Smart ist nicht smart

Spionage-Horror: Jetzt warnt NRW vor Sprachassistenten im Homeoffice

Politik
Bild: Superbass, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Noch 2019 wollte Nordrhein-Westfalens CDU-Innenminister Herbert Reul die technischen Möglichkeiten der Polizei erweitern, damit im Zuge von Ermittlungen auch Bordcomputer von Autos oder auch "smarte" Haushaltsgeräte bzw. Sprachassistenten ausgelesen werden können. In seiner Behörde und im Landtag empfiehlt er allerdings auf die technischen Helferlein zu verzichten.

Frau von Katzenfutterautomat ausspioniert

Es klingt wie ein Überwachungsalbtraum, ist aber schreckliche Realität. In Nordrhein-Westfalen soll eine Frau über den elektronischen Katzenfutterautomaten in ihrer Wohnung ausspioniert worden sein. Ein Unbekannter hatte das Gerät gehackt und Video- sowie Tonaufnahmen aufgezeichnet und in sozialen Medien hochgeladen um der Frau zu schaden. Die Polizei ermittelt noch gegen Unbekannt, aber der Fall beschäftigte nun sogar den Landtag in NRW. Dabei wartete Landes-Innenminister Herbert Reul (CDU) mit einer interessanten Einschätzung auf.

"Smarten" Geräten den Stecker ziehen

Bei einer Beantwortung einer Frage zu dem Futterautomatenfall im Landtag riet Reul dazu, alle "Sprachassistenten" im dienstlichen Kontext und auch im Homeoffice abzuschalten.  Denn zu groß sei die Gefahr, dass diese Geräte als Wanzen umfunktioniert werden könnten. "Auch private Smartphones und -watches können in dienstlichen Terminen dieses Risiko erhöhen", wird das NRW-Innenministerium zitiert. Nicht umsonst gebe es auch in bestimmten Büros ein generelles Handyverbot.

Smart Home und Smart Cities als Überwachungsalbtraum

Zwar werden "smarte" Geräte, smart Homes und smart Cities sowohl von Tech-Konzernen als auch vom WEF als großartiges Zukunftsprojekt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit gepriesen, aber die Folgen für die Bürger sind totale Überwachung und letztlich auch Unterwerfung. Daten und Informationen über gutes oder schlechtes Verhalten können so einfach kontrolliert und auch sanktioniert werden. Etwa wenn bei zu hohem Stromverbrauch mittels Smart-Meter dieser einfach abgeschalten wird. Zudem sind die Informationen auch Gold wert. Nicht umsonst übernahm Amazon im Sommer den Staubsaugerroboter-Hersteller iRobot für 1,7 Milliarden Dollar, werden doch Grundrissdaten der Wohnungen und Nutzerverhalten frei Haus geliefert.

Reul für mehr Überwachung

Wie bequem diese technischen Helferlein für die Überwachung sind, ist der Politik sehr wohl bewußt. Schon 2019 stellte sich Reul hinter einen Vorstoß, der der Polizei erlauben sollte, bei der Strafverfolgung die Daten aus den Geräten auszulesen. Bei einer Beschlussvorlage für die Innenministerkonferenz war damals beabsichtigt, die Polizei mit technischen Mitteln auszustatten, damit sie digitale Spuren leichter nutzen kann. Also die Daten digitaler Sprachassistenten, „smarter“ Haushaltsgeräte oder von Kfz-Bordcomputern auszulesen. Schon damals erklärten Datenschützer, wie die NRW-Landesdatenschutzbeauftragte Helga Bock: „Gegen einen staatlichen Zugriff auf internetfähige Geräte in Privathaushalten haben wir nicht nur Bedenken, wir halten ihn als digitalen Lauschangriff für verfassungswidrig."

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