Aufstand der Investoren

Entthronter König: Kurz-Intimus Benko muss sich aus Signa-Gruppe zurückziehen

Wirtschaft
Screenshot: YouTube/KroneTV (Bildzitat)

In der letzten Zeit lief es für Immobilien-Mogul Rene Benko und seine Signa-Gruppe - trotz seiner ausgesprochenen ÖVP-Nähe - alles andere als rund. Nun zogen die Investoren die Reißleine und sorgten dafür, dass sich Benko nicht nur aus dem Immobilen-Unternehmen zurückziehen muss, sondern auch seine Stimmanteile an den Insolvenzverwalter abtreten muss. Die Zukunft des Konzerns ist nun vollkommen offen.

Die letzten Tage ließen bereits mit Meldungen aufwarten, die zeigten, dass etwas im Busch ist in der Signa-Gruppe von Rene Benko. So wurden vor rund einer Woche die Bauarbeiten an Benkos Elbtower in Hamburg gestoppt. Von dem beauftragten Bauunternehmen hieß es zunächst, dies geschehe, weil die Signa mit Zahlungen im Verzug sei. Schließlich wurde vom zuständigen Geschäftsführer bestätigt, dass man die Bauarbeiten "vorübergehend aufgrund ausstehender Zahlungen der Projektgesellschaft eingestellt" habe. War dies nun der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? 

Investorendruck gegen Benko

Zumindest die Investoren zogen nun die Reißleine, wie die "Krone" unter Berufung auf Insider-Informationen berichtete. Rene Benko, der zuletzt offiziell keine operative Funktion mehr bei der Signa hatte, sondern lediglich als Vorsitzender des Beirats wirkte, dürfte dennoch weiterhin in die laufenden Geschäfte eingegriffen haben. Denn er war nach wie vor Hauptanteilseigner der Signa Holding und hatte wohl auch den besten Überblick über das Firmenkonstrukt unter dem Dach der Holding. Zu diesem gehören die Signa Real Estate und darunter die Signa Prime Selection AG (auch zuständig für den Elbtower), die Signa Development Selection AG usw.

Und auch die Signa Retail, mit der Signa Premium, der Signa Department Store Group (unter anderem Galeria Karstadt oder Kaufhof). Laut dem "Spiegel" redeten sich schließlich die Gesellschafter Lindt-&-Sprüngli-Präsident Ernst Tanner, Strabag-Großaktionär Hans Peter Haselsteiner, Kaffeemaschinen-Unternehmer Arthur Eugster, sowie Fressnapf-Gründer Torsten Toeller und Mitglieder der wohlhabenden südamerikanischen Logistik-Dynastie Arduini ohne Benko zusammen, um über die Zukunft der Signa zu beraten.

Entthronter König

Nun ist offenbar der Sanierer Arndt Geiwitz - der zuvor schon beim Insolvenzverfahren der Warenhaustochter Galeria als Generalbevollmächtigter im Einsatz war - der Mann, der die größten Probleme und Finanzierungslöcher prüfen und Transparenz in das Unternehmensgeflecht bringen soll. Dies ist zumindest eine der Forderungen der Gesellschafter, neben der Abtretung der Stimmanteile von Benko an Geiwitz. "Die Gesellschafter haben diesen Schritt zustimmend und auch positiv zur Kenntnis genommen", erklärte Hans-Peter Haselsteiner dem "Ö1-Mittagsjournal".

Allerdings will Benko auch seinerseits wissen, "ob die Gesellschafter mit einer solchen weitgehenden Lösung auch bereit wären, einen Beitrag zur Sanierung der Gruppe zu leisten". Dabei wird deutlich: Die Investoren fühlen sich offenbar über die Geschäfte und den wahren Zustand des Signa-Konzerns nicht wirklich informiert und auf dem Laufenden gehalten. Und wirkliche Einblicke in das Firmenkonstrukt hat - außer Benko - offenbar auch niemand. Neben den Investoren vermutlich auch nicht die Mitglieder des Beirats, unter anderem Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Wüstenrot-Chefin und Ex-Politikerin Susanne Riess-Hahn oder Ex-Casinos-Austria-Chef Karl Stoss.

Pleiten und Prüfung der Signa-Kredite

Aber auch vor dem Elbtower-Baustopp schien schon nicht alles in bester Ordnung. Zuletzt gerieten die Signa und Benko durch den Kika-Leiner-Verkauf in die Schlagzeilen, verlieren doch 1.900 Mitarbeiter dadurch ihren Job. Zuvor, im Februar 2023 wurde auch schon das Insolvenzverfahren gegen die Warenhauskette Galeria eröffnet, nachdem diese zuvor rund 740 Millionen Euro deutsche Staatshilfen erhalten hatte. Und dazu meldete noch die europäische Bankenaufsicht der EZB eine Überprüfung an.

Bei der - bisher einmaligen - Sonderprüfung sollten die Kredite der Signa-Gruppe genauer unter die Lupe genommen werden. Dazu kam dann im Sommer die Aufforderung an Banken, den Wert ihrer Kredite, die an Firmen von Rene Benko vergeben wurden, teilweise abzuschreiben oder weitere Rückstellungen für potenzielle Verluste vorzunehmen. Ist der Insolvenzantrag von Benkos Signa Sports United (SSU) vor wenigen Tagen eventuell erst der Auftakt und folgt nun die Zerschlagung seines Konzerns?

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