Aus Angst vor Klage zurückgerudert?

Voglauer bestätigt Status-Berichte: SPÖ-Verbindungen bei Kampagne gegen Grüne

Politik
Schilling: Karo Pernegger/Die Grünen; Voglauer: Die Grünen (beide Wikimedia Commons, CC0); Komposition: Der Status.

Spätestens mit Veröffentlichung der ersten Vorwürfe gegen die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling begann die Schlammschlacht in der "linken Reichshälfte". Nachdem nun neuerliche Chats bekannt wurden, in denen die 23-Jährige ihren angeblichen "Hass" gegen die Grünen kundtut sowie mit einem Absprung nach der EU-Wahl kokettierte, nahm die Partei nun den Fehdehandschuh an. In einer Pressekonferenz beschuldigte Grünen-Generalsekretärin Olga Voglauer offen die SPÖ einer Schmutzkübel-Kampagne mit "Silberstein-Methoden". Später ruderte sie plötzlich in sozialen Medien zurück und erklärte auch, sie habe dem roten Spitzenkandidaten Andreas Schieder nichts nachsagen wollen.

+++ Hier könnt ihr die Der Status-Analysen zum Fall lesen: "Rote Netzwerke bohr(e)n dicke Bretter: Schiefe Optik in 'Causa Schilling'" bzw. "Mehr zur Stiftung, über die Schilling keine Mafia-Vorwürfe verbreiten darf" +++

Rote Handschrift in "Causa Schilling"

Verkehrte Welt bei den Grünen: Während sie im Verteidigungskampf "rechte Hetze" sogar im linksliberalen "Standard" wittern, folgern sie bei der Suche nach Verantwortlichen  plötzlich Zusammenhänge, die unser Medium zuerst auf dem Schirm hatte. Bereits kurz nach Erscheinen des ersten Hit-Pieces durchleuchteten wir die Interessen des SPÖ-Umfelds sowie das Entstehen der Affäre im roten Dunstkreis. Als ein zentrales Element identifizierten wir die Stiftung "Común" des Ehepaars Bohrn-Mena, in der Schilling einst als Beirätin diente. Über die illustren Aktivitäten der Stiftung, der Schilling nicht mehr nachsagen darf, "wie eine Mafia" zu agieren, klärte Der Status unlängst im Detail auf

Nun zog plötzlich auch Voglauer diese Schlüsse: Personen aus dem Kreis der KPÖ - deren Nationalrats-Spitzenkandidat sei Schillings Ex-Freund - sowie dem Umfeld der SPÖ seien (mit-)verantwortlich, dass Nachrichten aus deren persönlichem Lebensbereich an die Öffentlichkeit gerieten. Diese hätten auch ein politisches Interesse daran. Sie zählte außerdem auf: Veronika Bohrn-Mena sei in SPÖ-Kreisen aktiv - und Sebastian Bohrn-Mena sei sogar in der SPÖ Penzing sozialisiert worden, aus der auch SPÖ-EU-Spitzenkandidat Andreas Schieder stamme. Viele Personen aus Schillings Umfeld würden dieser zudem übel nehmen, dass sie für die Grünen kandidiere.

Zwischen Grünen-Hass und Silberstein

Was geschehen war: Schilling soll darüber gescherzt haben, sich nach der EU-Wahl der Linksfraktion anzuschließen ("Dann bin ich gewählt, und die Grünen können nichts mehr machen, muhahha"). Außerdem soll sie ausgerechnet gegenüber Veronika Bohrn-Mena behauptet haben, in ihrem ganzen Leben "niemanden so gehasst wie die Grünen" zu haben. Ihre einstige Distanz zur Partei, an der sie in der Vergangenheit durchaus Kritik übte, will Schilling aber in den letzten Monaten sukzessive abgebaut haben. Demonstrativ wurde nun sogar ihr offizieller Parteieintritt verkündet. Die Ex-Hasserin als Mitglied: Eine interessante Reaktion auf die bekannt gewordenen Chat-Nachrichten...

Der SPÖ hingegen warf man offen vor, mit "Silberstein-Methoden" zu arbeiten. Insgesamt sei die Berichterstattung ein "hemmungsloser Versuch, eine junge, engagierte Frau fertigzumachen." Es folgte eine skurrile Reaktion des mithilfevon Común-Beirätin Natascha Strobl zum SPÖ-Chef gecoachten Andreas Babler, der irgendetwas davon faselte, es gebe "keine Verbindung einer SPÖ mit Lena Schilling". Ihm seien keine Treffen von Personen aus dem SPÖ-Umfeld mit der grünen Spitzenkandidatin bekannt. Er verfolge die Debatte lediglich in den Medien. Ganz wichtig war es ihm aber zu betonen, dass auch er "den Kampf gegen Erderhitzung mit großer Leidenschaft verfolge."

Geht es gegen sie selbst, kritisieren die Grünen auch die von ihnen zu "unabhängigen Medien" verklärte Systempresse: 

Grüner Bußgang: Voglauer rudert zurück

Doch wie ernst ist die Babler-Beteuerung, sich nicht in die Interna der Grünen einmischen zu wollen, wirklich? Jedenfalls ruderte Voglauer im Laufe des Nachmittags plötzlich in sozialen Medien zurück. Sie schrieb: "Ich habe in unserer heutigen Pressekonferenz in den Raum gestellt, dass SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder etwas mit den Veröffentlichungen zu Lena Schilling zu tun hat. Mir ist damit ein Fehler passiert, der mir nicht passieren hätte dürfen. Ich habe keinen Grund an der Redlichkeit von Andreas Schieder zu zweifeln und darum habe ich mich auch persönlich bei ihm entschuldigt."

Befürchten die Grünen etwa Klagen vonseiten der SPÖ oder ihres Vorfelds? Es klingt jedenfalls wie das Statement einer bestenfalls "halbfreiwillig" Geläuterten. Zuletzt hatte sich auch Grünen-Chef & Vizekanzler Werner Kogler dafür entschuldigen müssen, dass er die Vorwürfe als "Gemurkse und Gefurze" bezeichnete. Außerdem ließ Voglauer in vorauseilendem Gehorsam den "Silberstein"-Vergleich wieder in der Schublade verschwinden. Offenbar macht man sich Sorgen, dass allein die Thematisierung der Dirty-Campaigning-Methoden des einstigen SPÖ-Strategen aufgrund seiner israelischen Herkunft irgendwie "antisemitische" Tropen bedienen würde...

Bohrn-Mena: Druck und Gegendruck

Hat dies mit dem Tränendrüsen-Tweet des für seine Nähe zu rechtsfreundlichen Schritten bekannte roten Stiftungs-Drahtziehers Sebastian Bohrn-Mena zu tun? Er beschwerte sich nicht nur über angeblichen "Rufmord" an seiner Person: "Und jetzt werden mir auch noch 'Silberstein-Methoden' unterstellt? Mir, dem Nachkommen von Opfern des Faschismus, wird von einer Regierungspartei ein antisemitisches Narrativ an den Kopf geworfen?" Zur Einordnung: Sein Opa war vor der Flucht aus Chile einst Gouverneur unter dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, den die USA über die Militärjunta von Augusto Pinochet wegputschen ließen.

Dabei legte etwa ein "Presse"-Artikel im Jahr 2021 nahe, dass er das Spiel mit Druckmitteln beherrscht. Einem auf Lebensmittel-Transparenz spezialisierter Verein soll er  unterstellt haben, im Sold einer Supermarkt-Kette zu stehen, nachdem dieser seine PR-Dienste ausschlug. Auch "dem Konzern" habe er Beratung gegen Geld angeboten und sie nach Ablehnung mit schlechter Presse überschüttet. Im Clinch lag er auch mit VGT-Gründer Martin Balluch nach dessen Vorwurf, Bohrn-Mena habe der Geflügelbranche bis zu 250.000 Euro im Jahr für Beratungsleistungen angeboten. Bohrn-Mena wies ein Zutreffen dieser Sachverhalte stets entschieden von sich.

Balluch teilte sogar angebliche Sitzungsprotokolle, die diese schiefe Optik beim Initiator des "Tierschutz-Volksbegehrens" seiner Ansicht nach belegen sollen:

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