Der nächste Putsch

Nach Wahlfälschung: Militär setzt Präsidenten von Gabun ab

Politik
Bild: Jonathan Hordle/PA Media Assignments, CC BY 2.0, Flickr

In Afrika ist die nächste Regierung durch einen Putsch entmachtet worden. Diesmal betrifft es das rohstoffreiche Gabun, dessen Präsident Ali-Ben Bongo Ondimba durch Militär abgesetzt wurde. Damit endet vermutlich die 56-jährige Herrschaft der als korrupt geltenden Bongo-Familie in dem zentralafrikanischen Land. In der EU zeigt man sich besorgt über die Entwicklung.

Die letzte Wahl - wenn man es überhaupt so nennen kann - hat der gabunische Präsident Ali-Ben Bongo Ondimba nur wenige Tage im Amt überstanden. Erst vor kurzem hatte die Wahlkommission Bongo zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Bongo habe bei der Abstimmung, die am Samstag stattfand, 64,27 Prozent der Stimmen erhalten. Doch nun scheinen hochrangige Militärs die Regierung und den Präsidenten abgesetzt zu haben. Im Fernsehsender "Gabon24" erklärten sie, dass die sich Macht in der ehemaligen französischen Kolonie übernommen hätten. Die Grenzen zu den Nachbarstaaten wurden vorerst gesperrt.

Wohin entwickelt sich Gab

Als Begründung für diesen Schritt erklärten die Offiziere, dass die Wahlen nicht glaubwürdig gewesen seien. Zudem prangerten sie die "unverantwortlichen, unvorhersehbaren Regierungsführung" an, die zu einem "kontinuierlichen Verfall des sozialen Zusammenhalts" geführt habe und der das Land "ins Chaos" zu stürzen drohe. Die Offiziere erklärten zudem, dass sie für das "Komitee für den Übergang und die Wiederherstellung der Institutionen" sprechen würden. 

Ob damit auch die westliche Bindung Gabuns endet, ist noch offen. Aber erst im vergangenem Jahr war das Land dem Commonwealth - dem Staatenbund von vorwiegend ehemaligen britischen Kolonien, dessen Oberhaupt der britische Monarch ist - beigetreten. Gabuns Präsident Ali Bongo erklärte damals, dass sein Land damit Geschichte schreibe. "62 Jahre nach der Unabhängigkeit ist unser Land bereit, ein neues Kapitel aufzuschlagen", erklärte Bongo auf Twitter. "Es ist eine Welt voller Möglichkeiten für Gabun auf wirtschaftlicher, diplomatischer und kultureller Ebene."

EU besorgt

Josep Borrell, der EU-Außenbeauftragte, zeigte sich am Rande eines EU-Verteidigungsministertreffens im spanischen Toledo besorgt über die Berichte aus Gabun: "Wenn das bestätigt wird, ist das wieder ein Militärputsch, der die Instabilität in der Region verstärken", erklärte er. Denn nach der Absetzung des Präsidenten in Niger wäre dies der nächste Regierungswechsel in Afrika innerhalb kürzester Zeit. Dabei ist die Macht des Bongo-Clans, der seit 56 Jahren in Gabun herrscht, nicht unumstritten.

Der nun abgesetzte Präsident "erbte" das Amt von seinem Vater. Bereits bei der Wahl 2016 kam es zu Unstimmigkeiten, was auch Frankreich, die EU und die USA zu der Forderung bewog, dass die detaillierten Wahlergebnisse veröffentlicht werden sollten. Und auch die diesjährige Wahl war von den Vorwürfen der Wahlmanipulation überschattet - ausländische Wahlbeobachter waren gar nicht erst zugelassen. Auch war am Wochenende der Internetzugang gesperrt und eine Ausgangssperre verhängt worden.

Freude in der Hauptstadt

Kurz nach der Absetzung Bongos meldeten Journalisten der Nachrichtenagentur AFP zunächst Schüsse in der Hauptstadt Libreville, dann berichteten sie von feiernden Menschen auf den Straßen. In der Hauptstadt und in anderen Städten sollen sich zudem hunderte Menschen versammeln, die hupend durch die Straßen fuhren und  mit Rufen wie "Gabun ist befreit!" und "Bongo raus!" die Absetzung des Machthabers feierten.

Denn obzwar Gabun eines der rohstoffreichsten Länder ist - vor den Küsten befinden sich Erdölvorkommen und im Landesinneren gibt es reiche Vorkommen von Mangan, Uran, Eisenerzen und Gold - herrscht im gesamten Land Armut und die Infrastruktur ist in einem erbärmlichen Zustand. Den Menschen ist es nicht möglich an den Rohstoffimporten, Erdöl, Holz und Mangan sind die wichtigsten Exportgüter, zu partizipieren.

Wie es nun weitergeht und ob die Militärs wirklich eine Demokratisierung des Landes anstreben, wird sich weisen. Der französische Bergbaukonzern Eramet hat zumindest seine Tätigkeiten in Gabun aufgrund der Sicherheitslage vorerst einzustellen. Nach dem Machtwechsel im Niger, wo Frankreich ebenfalls die reichen Uran-Vorkommen für sein Atom-Programm ausbeutete und in der Folge nun gezwungen ist, seine Stromproduktion zu drosseln, gewissermaßen ein Déjà-vu für die "Grande Nation"... 

+++ Folgt uns auf Telegram: t.me/DerStatus & auf Twitter/X: @derStatus_at +++

Dir gefällt unsere Arbeit? Unterstütze uns jetzt mit deiner Spende, damit wir weiterhin berichten können!

Kontoinhaber: JJMB Media GmbH
 IBAN: AT03 1500 0043 9102 6418
BIC: OBKLAT2L
Verwendungszweck: Spende

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten