Hoher Preis für Aufgabe der Neutralität

Kriegsrhetorik: Zuerst NATO-Beitritt, jetzt sollen sich Schweden für Krieg rüsten

Welt
Bild: NATO North Atlantic Treaty Organization, CC BY-NC-ND 2.0, Flickr

Die längste Zeit war Schweden ein neutrales Land. Nun, nachdem das nordische Land der NATO beitreten will und auch die letzten Hürden dafür genommen sind, wird auf der Sicherheitskonferenz den Bürgern vom Oberbefehlshaber und dem Zivilschutzminister nahegelegt, sich auf einen Krieg vorzubereiten. So ändern sich die Zeiten.

Seit Jahrhunderten lebte Schweden in Frieden... 

Ob während des Zweiten Weltkriegs oder auch während des Kalten Krieges, die schwedische Neutralität sorgte dafür, dass das Land in den vergangenen rund 200 Jahren nicht in größere Konflikte hineingezogen wurde. Vielmehr war es, etwa im Zeiten Weltkrieg ein sicherer Hafen für viele, die flüchten müssten. 2002 gab das Land zwar seine Neutralität offiziell auf, schloss sich aber keinem militärischen Bündnis an.

Diese Zeiten sind nun aber endgültig vorbei. 2022 beantragte man die Aufnahme in die NATO. Begründet wurde dieser Schritt mit der Gefahr, die angeblich von Russland ausgehe. Wurde die Mitgliedschaft zu dem "Verteidigungsbündnis" anfänglich noch von der Türkei und Ungarn blockiert, scheinen diese Probleme mittlerweile aus dem Weg geräumt.

NATO-Beitritt mit allen Konsequenzen

So gab kurz vor dem Jahreswechsel die Türkei ihre Blockade auf. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßte diesen Schritt: "Ich zähle darauf, dass die Türkei und auch Ungarn die Ratifikation nun so bald wie möglich abschließen. Schwedens Mitgliedschaft wird die NATO stärker machen." Doch sicherer scheint Schweden dadurch nicht geworden zu sein.

Bei der kürzlich stattgefundenen Sicherheitskonferenz "Folk och Försvar" erklärte der schwedische Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin, dass sich seine Landsleute für einen Krieg wappnen sollten. "Viele haben es schon vor mir gesagt, aber lassen Sie es mich mit der kraft meines Amtes sagen: Es könnte einen Krieg in Schweden geben“, so der Minister, der damit aber nicht auf eine Eskalation der Bandenkriege anspielt.

Mehr Zivilschutz und Angstmache mit Ukraine

Dabei wies Bohlin auf der Konferenz auch darauf hin, dass die Modernisierung des schwedischen Zivilschutzes nicht schnell genug vorangehe. Hier seien alle gefordert mitzuwirken, von Managern, über Gemeinderäte bis hin zu Zivilpersonen. "Eine solche Anstrengung kann nur dann schnell genug unternommen werden, wenn die große Mehrheit der Menschen sich der Situation bewusst ist und versteht, was auf dem Spiel steht", erklärte der Minister, der auf die Ukraine hinwies, die mit "totaler Widerstandsfähigkeit" versuche im Krieg gegen Russland zu behaupten.

Aufrüstung nur zur Verteidigung?

Zustimmung bekam der Minister dabei von Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte Micael Byden. Im schwedischen Fernsehsender SVT erklärte der General: "Schauen Sie sich die Nachrichten aus der Ukraine an und stellen Sie sich die einfachen Fragen: Wenn das hier passiert, bin ich darauf vorbereitet? Was sollte ich tun? Je mehr Menschen nachgedacht, abgewogen und sich vorbereitet haben, desto stärker wird unsere Gesellschaft sein."

Zudem wies Byden darauf hin, dass man zwar in der Vergangenheit beträchtliche Investitionen getätigt habe und die Verteidigungsfähigkeit des Landes dadurch deutlich erhöht habe, aber je früher Schweden vollwertiges Mitglied der NATO werde, desto besser, so der General. Dürfte er sich dadurch weiter eine deutliche Erhöhung des schwedischen Militäretats erwarten, der 2022 etwa 1,3 Prozent des BIP ausmachte. Diese auch, weil schwedische Truppen durch die NATO-Einbindung verstärkt an deren Auslands-Missionen und Kampfeinsätzen teilnehmen dürften (respektive müssten).

+++ Folgt uns auf Telegram: t.me/DerStatus & auf Twitter/X: @derStatus_at +++

Dir gefällt unsere Arbeit? Unterstütze uns jetzt mit deiner Spende, damit wir weiterhin berichten können!

Kontoinhaber: JJMB Media GmbH
IBAN: AT03 1500 0043 9102 6418
BIC: OBKLAT2L
Verwendungszweck: Spende

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten