in der Früh am Tag ihres Verschwindens eben diese Mail bekommen, wie auch die SZ-Chefredaktion, wo sie schreibt: "Diese Jagd ist jetzt vorbei." Das habe ich natürlich so gedeutet, dass sie an dem Tag bis 4.30 Uhr mit ihren Anwälten im Büro sitzt und jetzt wird zurückgeschlagen gegen den Herrn Weber. Also mir wird jetzt ein Maulkorb verpasst von der Frau Föderl-Schmid und auf dieses Mail habe ich geantwortet. Das war also meine erste und letzte Kontaktaufnahme mit ihr. Aber wie erwähnt, ich habe dem Krankenhaus Braunau angeboten zu helfen, wenn es einfach ihrer Genesung dient, dass wir uns in die Augen schauen und dass auch hier sozusagen, dass nicht ein Feindbild Weber in ihrem Leben bleibt. Da bin ich empathisch genug. Ich war schon mal aus völlig anderen Gründen beruflich in einer ähnlichen Situation und da weiß ich auch, dass man dann auch mit den Leuten reden will.

Stehen weitere Enthüllungen bevor?

Massivste. Die sind auch schon so gut wie fertig. Ich habe das auch aus Sicherheitsgründen ausgelagert, also wir arbeiten hier mit mehreren Mitarbeitern im Moment daran. Der eine Mitarbeiter ist der, der mir schon geholfen hat bei den Plagiaten, bei Annalena Baerbock im Buch "Jetzt" und in den beiden Büchern von Diana Kinnert, dieser CDU-Jugendpolitikerin, die massivst plagiiert hat. Eine der wenigen, die es übrigens dann auch zugegeben hat! Und dieser Mitarbeiter ist hochversiert im Finden von Plagiaten über die Plagiatsoftware "Turnitin" hinaus. Das ist das Erste, was wir machen.

Und das Zweite, das ich jetzt eigenfinanziert mache, das ist höchst wahrscheinlich wird so eine semi-supervised Machine Learning Studie, wo wir einer Software beibringen wollen, das Plagiat von der erlaubten Doublette in journalistischen Artikeln zu erkennen. Da habe ich noch technische Vorarbeit, das wird noch ein paar Wochen dauern. Das ist für mich, ich betone es noch einmal, ein selbstfinanziertes Forschungsprojekt. Ich werde das dann über Spenden versuchen zu realisieren und würde mich auch freuen, wenn sich irgendeine Fachzeitschrift dann trauen würde, diese Ergebnisse zu publizieren. Das ist Forschung und kein Kommerz. 


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