Grüne Wirtschaftspolitik

Hohe Energiepreise & Zinswende: Fast ein Viertel mehr Insolvenzen in Deutschland

Wirtschaft
Bild: Freepik

Während das Straucheln und die Insolvenz von Teil-Unternehmen der Signa-Gruppe des Finanzjongleurs Rene Benko für Aufsehen sorgt, bleiben viele kleiner Pleiten fast unbeachtet. Dabei stieg allein in Deutschland die Zahl der Firmeninsolvenzen um 23,5 Prozent. Und ein Ende scheint so schnell nicht in Sicht, auch wenn man versucht zu beruhigen.

Bis einschließlich November sind in Deutschland rund 18.100 Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerutscht und mussten Insolvenz anmelden. Dies ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Viertel - genauer: um 23,5 Prozent. Dabei handelt es sich aber schon lange nicht mehr um Corona-Nachholeffekte, als durch massive staatliche Finanzhilfen und ein faktisches Aussetzen der Insolvenzen viele Firmen noch weitermachen konnten, obwohl sie normalerweise schon vor der Pleite standen. Diese Zombiefirmen sind bereits großteils vom Markt verschwunden. Derzeit machen sich vielmehr andere Faktoren allmählich bemerkbar.

Zinsen und Energiekosten

So zeigte sich, dass Deutschland durch die Energiewende und die Selbstmordsanktionen in eine Rezession rutscht und wirtschaftlich schrumpft. Von dem grünen Wachstumsschub oder Wirtschaftswunder ist nichts zu merken. Stattdessen holen die gestiegenen Zinsen viele Firmen - und nicht nur die Signa - ein. Und dazu kommen auch die massiv gestiegenen Energiekosten, die sich in allen Bereichen niederschlagen. "Immer mehr Firmen brechen unter den Dauerbelastungen der hohen Energiepreise und der Zinswende zusammen", erklärt Chefökonom der  Creditreform-Wirtschaftsforschung Patrik-Ludwig Hantzsch.

Damit sind insgesamt auch bis zu 205.000 Arbeitsplätze im laufenden Jahr durch die Insolvenzen weggefallen oder bedroht. Bis zum Ende des Jahres, so Hantzsch sei es zudem durchaus realistisch, dass die Zahl der Insolvenzen noch auf 20.000 steigt.

Handel und Baugewerbe

Besonders hart trifft es bei den Insolvenzen den Handel sowie die Immobilien- und Baubranche. Vor allem Letztere hat derzeit mit Mit 81 Pleiten je 10.000 Unternehmen in Deutschland die höchste Insolvenzquote. Dabei erwischt es zwar auch große Unternehmen und Konzerne, aber besonders blutet der Mittelstand aus. Laut Creditreform sind zu mehr als 80 Prozent kleine Firmen mit höchstens zehn Mitarbeitern von den Pleiten betroffen.

Aber auch immer mehr größere Unternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Jahresumsatz erwischt es. In den ersten drei Quartalen diesen Jahres waren es bereits 190 und könnten, so eine Schätzung der Beratungsgesellschaft Falkensteg, bis Ende des Jahres noch auf 260 steigen. Würde diese Zahl erreicht, wäre dies innerhalb der letzten sieben Jahre der zweithöchste Wert - nur 2020 war er mit 292 Großinsolvenzen höher.

Kein Grund zur Panik?

Allerdings sei das alles angeblich kein Grund zur Sorge. Die Creditreform rechnet zwar auch im kommenden Jahr mit weiter steigenden Insolenzen, aber ihr Hauptgeschäftsführer Bernd Bütow erklärt: "Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich die Insolvenzen auch im nächsten Jahr erhöhen werden, aber gesamtwirtschaftlich nicht auf ein bedenkliches Niveau." Ebenso spricht der Vorsitzende des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) Christoph Niering von einer Normalisierung der Insolvenzzahlen.

"Einen Anstieg, wie wir ihn Mitte der Nullerjahre gesehen haben, mit über 30.000 Insolvenzen pro Jahr, werden wir zukünftig nicht mehr sehen", prophezeit er. Tatsächlich liegt der Insolvenzschnitt seit 1999 bei knapp 26.200 Insolvenzen jährlich. Den bisherigen Höchststand gab es mit 39.320 Fällen im Jahr 2003. Allerdings wandern auch zunehmend Unternehmen aus Deutschland ab, so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr. Und viele Unternehmen drosseln auch ihre Produktion. Und durch die Pleiten dürfte es auch noch zu Dominoeffekten kommen.

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