Verarmung der Bevölkerung

Wohnen bis zu 23 Prozent teurer, Löhne hielten bei weitem nicht mit

Politik
Bild: Freepik

Wie die Inflation in Österreich galoppiert, zeigt nun auch eine Studie des Momentum Institutes. Allein seit Dezember 2021 sind die Mieten in Österreich je nach Wohnungskategorie um bis zu 23,3 Prozent gestiegen. Die Löhne hingegen blieben weit hinter diesen Steigerungen zurück. Der Schluss des Institutes: Eine Mietpreisbremse sei notwendig, wie sie auch schon Experten seit langem fordern.

Die Inflation in Österreich bleibt weiter auf einem Rekordhoch und liegt deutlich über dem EU-Schnitt. Inflationsdämpfende Maßnahmen bekam die schwarztürkis-grüne Regierung nicht zustande. Weder Preisdeckel für Energie oder Sprit - von der Strompreisbremse-Mogelpackung mal abgesehen. Auch Preisdeckel oder Mehrwertsteuersenkungen für Lebensmittel, wie es sie in anderen europäischen Ländern gab, wurden nicht durchgesetzt. Und an einem Preisdeckel für Mieten scheiterte man ebenfalls. Stattdessen verlegte man sich, wenn man überhaupt etwas tat, auf Almosen und Einmalzahlungen, die jedoch die Inflation nicht einbremsten, sondern teilweise sogar weiter anfeuerten.

Mieten gehen durch die Decke

Dabei wäre auch ein Deckel für Mieten unbedingt notwendig gewesen, wie das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut in einer Studie feststellte. Denn die Mieten gingen in vergangenen Jahr im wahrsten Sinne des Wortes durch die Decke. Allein seit Dezember 2021 sind dabei die Mietkosten abhängig von der Wohnungskategorie um 14,9 bis 23,3 gestiegen. Jetzt, mit 1. Mai stiegen für fast 776.000 Menschen die sogenannten Richtwertmieten um 8,6 Prozent. Dabei handelt es sich um Altbauwohnungen unter 130 Quadratmeter, die nach 1994 angemietet wurden.

Zusammen mit der Mietzins-Anhebung im Vorjahr summiert sich das für die Mieter inzwischen auf 14,9 Prozent, oder rund 500 Euro im Jahr, die mehr für das Dach über dem Kopf zu zahlen sind. Davon betroffen sind laut dem Institut "vor allem in Wien auch Gemeindewohnungen". Doch das rote Wien kennt keine Gnade, während andere Gemeinden Mietpreiserhöhungen aussetzten, beruft sich die SPÖ in Wien auf den Bund und kassiert kräftig ab.

Bis zu 23,3 Prozent in Kategoriemieten

Bei Kategoriemieten, also Altbauwohnungen, die vor 1994 angemietet worden sind, gab es bereits im Vorjahr drei "Anpassungen" des Mietzinses. Hier steht nun im Juni die nächste Anhebung um rund fünf Prozent an. Summa summarum müssen dann Mieter um 23,3 Prozent mehr zahlen als noch vor eineinhalb Jahren im Dezember 2021. Somit sind bei den prozentuellen Mietsteigerungen die mehr als 230.000 Menschen, die unter den Kategoriemietzins fallen, härter betroffen als die rund 776.000 Menschen, die Richtwertmieten zahlen.

Angehoben wurden aber auch ständig die freien Mieten, was rund 856.000 Menschen betrifft. Bei Wohnungen, die unter freie Mietverträge fallen, gibt es meist eine Wertsicherungsklausel, die eine Anhebung der Miete vorsieht, wenn der Verbraucherpreisindex über eine bestimmte Schwelle, etwa 5 Prozent, steigt. Hier machen die Erhöhungen seit Dezember 2021 rund 16,8 Prozent aus.

Löhne hinken hinterer

Dem Preishorror bei Energie, Lebensmitteln, aber auch Mieten, hinken die Steigerungen bei den Löhnen und Gehältern bei weitem hinterher. Denn die Tariflöhne stiegen im selben Zeitraum um lediglich 11,3 Prozent. Vom Gehalt muss aber nicht nur die Miete, sondern auch Energie, Essen und alle anderen notwendige Ausgaben bezahlt werden, was gerade die Haushalte in der ärmeren Einkommenshälfte zunehmend in Schwierigkeiten bringt. Denn diese geben meist ohnehin schon knapp die Hälfte ihres Einkommens für Wohnen und Energie aus. Das Momentum Institut empfiehlt daher eine flächendeckende Mietpreisbremse für alle Mietverträge.

Dies hätte auch nichts mit einer "Gießkanne" zu tun, da laut dem Institut die ärmere Hälfte der österreichischen Haushalte fast vollständig zur Miete wohnt, während reichere Haushalte meist im Eigentum wohnen. Zudem wäre die Mietpreisbremse auch nachhaltig bei der Senkung der Inflation und würde nicht, wie der von der Regierung geplante Wohnkostenzuschuss - als Einmalzahlung - nach wenigen Monaten verpuffen.

Wifo fordert Maßnahmen, wie Mietpreisbremse

Unzufrieden mit der Entwicklung in Österreich zeigt sich auch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo). Denn abermals muss es aufgrund der hohen Inflation seine Prognosen korrigieren. In der ZiB2 beklagte sich dann auch Wifo-Chef Gabriel Felbermayr: "Wir müssen jedenfalls davon ausgehen, dass die Prognose im März, dass wir über das Jahr gerechnet so sieben Prozent Inflation kriegen heuer, dass wir die revidieren müssen. Die Reise geht leider weiter nach oben." Deshalb fordert er auch von der Regierung, endlich alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den wachsenden Inflationsunterschied zur Euro-Zone zu schließen.

Denn, "dass der Abstand so groß ist zur Euro-Zone, muss uns schon zu denken geben.“ Österreich müsse „die Inflationsdynamik brechen“, so der Wifo-Chef, der etwa eine Mietpreisbremse für eine Chance gehalten hätte, die hohe Inflation zu senken. Zudem machte er auch darauf aufmerksam, dass die zehn Prozent Preissteigerungen auch von der öffentlichen Hand "administriert", werden, etwa bei Gebühren für Müll etc.. "Muss das wirklich mit der Inflationsrate steigen?" so Felbermayr, der Schritte anregte, "die für kleinere Preiszuwächse sorgen".

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