Enthüllungs-Bombe

Top-Aufdecker-Journalist sicher: USA stecken hinter Terror auf Nordstream

Welt
Symbolbilder (2): Freepik; Biden: Cameron Smith/The White House (public domain); Komposition: Der Status

In den letzten Monaten wurde es ruhig um die Aufklärung rund um den mutmaßlichen Staatsterror gegen die europäische Energieversorgung Ende September. Viele Beobachter werteten die stockenden Ermittlungen zur Causa als Indiz dafür, dass die USA oder ein anderer deutscher NATO-Verbündeter hinter dem Anschlag auf "Nord Stream" stecken könnte. Nun kommt auch der renommierte Investigativ-Journalist Seymour Hersh (85) zu einem ähnlichen Ergebnis.

CIA & Biden sollen hinter Sprengung stecken

Hersh ist nicht irgendwer: Er deckte im Jahr 1969 mit weltweiten Medienecho die US-Kriegsverbrechen in Vietnam auf. Auch einen Folterskandal in irakischen Gefängnissen durch die US-Armee wäre ohne den akkuraten Riecher und die akribische Recherche des Journalismus-Veteranen nie an die Öffentlichkeit gedrungen. Nun legt er in einem Blog-Post sehr ausführlich und glaubwürdig dar, wieso er es für sehr wahrscheinlich hält, dass die USA hinter dem "Nord Stream"-Anschlag stecken. Der Plan soll bereits im Dezember 2021 entstanden sein - zwei Monate, bevor die ersten russischen Panzer in die Ukraine rollten. 

In den Beratungen über eine Zerstörung der "Nord Stream"-Pipelines auf Wunsch von US-Präsident Joe Biden, der im Februar auch offen andeutete, dass man dem Projekt "ein Ende setzen" werde, dämmerte schnell, dass die Aktion höchster Geheimhaltung unterliegen müsse. Denn die CIA befürchtete, dass es als kriegerischer Akt gedeutet würde, wenn sich die Sabotage in die USA zurückverfolgen ließe. Und obwohl in internen Gesprächen daher viel Dissens über die Sinnhaftigkeit einer solchen Geheimoperation entstand, empfahl die CIA laut den Hersh-Ausführungen deren Durchführung mit den Worten: "Wir müssen eine Methode finden, um die Pipeline in die Luft zu sprengen."

Sprengsatz während NATO-Übung platziert

Nach der von Hersh vorgebrachten These wurden dann im Juni des Vorjahres im Rahmen der NATO-Übung BALTOPS22 die Sprengladungen auf dem Meeresgrund vor Bornholm angebracht. Damit die Aktion gelingen konnte, sollen sich CIA-Mitarbeiter mit norwegischen Geheimdiensten verabredet haben, ehe die norwegische Marine bei der Planung und Ausführung behilflich gewesen sein soll. Hersh verweist hier darauf, dass Norwegen der perfekte Partner für eine solche Operation sei, weil NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg ehemaliger Premierminister des skandinavischen Landes sei und von jeher der Washingtons Kandidat für den Chef-Posten des Militärbündnisses war. 

In weiterer Folge galt es laut Hershs Informant, Dänemark und Schweden als Anrainerstaaten einzuweihen, dass es im Rahmen der Übung auch "Tauchertätigkeiten" geben werde. Man verpackte demnach eine Minen-Suchaktion vor der Küste Bornholms als militärisches Spiel, um nebenbei die Sprengsätze an der Pipeline zu platzieren. Um eine Verbindung zu verschleiern, hätte Washington dann eine verspätete Zündung mithilfe von Sonar-Bojen veranlasst. Die norwegische Luftwaffe hätte am Sprengungstag daher einen vermeintlichen "Routineflug" unternommen, um diese im fraglichen Gebiet abzuwerfen. 

Washington mit, Moskau ohne Motiv

Hersh geht in seinem Stück allerdings auch auf die polit-medialen Reaktionen und Deutungen nach den Explosionen ein. Für eine Beteiligung des Kreml spreche wenig: "Es war nie klar, wieso Russland die Absicht haben sollte, seine eigene lukrative Pipeline zu zerstören". Tatsächlich erkundigte sich Moskau zuletzt sogar zu den Kosten einer Reparatur - Der Status berichtete. Für eine viel logischere Erklärung sorgte laut Hersh ausgerechnet US-Außenminister Antony Blinken. Dieser sprach nämlich von einer "gewaltigen Gelegenheit, für immer und ewig die Abhängigkeit von russischer Energie zu beenden und damit zu verhindern, dass Putin den Energiemarkt als Waffe für seine Expansion missbraucht."

Für verdächtig hält er auch den Umstand, dass Unter-Staatssekretärin Victoria Nuland sich darüber freute, dass Nord Stream nunmehr nur noch "ein Stück Metall auf dem Meeresgrund" sei. Hershs Quelle wiederum hält eher machtpolitische Überlegungen als Auslöser: "Ich muss sagen, [Biden] hat echt Eier. Er sagte, er würde das tun, und er hat es getan." Dass Russland sich nicht revanchierte, macht sein Informant daran fest, dass dem Land dazu die Mechanismen fehlen würden. Es sei jedenfalls eine "wunderbare Verschleierungsgeschichte" mithilfe von Experten und fortgeschrittener Ausrüstung: "Der einzige Makel daran ist die Entscheidung, die Operation auszuführen."

Systempresse schießt nun Aufdecker an

Nachdem Hersh seine Ausführungen veröffentlichte, verbreiteten sie sich wie ein Lauffeuer. Denn, nach allem, was der Veteran des Investigativ-Journalismus bereits aufdeckte, konnte man ihn nicht einfach ignorieren. Erst recht nicht, nachdem weitere Aufdecker-Journalisten wie Matt C. Taibbi, der unlängst die Big-Tech-Zensur in Form der "Twitter Files" aufdeckte, bestätigten, dass es eine authentische Hersh-Aufdecker-Geschichte ist. Er sei im Zuge der Recherche mit diesem in Kontakt gestanden. In den meisten Zeitungen weltweit ist die Hersh-These nun eine große Story - in Deutschland wiederum, das eigentlich primär vom Nord-Stream-Aus betroffen ist, hält man sich bedeckt.

Tatsächlich sind dort bereits die üblichen Verdächtigen dabei, die Enthüllung bereits klein zu reden. So kritisiert etwa "T-Online", dass Hersh sich auf eine "ungenannte, fragwürdige Quelle" berufe - obwohl spätestens seit Assange und Snowden bekannt sein müsste, dass die USA Whistleblower massiv verfolgen und redaktioneller Quellenschutz daher umso wichtiger ist. In weiterer Folge rückt man ihn in die Nähe von "Verschwörungstheorien" und er solle bereits in der Vergangenheit dem Vorwurf ausgesetzt gewesen zu sein, "Unsinn zu schreiben". Als vermeintliche Entkräftigung lässt man dann ein Dementi des Weißen Hauses sowie eines hochrangigen Ex-CIA-Chefs gelten... 

Harsche Kritik an diesen Versuchen, Hersh mit diesen Anschuldigungen zu bewerfen, übte auf Twitter der Journalist Thomas Oysmüller, der für den TKP-Blog schreibt: 

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