Plüsch-Krake als Reibebaum

Plötzlich 'Antisemitin': Klima-Greta streikt für Nahost-Frieden - Mainstream empört

Welt
Symbolbilder (2): Freepik; Thunberg-Bild: Screenshot Instagram

Seit Jahren galt Greta Thunberg als Säulenheilige: Zuerst spülte sie mit der "Fridays for Future"-Bewegung das Klimawandel-Thema hoch und war Türöffnerin für den Welt-Umbau der Eliten. Dann warb sie für die Corona-Spritzen, stellte sich später auf die Seite der Ukraine. Doch nun ist die Geduld der Wohlfühl-Blase vorüber: Im Nahost-Konflikt schert sie aus dem Konsens aus und solidarisierte sich mit der Zivilbevölkerung in Gaza und forderte Frieden. Plötzlich wirft man ihr Antisemitismus vor - auch wegen eines süßen Wende-Kraken.

Thunberg will Frieden statt tote Zivilisten

Greta Thunberg (20) wurde seit Jahren herumgereicht, war das Liebkind des polit-medialen Komplexes. Sie traf Staatschefs, durfte eine theatralische Rede vor der UNO halten, war sogar beim WEF-Gipfel in Davos ein gern gesehener Gast. Im Frühjahr folgte die akademische Heiligsprechung in Form eines Theologie-Ehrendoktorats. Was die Schwedin anfasste: Alle jubelten und johlten ihr zu. Was wohl auch daran lag, dass sie bislang immer das jeweilige "Current Thing" nach Maßgabe des Zeitgeists vertrat.

Doch nun am heutigen Freitag rieben sich viele bisherige Jünger der Klima-Götzin ungläubig die Augen: Denn sie stimmte nicht in das übliche "Stand with Israel"-Gebrüll ein, sondern scherte erstmals aus dem Mainstream aus.Thunberg teilte einen Streikaufruf, der sich mit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen solidarisch erklärt. Später legte sie sogar noch nach und postete ein Foto, das sie mit drei anderen Klima-Aktivistinnen zeigt, die sich ebenfalls auf die Seite Palästinas stellten. Mehr brauchte es nicht...

Die Kriegstreiberei wurde offenbar auch Thunberg zu viel - sie forderte einen Waffenstillstand und Freiheit für die Zivilisten (hier die Zweitversion): 

Süßer Wende-Krake als böses Symbol?

Die konformistische Rebellion frisst ihre Kinder: Schnell war in den Redaktionsstuben und im Kommentariat in sozialen Medien der Teufel los: Man wetteiferte um Alarm-Meldungen. Den Vogel schoss das Springer-Blatt "Welt" ab. Zuerst bewarb man einen Artikel auf Twitter/X mit den Worten: "'Gegen den Genozid in Gaza' - Thunberg teilt israelfeindlichen Demo-Aufruf". Im Lauftext unterstellte man ihrer (sonst durchaus kritikwürdigen) Bewegung, bereits in der Vergangenheit "antisemitische" Beiträge geteilt zu haben. Auch damals ging es um den Nahost-Konflikt - und im Transatlantiker-Medienhaus gilt eben jede Israelkritik seit jeher quasi pauschal als "antisemitisch". 

Das war noch nicht alles: In der Erstversion ihres Tweets war eine sauer blickende Wende-Krake zu sehen. Das Stimmungs-Stofftier ist ein beliebtes Gadget, außerdem nutzen es Personen im Autismus-Spektrum, um ihrer Umwelt ihre Gefühle mitzuteilen. Thunberg geht mit ihrer Asperger-Diagnose offen um und bezeichnet diese als "Superkraft". Die Medienöffentlichkeit versuchte ihr nun einen Strick daraus zu drehen - etwa erneut die "Welt". Dort war zu lesen: "Historisch gesehen aber ist die Krake ein antisemitisches Symbol." Begründet wird dies mit dem "NS-Propagandabild" von einem Kraken, dessen Tentakel die Welt umspannen würden. 

Auch dem liberal-konservative Meinungsmagazin "Tichys Einblick" war die Wiederholung dieser Behauptung nicht zu blöd:

Reichelt & Lobo reichen sich die Hände

Die transatlantische Blase war generell schnell außer sich: So verstieg sich etwa Ex-"Bild"-Chefredakteur und "NiUS"-Aushängeschild Julian Reichelt voller Schaum vor dem Mund zu folgender Aussage, welche den Gehalt ihrer Positionierung geradezu ins Gegenteil verkehrt: "Was Greta mit ihrer ungeheuren und unheimlichen Macht seit Jahren betreibt, befeuert Judenhass auf der ganzen Welt. Sie sät die Auslöschung Israels in Kinderköpfe. Fridays For Future hat Blut an den Händen."

Oder zu dieser: "Direkt neben sich drapiert hat Greta einen hellblauen Kraken, das wenig subtile Symbol für das „Weltjudentum“ oder „Finanzjudentum“, das die ganze Welt kontrolliert." Skurril ist dieser Satz: "Die Frage, die sich nun viele stellen, lautet: Was hat denn Gaza mit dem Klima zu tun? Die Antwort lautet: Für diese vollkommen gestörten Nachwuchs-Ideologen hängt alles miteinander zusammen. Einfach alles." Und was macht Reichelt in seinem Kommentar, wenn nicht Themen wahllos vermengen?

Mit dieser Deutung unterschied sich der Vertreter der "Stimme der Mehrheit" nicht mehr vom linksradikalen Staatsfunk-Zensur-Fan Sascha Lobo: 

Nächster Schritt hin zur Einheitsmeinung

Ablehnung von Kriegsverbrechen, Einsatz für Frieden und ein Plüschtier als Zeichen von "Antisemitismus": Im Jahr 2023 keine Satire, sondern Realität. Aus allen Richtungen prasselte es auf Thunberg ein, sie erlebte ihren eigenen "How dare you?"-Moment. Später teilte sie eine neue Version ihres Posts, in dem das süße Plüschtier nicht mehr zu sehen ist. Sie beteuert, diese Bedeutung nicht gekannt zu haben, nachdem sich der polit-mediale Komplex wegen eines Wende-Oktopus gegen sie wandte.

Zugleich zeigt sich anhand der Reaktionen eine bedenkliche Entwicklung hin zur Einheitsmeinung: In der Verengung der Korridore des Sagbaren im vielschichten Nahost-Konflikt reichen sich plötzlich linksliberale Globalismus-Fans und Scheinkonservative die Hände. Wer die völkerrechtswidrige Aushungerung von 2 Mio. Menschen hinterfragt, wird geschnitten. Wer sich für Diplomatie ausspricht, wird als "Israelhasser" und "Antisemit" abgestempelt, an dem man nicht anstreifen soll.  

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