'Rohe Gewalt' wegen Neutralität?

Ami-Journalist: EU & USA sollen Österreich 'bis zur Unterwerfung demütigen'

Welt
Symbolbilder (3): Freepik; Karnitschnig: Stephan Röhl/Heinrich-Böll-Stiftung, Flickr[/urll], [url=https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/]CC BY-SA 2.0; Komposition: Der Status.

Dass EU-Vertreter Martin Selmayr nach seinem infamen "Blutgeld"-Sager sogar von Brüssel zurückgepfiffen wurde, schmeckt der transatlantischen Blase nicht. Ein US-Journalist hetzte nun in einem Springer-Medium über die heimische Neutralität. Dabei forderte er, unser Land "unter Aufsicht" aus dem Ausland zu stellen, weil wir angeblich ohne "Demütigung bis hin zur Unterwerfung oder rohe Gewalt" nicht spuren würden...

"Demütigung bis hin zur Unterwerfung"

Geopolitische Sachwalterschaft für die Alpenrepublik: Diese Vorstellung entspringt den Gehirnwindungen des Journalisten Matthew Karnitschnig, dessen Vater selbst aus Österreich stammt. Im US-Bundesstaat Arizona in einer jüdischen Familie aufgewachsen, wurde er 2015 zum Leiter des "Politico"-Deutschlandbüros bestellt, trat regelmäßig in deutschen TV-Talkshows auf. Nun findet er, der "Blutgeld"-Sager entlarve die "Mär der österreichischen Opferthese". Es ist noch die harmloseste Aussage im Hetzartikel.

Für ihn ist unser Land schlichtweg politisch nicht überlebensfähig: "Wenn die Geschichte Österreichs seit dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches im Jahr 1918 etwas gezeigt hat, dann dass dieses Land eine Aufsicht von außen benötigt. Wenn man Österreicher sich selbst überlässt, werden sie von ihren schlimmsten Instinkten beherrscht", schreibt er.  Dies zeige sich in Form des Anschlusses an Hitler-Deutschland 1938 und durch die Wahl des Ex-UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten (1986).

Und weiter: "Die Österreicher lernen nicht aus ihren Fehlern. Bis zum heutigen Tag beherzigen die Österreicher selten die besseren Seiten ihrer Wesensart, es sei denn, die Außenwelt zwingt sie dazu, entweder durch Demütigung bis hin zur Unterwerfung oder durch rohe Gewalt."

Neutralität als "moralischer Mangel"

Besonders schlimm sei die heimische Neutralität: "Heute ist sie wenig mehr als eine billige Ausrede, um sich vor Verantwortung wegzuducken." Dass Österreich nur Waffentransporte für die Ukraine passieren lässt, aber sich nicht aktiv an der Aufrüstung des Selenski-Regimes beteiligt, ist ihm zu wenig. Er skandalisiert, dass nicht alle heimischen Firmen ihre Geschäfte nach Russland abbrachen. Dass die Österreicher die Neutralität als Friedensgarant schätzen, widerfährt ihm: "In der österreichischen Bevölkerung haben Jahrzehnte der Fetischisierung der Neutralität dazu geführt, dass viele glauben, es sei ihr Geburtsrecht, sich auf keine Seite schlagen zu müssen."

Dieses Bekenntnis, lieber Mediator als Kriegstreiber sein zu wollen, qualifiziert er als "moralischen Mangel der Österreicher". Die Neutralität sei von den Russen aufgezwungen worden. In der Folge sei "die NATO das Einzige gewesen, das die Sowjetunion während des Kalten Krieges davon abhielt, sich Österreich einzuverleiben." Man betreibe "eine Trittbrittfahrerei auf Kosten ihrer Nachbarn und der USA und wird dies weiter tun - solange, bis man es unter Druck setzt, seinen Kurs zu ändern." Dass wir "nur die Vorteile der Neutralität" sähen, läge daran, dass "der Westen dem Land seine Schwarzfahrerei bislang nicht in Rechnung gestellt hat. Das muss sich ändern."

Soll Washington den FPÖ-Aufstieg bremsen?

Als großes Schreckgespenst dienen ihm dabei die guten FPÖ-Umfragewerte: "Die Freiheitlichen wollen die EU-Hilfen für die Ukraine beenden und die Russland-Sanktionen aufheben und führen immer deutlicher in Umfragen. Mit der benachbarten Slowakei auf einer ähnlichen Marschroute, könnte der russische Präsident Wladimir Putin bald ein wirkliches Standbein im Herzen Europas behalten." Bislang hätten die EU und Washington "den alarmierenden Aufstieg der Freiheitlichen schweigend hingenommen und bauen darauf, dass die Österreicher davon noch abkommen könnten". 

Der große Auftrag für Brüssel und Washington heiße daher, sich einzumischen: "Ohne Druck von außen, werden sie das nicht tun. Wieso sollten sie? Mit ihren populistischen Rezepten und ihrer Bierkeller-Rhetorik, unterstützen die Freiheitlichen die Österreicher förmlich darin, sich als das zu sehen, was sie am meisten sein wollen: Opfer." Mit der Forderung des Journalisten nach einer Hinwendung zur NATO, zum geradezu selbstmörderischen Ausstieg aus russischem Gas und der "Demütigung bis hin zur Unterwerfung" unter die Kuratel des Werte-Westens scheint wohl eher er das Land seiner Väter in eine echte Opfer-Position leiten zu wollen... 

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