Nach den Stellvertreterkriegen

Syrien zurück in Arabischer Liga: Westen über Nahost-Normalisierung entsetzt

Welt
Bild (Assad 2018): kremlin.ru, Wikimedia Commons, CC BY 4.0

Vor zwölf Jahren begann der sogenannten 'Bürgerkrieg in Syrien', bei dem der Westen unter US-Federführung mitunter islamistische Terror-Milizen unterstützte und mit Waffen belieferte, um den rechtmäßig gewählten Präsidenten Baschar al-Assad zu stürzen. Der Plan scheiterte trotz massiver Verteufelung des Westens, stattdessen ging der zuvor hoch gezüchtete "Islamische Staat" unter. Nun, wo Normalität im Land allmählich wieder einkehrt, sperren sich die einstigen Kriegstreiber gegen eine Rehabilitierung seiner Regierung.

Assad zurück bei Arabischer Liga - Westen ist sauer

Aktuell findet in Dschidda in Saudi-Arabien der Gipfel der "Arabischen Liga" statt. Diesmal wieder mit dabei ist der syrische Präsident Baschar al-Assad. Nach einem Jahrzehnt der Isolation wollen sich die arabischen Staaten wieder aneinander annähern und sich auf dem diplomatischen Parkett begegnen. Doch dem Westen, der weiterhin massive Sanktionen gegen das Land fährt, die auch die humanitäre Hilfe nach der Erdbeben-Katastrophe vor wenigen Monaten erschwerte, passt das nicht in den Kram. Man will am Narrativ des tyrannischen Despoten, der mit Chemiewaffen gegen das eigene Volk vorgehe - ein niemals belegter Maximal-Vorwurf - festhalten. 

Die Unruhen in Syrien im Schatten des unter anderem vom Netzwerk des Profi-Regimechangers und Globalisten George Soros unterstützten "Arabischen Frühling", der zur breiten Destabilisierung mehrerer arabischer Länder führte, nutzte Washington schon früh zur Zündelei. Bereits 2012 unterstützte man sogenannte "Rebellen" mit dutzenden Millionen Dollar. Ab 2014 erhöhte die Obama-Biden-Regierung ihre Bestrebungen, gab ein Programm zur Unterstützung der islamistischen Gruppierungen in Höhe von 500 Mio. US-Dollar frei und lieferte tausende Tonnen an Waffen, die das Töten im - welch Zufall - wichtigsten Erdöl-produzierenden Land im östlichen Mittelmeer - sinnlos verlängerten.

Gegen eigene Interessen: Europa unterstützte US-Destabilisierung 

Der Rest der Geschichte ist bekannt: Im Jahr 2015 setzte die bis damals größte Migrationswelle nach Europa ein, als Millionen Menschen binnen weniger Wochen auf unseren Kontinent strömten. Auslöser war letztlich die infam gewordene Merkel'sche "Grenzöffnung", bei der sich Glücksritter aus aller Herren Länder als Syrer ausgaben, um einen Aufenthaltstitel zu erhalten. Und der Westen zündelte weiter, teilweise bekämpften sich sogar vom US-Auslandsgeheimdienst CIA und vom US-Verteidigungsministerium Pentagon finanzierte "Rebellen" gegenseitig - Hauptsache noch mehr Chaos. Als Buhmann, um diese Absurditäten weiter zu finanzieren, durfte stets Assad herhalten. 

Und Europa hielt dem transatlantischen Partner die Stange, während Assad und die Regierungstruppen von Russland unterstützt wurden. Es ergab sich eine Situation, welche der mittlerweile verstorbene Nahost-Experte Manuel Ochsenreiter gegenüber dem Grazer "Freilich"-Magazin im März 2018 so bewertete: "Sowohl die Politik Washingtons als auch die Moskaus lassen sich logisch erklären. Europas Syrienpolitik wiederum scheint geradezu selbstmörderisch zu sein. Obwohl Europa im Prinzip die gleichen Interessen wie Russland in der Region hat - also Stabilität - unterstützt es die Destabilisierungspolitik der USA."

Mainstream-Medien brauchen ihr Feindbild Assad

Mittlerweile ist der Großteil Syriens längst befriedet, gegen die Rückführung von weitgehend weiterhin kaum integrierten Syrern aus Europa in ihr Heimatland sperren sich die EU-Staaten, einschließlich Österreich aber weiterhin. Dabei hatte Assad für deren Rückkehr geworben und 2021 sogar eine Generalamnestie für Personen versprochen, die zuvor gegen seine Regierung als Teil von Rebellen-Milizen gekämpft haben. Doch angesichts des Charakters des Syrienkonflikts als Stellvertreterkrieg will man sich nicht eingestehen, dass die Normalität in Syrien so weit als möglich längst wieder eingekehrt ist. Gegen die Rückkehr von Assad aufs diplomatische Parkett sperrt man sich weiterhin. 

Dies geht so weit, dass einschlägige Medien allein seine Gipfel-Teilnahme massiv skandalisieren. "Für Machthaber Assad ein diplomatischer Coup. Für die, unter ihm gelitten haben, eine Schande," leitet die ARD-Tagesschau ihren Artikel ein. Man zitiert sogar einen "Experten", der sich zur Bewertung der gesamten arabischen Welt als "zynisch" versteigt. Beim Bilderberger-"Standard" spricht man von einer "blutgetränkten Rückkehr" des "syrischen Schreckensregimes". Dass sich die syrische Wirtschaft noch nicht gänzlich erholt hat, schiebt man Assad in die Schuhe statt den westlichen Destabilisierungsbemühungen.

Kneissl ordnet Lage ein: System-Vertreter schäumen

Eine erfrischend andere Bewertung fand die renommierte Nahost-Expertin Karin Kneissl, von 2017-2019 Außenministerin auf blauem Ticket. Während ihr ÖVP-Nachfolger Alexander Schallenberg aktuell lieber mit dem Pfizer-CEO, der US-Geheimdienstchefin und diversen WEF-Jüngern beim Bilderberger-Treffen in Lissabon mauschelt, ordnete Kneissl die Assad-Rückkehr pointiert ein: "Nach 12 Jahren Stellvertreterkrieg ist Syrien zurück in der arabischen Liga. Diplomatie kann Politik transformieren, das passiert in diesem Teil der Welt. Währenddessen hegt der Westen Kriege und die Medien bezeichnen jene, die auf Gespräche statt Panzer setzen, als Verräter." 

Mehr brauchte es nicht, und die selbsternannten "Guten" rotierten. Eine "Profil"-Journalistin kommentierte: "Yay, lasst uns lieber über die bösen, bösen Medien sprechen und nicht über die lange Liste an gut dokumentierten Verbrechen, die Assad vorgeworfen werden." Deren neue Chefredakteurin Anna Thalhammer fand die Kneissl-Einordnung sogar "zum Genieren". Als Kneissl dann auch noch herausarbeitete, dass ihre Prognose für Syrien schon seit Jahren rosiger sei als jene für Deutschland, brachen endgültig alle Dämme. Plötzlich fanden sich sogar Twitter-Nutzer, welche die ehemalige Außenministerin wegen ihrer kritischen Haltung am Liebsten in eine Irrenanstalt einweisen wollen - unfassbar. 

Araber weist Baerbock nach Einmischung in die Schranken

Dabei dürfte Kneissl zumindest auf dem außenpolitischen Parkett mit der Wahrnehmung Deutschlands einen wunden Punkt treffen. Denn die Vertreter der "Ampel"-Regierung irrlichtern seit Monaten durch die Geopolitik. Erst zuletzt sorgte ein Auftritt der grünen deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in Saudi-Arabien für Aufregung, wo sie gegen eine Wiederaufnahme Syriens in die arabische Liga mobil machte. Aber ihre Einmischung in arabische Angelegenheiten kommt in der arabischen Welt alles andere als gut an.

Wie Der Status berichtete, bezeichnete ein mehrsprachiger Harvard-Absolvent aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die Verfechterin der sogenannten "feministischen Außenpolitik" auf Twitter als "ungebildet und unkultiviert". Dass sie sich nach dem Prinzip "am deutschen Wesen soll die Welt genesen" einer ganzen Region politische Vorschriften machen kann, hält er für ungebührlich. Er empfahl Baerbock daher, einen Diplomatie-Kurs zu absolvieren. Der Westen sei vor allem interessiert, die Region in Chaos & Konflikten zu halten und versuche, die Araber dann auch noch über "Menschenrechte" zu belehren, während ihre eigene Bilanz in diesem Feld düster aussehe. 

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