Auch Eliten sollen an die Front

Ex-Ukraine-Generalstaatsanwalt: Selenski soll hohe Verluste zugeben

Politik
Bild: President Of Ukraine, CC0 1.0, Flickr

Sowohl Russland als auch die Ukraine halten sich, was die Zahlen der Verluste betrifft, bedeckt. In einem Interview erklärt nun der ehemalige ukrainische Innenminister und Ex-Generalstaatsanwalt Jurij Lutsenko, dass bereits 500.000 Soldaten getötet und verwundet worden seien und fordert, dass Selenski endlich die wahre Zahl der Toten nennen soll. Mit einer anderen Forderung dürfte er sich noch weniger Freunde machen: Seiner Meinung nach sollen endlich auch die Eliten an die Front.

Hohe Verluste auf Seiten der Ukraine

"Ich denke, dass sie die Zahl der toten Ukrainer nennen sollten. Ich weiß, dass sie das nicht wollen, und es wird ernst genommen werden. Ja, es wird ein Schock sein", erklärte der ehemalige ukrainische Innenminister und Ex-Generalstaatsanwalt Jurij Lutsenko in einem Interview auf dem YouTube-Kanal des ukrainischen TV-Senders Priamyi. Und Lutsenko rückt noch mit anderen Informationen heraus, die im offiziellen Kiew keine Freudenstürme auslösen dürfte.

Denn seine Aussagen lassen durchklingen, dass die Männer des Landes regelrecht als Kanonenfutter verheizt werden: Laut ihm verliert das ukrainische Militär in dem Konflikt jeden Monat zehntausende Kämpfer durch Tod oder Verwundung. "Wir müssen ehrlich sagen, dass die 500.000, über die jetzt gesprochen wird, wenn man sie in Monate aufteilt, 30.000 pro Monat sind, und dann werden wir ungefähr verstehen, was an der Front passiert", erklärte er.

500.000 neue Rekruten

Damit nimmt er Bezug auf die Forderung des ukrainischen Militärs, das sich die Einberufung von bis zu 500.000 neuen Rekruten wünscht, um die Lücken zu füllen. Dies hatte der ukrainische Machthaber Wolodymyr Selenski zuletzt Ende des vergangenen Jahres auf der Pressekonferenz erklärt. Damals hieß es, es sei noch keine endgültige Entscheidung gefallen und sie wäre auch mit weiteren enormen Kosten verbunden - Selenski sprach von 500 Milliarden Hrywnja (rund 12,2 Milliarden Euro) - Der Status berichtete.

Begründet wurde dies unter anderem damit, dass man so ein Rotationssystem einführen könne, um Soldaten an der Front auch Urlaub und Zeit zur Erholung zu gewähren. Allerdings dürfte auch die Personalstärke der Armee eine Rolle spielen. Denn Militärbeobachter betonten zuletzt immer wieder, dass der Ukraine zunehmend die Soldaten ausgingen und selbst, wenn der Westen weitere große Waffenlieferungen auf den Weg brächte, es schlicht am Personal fehlen würde, diese zu nutzen.

Auch Eliten sollen an die Front

Lutsenko,diente selbst nach Ausbruch des Krieges 2022 in der ukrainischen Armee und nahm an mehreren Gefechten teil, bis er im Juli 2023 erklärte, dass er aufgrund einer körperlicher Gründe nicht mehr in den ukrainischen Streitkräften dienen werde. Nun machte aber auch einen weiteren Vorschlag, wie die Ukraine die Mannstärke ihrer Streitkräfte vergrößern könne. So forderte er, dass die Angehörigen der Elite des Landes öffentlichkeitswirksam an die Front gehen sollten. "Die Armee sollte nicht nur aus Arbeitern und Bauern bestehen, jeder sollte für die Ukraine kämpfen. Das erfordert allein der Gerechtigkeitssinn", so Lutsenko. 

Kritik an Selenski

Obwohl er nicht mehr an der Front dient, will Lutsenko nach eigenen Angaben als "als Freiwilliger weiter auf den Sieg hinarbeiten. Allerdings dürfte er sich damit nicht nur Freunde machen. So hatte er nach seiner Zeit als Generalstaatsanwalt erklärt, dass die US-Botschaft in Kiew bei ihm interveniert habe, nicht gegen bestimmte Personen zu ermitteln. Auch beendete er in der Folge das Verfahren gegen den Burisma-Gaskonzern, in dem Hunter Biden einen Vorstandsposten hatte.

Im November fiel er auch dadurch auf, dass er Selenski in der Welt zwar weiterhin lobte, ihm aber einen autoritären Führungsstil vorwarf. Zudem kritisierte er die Entmachtung des Premierministers und des Parlaments, wodurch die Demokratie in der Ukraine leide. Dass dabei immer wieder vorgebrachte Argument von "Kriegszeiten" wollte er nicht gelten lassen. Denn auch in Großbritannien habe es etwa während des Zweiten Weltkriegs ihm zufolge keine "keine Abstriche bei der Demokratie" gegeben.

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