Carlson nach Putin-Interview:

'Man muss auf Drogen sein, um Krieg mit Russland zu wollen'

Medien
Screenshot: tuckercarlson.com

Nach dem Gespräch mit Putin ging Tucker Carlson noch einmal auf Sendung und zog ein erstes Resümee über das Interview. Das fiel ihm sichtlich schwer, wie er bei einem Abschluss-Kaffee aus dem Kreml und später – dahin verlagert – aus seinem Hotelzimmer berichtete. Putin habe ihn einige Stunden warten lassen. Dass der russische Präsident zu Beginn des Gesprächs einen riesigen Geschichtsexkurs beging, verärgerte Tucker Carlson, wie er noch sichtlich verwirrt schilderte. Doch er nahm letztlich dennoch wichtige Erkenntnisse über die westliche Darstellung des Konflikts aus Moskau mit.

+++ Status-Nachlese zum großen Putin-Interview von Tucker Carlson +++

Geschichtsstunde irritierte Carlson zu Beginn

Erst später habe er begriffen, dass er nicht "gefilibustert" werde, sondern dass Russlands Geschichte eben die Antwort auf dessen Frage nach dem Krieg sei. Dass Russland die Ukraine als einen historischen Teil seines Landes sehen würde. Obwohl Carlson studierter Historiker ist, war es für ihn aus seiner amerikanischen Perspektive schwer zu folgen, wie man im Interview sehen konnte. Putin schilderte ihm, dass das Verhältnis Russlands zur Ukraine bis ins Jahr 862 zurückreicht. Dass ein Amerikaner, dessen Land erst 1492 entdeckt wurde, etwas länger braucht, um sich in diese Argumentationsweise hineinzudenken, ist kulturell völlig logisch. 

Putin bedauert schlechte Beziehungen zu West-Europa

Carlsons Eindruck: "Er ist sehr verletzt von der Ablehnung des Westens." Putin habe sich erwartet, dass die Europäer trotz der Haltung der USA mit Russland befreundet sein wollten. Doch dem Westen Europas sei ganz offensichtlich befohlen worden, nicht mir Russland verbündet zu sein. Das sei keine Selbstverständlichkeit, so Carlson. Denn Russland sei ja ein Teil Europas und Asiens eben. Carlson: "Doch das ist ja bekanntlich der Sinn der NATO. Russland einzudämmen." Putin sei über die ausgeschlagene Freundschaft, über deren Gründe Carlson nichts wisse, jedenfalls sehr verägert darüber: "Seine Augen blitzten!" Doch obwohl er eine Stunde mit Putin darüber sprach, habe er "keine kohärente Theorie seinerseits ermitteln können, warum das so ist."

Zum Märchen vom Expansions-Bestreben


Wladimir Putin

Der studierte Historiker Tucker Carlson ließ es sich nicht nehmen, parall dazu auf die Propaganda der USA einzugehen. Nachdem er Wladimir Putin direkt zu dessen Motiven für den Krieg befragt hatte, platzte es geradezu aus ihm heraus: "Russland ist keine expansive Macht. Sorry, dass ich das sagen muss, weil all diese Victoria Nulands und Ideologen, die das Außenministerium führen, ihn so darstellen als wäre er Hitler, der unbedingt in Japan einfallen will. Aber die Wahrheit ist, das ist so falsch. Das ist so dumm, man muss ein Idiot sein, um das zu glauben." 

Er nannte Gründe, warum es völlig absurd sei, Russland zur imperialistischen Macht zu deklarieren: "Russland ist bereits viel zu groß, es hat die größte Landmasse der Welt! Die haben bereits 150 Millionen Einwohner. Und die haben über 80 Provinzen oder teil-unabhängige Republiken. Aber verschiedene Nationalitäten und Religionen und Sprachen." 

Es sei alleine in praktischer Hinsicht abstrus, das zu wollen: "Ich meine... stellen Sie sich vor, sie müssten das alles verwalten!"

Russland habe es nicht Not, sich auszudehnen: "Die haben mehr als genug Rohstoffe, die schwimmen in Rohstoffen! Die haben nicht genug Menschen aus ihrer Sicht. Also die Idee, dass die Polen (!) einnehmen wollen würden: Warum um alles in der Welt sollten die das wollen? Sie wollen einfach ihre Grenzen schützen, vielleicht sind sie etwas paranoid was das angeht." 

Putin kein Hitler

Carlson, der 1992 sein Geschichtestudium mit einem Bachelor abschloss und mitunter für die "New York Times" schrieb, ordnete weiters ein: "Aber die Idee, dass die in Wien einmarschieren wollen oder sowas, da muss man schon ein Idiot sein, um das zu glauben. Das ist einfach nicht wahr. Es gibt keinerlei Evidenz dafür."

Der ehemalige Fox-News-Showmaster erklärte, wie abstrus die westliche Darstellung des Konflikts ist: "Die professionellen Lügner in Washington wissen nichts über die Gegend, oder irgendwas über die Welt über New York hinaus, haben sich selbst davon überzeugt oder zumindest wollen sie Sie davon überzeugen, dass dieser Typ [Putin] Hitler ist, der die Sowjetunion angreifen will, oder sowas in der Art."

Die US-Regierung hätte überhaupt keine Ahnung von Russland: "Und die professionellen Lügner in Washington wissen nichts über die Gegend, oder irgendwas über die Welt über New York hinaus, haben sich selbst davon überzeugt oder zumindest wollen sie Sie davon überzeugen, dass dieser Typ [Putin] Hitler ist, der die Sowjetunion angreifen will, oder sowas in der Art."

Putin habe ganz andere Ziele betreffend Europa gehabt: "Er ist wütend und das ist offensichtlich, weil er wohl dachte, wir [der Westen und Russland] könnten doch Freunde sein. Vielleicht ist das ja seine Schuld. Aber jedenfalls ist er ziemlich wütend darüber."

Ukraine-Frieden: Durch Briten vor 1.5 Jahren verhindert

Das Gespräch war auch ansonsten in starkem Kontrast zum Gewohnten für den Amerikaner.

Tucker Carlson: "Was irgendwie wirklich auffällig war, war dass er einen Friedensvertrag mit der Ukraine will. Und das Land aufgeben will. Ich meine, vielleicht lügt er ja, in einer Art die ich nicht wahrgenommen habe, aber das hat er mehrfach gesagt. Ich meine: Wieso soll er das sagen, wenn er es nicht so meinen würde?"  Die Darstellung sei glaubwürdig: "Und ich meine, er gab mir überwältigende Belege dafür, dass es bereits vor eineinhalb Jahren Friedensgespräche gab. Dass der frühere Premierminister Großbritanniens, Boris Johnson, diese im Auftrag der Biden Administration zum Scheitern brachte. Und Selenski und die Ukraine davon überzeugt habe, nicht in diese Gespräche einzutreten." Das hätten auch die Israeli so enthüllt, so Carlson. 

Tucker Carlson 

US-Vertreter als "die wirklich Wahnsinnigen in dem Spiel"

Abschließend erklärte Carlson noch, dass die US-Vertreter viel verrückter als Putin seien: "Wenn man wirklich wissen will, wer die Wahnsinnigen in dem Spiel sind, ist zu beachten, dass offizielle US-Vertrete sowohl in verschiedenen Medien als auch mir und vielen weiteren Leuten gesagt haben, dass Russland die Krim aufgeben muss. Und ohne hier in geschichtliche Details zu gehen. Das sind die Fakten: Auf ihr ist Russlands Weltmeer-Flotte, sie hat eine russische Bevölkerung, das Referendum ging für Russland aus – sie ist Teil Russlands! Der russische Wein kommt von dort."

Es gehe in dieser Frage nicht um Sympathie, wie Carlson klarstellt: "Das kann man mögen oder nicht mögen. Aber es ist Fakt, dass Putin dafür in den Atomkrieg gehen würde, wenn es um die Krim gehen würde. Und die Krim war in russischer Hand zum Beginn dieses Kriegs. Wenn man also wirklich denkt, dass eine Situation des Friedens unter der Voraussetzung, dass Putin die Krim aufgeben würde, eintreten könnte, dann muss man ein Wahnsinniger sein. Und das sind die. Sie wollen eine schwache Regierung in Russland. Und die Frage ist: Warum würde man das wollen?"


Gefährlich für die Weltsicherheit: Die USA sollten Putin besser nicht stürzen, denkt Tucker Carlson.

"Man muss auf Drogen sein, um das für eine gute Idee zu halten"

Es sei für die USA gefährlich, eine Schwächung der Regierung zu beabsichtigen: "Wie kann das für die Vereinigten Staaten gut sein? Ich verteidige nicht Russland sondern ich verteidige mein Heimatland. Eine schwache, zentrale Regierung in Russland, in einer Nation mit der größte Atomwaffenarsenal wäre Wahnsinn! Besonders ein Land, das so riesig ist und potenziell zerstritten: Mit so vielen Sprachen, Ethnizitäten und Religionen, 20% Muslimen als Bevölkerung... Ihr wollt einfach das größte Atomwaffenarsenal frei herumschweben lassen und hoffen, dass das beste passiert? Ihr seid verdammte Spinner, wenn ihr euch das wünscht!"

Doch die Regierung der USA würde diese Gefahr eingehen: "Und wir werden von Verrückten regiert. Der Präsident und dieser giftige Schwachkopf ['moron'], Victoria Nuland, erklären: 'Wir werden Putin absetzen!' – Und was passiert dann? Was passierte in Libyen, als wir Gaddafi absetzten und ermorden ließen? Was passierte im Irak, als wir 'Saddam der Gerechtigkeit zuführten'?" 

Erfolgreich sei das alles nicht gewesen: "Diese Länder sind zerfallen und wurden niemals wieder aufgebaut. In Afghanistan haben wir die Regierung abgesetzt und sie kamen zurück: Das Land wird wieder von den Taliban regiert."

Es sei absolut keine gute Idee aus amerikanischer Sicht, Russland zu destabilisieren. Bisher seien die USA ohnehin immer nur kurzfristig erfolgreich gewesen bei ihren Regime Changes: "Also unsere Bilanz, den Anführer auszuknocken, was sehr einfach zu bewerkstelligen ist, ist sportlich und schnell. Die Dinge werden meist nicht besser. Und das mit Russland zu machen, dem flächenstärksten Staat der Welt, mit dem weltweit größten Atomwaffenarsenal... da muss man schon auf Drogen sein, um zu glauben, dass das eine gute Idee ist."


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