Wieder alles falsch?

Babler eigentlich Letzter: So wurde SPÖ-Chef zum Partei-Vorsitz gezählt

Politik
Bilder (3): SPÖ Presse und Kommunikation, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0; Komposition: Der Status.

Die SPÖ und Zahlen, dies ist eine ganz besondere Verbindung. Denn wie jetzt bekannt wurde, wäre der aktuelle Chef der ehemaligen Großpartei Andreas Babler selbst bei der Mitgliederbefragung hinter Pamela Rendi-Wagner ins Ziel gekommen und nur Dritter geworden. Doch die Erfahrungen und das Misstrauen einiger langjähriger Genossen kosteten der ersten SPÖ-Vorsitzenden offenbar den zweiten Platz. Wohl erst dadurch wurde es später möglich, Babler nach dem Chaos-Parteitag nachträglich zum Sieger zu zählen...

Verwirrung auf den Plätzen

Bei der Mitgliederbefragung, die mit antretender Giraffe und anderen Absonderlichkeiten, schon an der Regierungsfähigkeit der sich so gern staatstragend gebenden SPÖ berechtigte Zweifel aufkommen ließen, wurde sozusagen der erste Schritt für die Neuwahl des Parteivorsitzenden gelegt. Mit denkbar knappen Ergebnissen der drei schließlich zugelassenen Kandidaten war damit auch die Vorsitzfrage zwar nicht entschieden, aber die Weichen gestellt.

Für den Erstplatzierten Doskozil war klar, um den Vorsitz zu rittern, ebenso für den Zweitplatzierten Babler. Nur die amtierende Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner warf nach dem dritten Platz entnervt das Handtuch. Doch nun wurde bekannt: Eigentlich wäre sie auf dem zweiten Platz gelandet und Babler auf dem Dritten.

Furcht von SPÖ-Mitgliedern vor Manipulation?

Dabei war das Ergebnis zwischen Babler und Rendi-Wagner denkbar knapp. Mit 33.703 für Babler und 33.528 für Rendi-Wagner trennten sie bei der Mitgliederbefragung nur 175 Stimmen. Und dabei mussten 740 Stimmen für Rendi-Wagner als ungültig gezählt werden, die ihr eigentlich den zweiten Platz hinter Doskozil eingebracht hätten, wie Josef Votzi beim "trend" aufdeckte. Diese Stimmzettel der treuen Rendi-Wagner-Anhänger wurden für ungültig erklärt, weil die Abstimmenden den Teil des Stimmzettels, auf dem die anderen zwei Kandidaten aufgelistet waren, einfach mit der Schere abschnitten.

Diese so per Post in der SPÖ-Zentrale eintrudelnden "unvollständigen" Stimmzettel wurden aber von der Wahlkommission für ungültig erklärt. Doch wieso schnitten die SPÖ-Mitglieder - es dürfte sich dabei wohl um ältere Semester handeln - den Teil mit den anderen Kandidaten einfach ab? Trauten sie vielleicht aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung und Mitgliedschaft in der SPÖ der Wahl nicht und fürchteten eine wie auch immer geartete Manipulation der Wahlzettel? Wie eine spätere Manipulation zugunsten des zuerst zum Verlierer am Parteitag und dann mit Verspätung zum Parteichef deklarierten Andreas Babler ausgesehen haben könnte, deckte Der Status bereits auf. 

Rückenwind für Babler

Wie dem auch sei. Dass der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler dabei offiziell auf dem zweiten Platz gehievt wurde, bescherte ihm einen nicht zu unterschätzenden Rückenwind und dürfte auch für sein Antreten am Parteitag der SPÖ maßgeblich sein. Votzi schreibt dazu nicht zu Unrecht: "Hätten die 740 verstümmelten Pro-Rendi-Stimmzettel gezählt, dann wäre Andreas Babler nicht überraschend auf dem zweiten, sondern auf dem ruhmlosen letzten Platz gelandet. Ein Doskozil-Vertrauter meint: 'Wer weiß, ob sich Andreas Babler dann getraut hätte, beim Parteitag anzutreten.'"

Aber so war Rendi-Wagner aus dem Weg geräumt und der Weg für den neuen Stern und Liebling des "linken Flügels" der Sozialdemokratie war geebnet. Es bleibt jedenfalls spannend, zumal abzuwarten bleibt, wie lange die vermeintliche Ruhe in der SPÖ hält. Denn Babler, der plötzlich mit seinen früheren elitenkritischen Statements brach und nicht zuletzt deshalb als "steuerbar" gilt, kann bisher in Umfragen nicht wirklich glänzen. Der herbeigesehnte Umschwung für die SPÖ ist nicht in Sicht. Und nun ist die Wahl zu seinem Vorsitz um eine weitere Facette reicher, die mehrere Hundert Stimmzettel einfach für ungültig erklärte und ihn so nach vorn brachte...

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