Unfassbarer Tabubruch

Skandal: System-'Experte' veröffentlicht Wohnadresse von alternativen Journalisten

Medien
Symbolbilder (3): Freepik; Komposition: Der Status

Im Kampf des Systems gegen alternative Medien und deren Journalisten fallen nun auch die letzten Hemmungen. Der skandalumwitterte Ex-Polizeibeamte und einschlägige Aktivist Uwe Sailer offenbarte bei einer Veranstaltung in einem steuergeldfinanzierten Museum in Steyr die Adressen von Journalisten mehrerer freier Medien. Im Publikum fanden sich etwa 150 Personen, weitgehend aus dem linksradikalen Spektrum. Sollten hier etwa unbotmäßige, kritische Stimmen markiert werden, um den Gesinnungsterror gegen sie zu erhöhen?

Hetzjagd gegen alternative Medienszene

Sailer verficht ein simples Weltbild: Die freie Medienszene in unserem Land ist für ihn ein Zeichen für vermeintlichen "Rechtsextremismus". Bei der Markierung von Menschen mit anderer Meinung schreckt er auch nicht vor deren höchstpersönlichem Lebensbereich zurück. Wer auf der Feindesliste des umstrittenen Datenforensikers landet, den hält er für Freiwild. Er fantasiert sich einen "rechtsextremen Mediencluster" herbei - erst vor acht Tagen ließ er auf Facebook eine Hetztirade gegen Journalisten von Der Status, Info-Direkt, Heimatkurier, Report24, RTV und dem mittlerweile eingestellten Wochenblick los. Sein Wirken rechtfertigt er mit einem saloppen: "Wehret den Anfängen". 

Zwei Tage später machte er in seinem Kleinkrieg gegen alternative Medien selbst den Anfang, beim vom "Museum Arbeitswelt" und den Gruppierungen "Omas gegen Rechts", "Dominikanerhaus" und "Mauthausen Komitee Steyr" getragenen Event zeigte er in einer Präsentation zuerst Bilder von Redakteuren alternativer Medien, um in der Folge teils auch noch deren private Wohnadressen und Fotos von den entsprechenden Häusern zu zeigen. Welchen journalistischen Mehrwert es haben soll, Menschen mit Familien in ihrem Privatleben hinterher zu schnüffeln, sei dahin gestellt. Die Veröffentlichung solcher Daten dient vor allem der Feindmarkierung, alle systemkritischen Journalisten sind mit gemeint. 

Gefahr für Journalisten und deren Familien

Es ist leider kein Einzelfall: Vor vier Jahren entsetzte die republikeigene "Wiener Zeitung", als sie die private Wohnadresse eines Grazer FPÖ-Politikers veröffentlichte, an dem auch dessen drei Kinder lebten. In Leipzig veröffentlichte ein Grünen-Politiker erst im Jänner die Wohnadresse eines Bürgers, dessen Fensterdekoration ihm missfiel. Solche Aktionen bergen eine große Gefahr: Denn linksextreme Antifa-Aktivisten sehen solche Veröffentlichungen mitunter als Einladung. Das Portal "Linke-Gewalt.info" listet mindestens 2.293 politisch motivierte, linksextreme Straftaten im deutschsprachigen Raum. Darunter finden sich auch Anschläge auf die Wohnhäuser systemkritischer Politiker.

Sailer sieht kein Problem in der Aktion, sondern teilte die Adresse von "Report24"-Chefredakteur Florian Machl erneut auf seiner Facebook-Seite. Der "Rechtfertigungsversuch": Dieser hätte in der Vergangenheit diese Adresse für gewerbliche Zwecke benutzt. Sailer glaubt aus der Annahme, dass Machl manche Artikel im Home-Office schreibt, sogar Impressumsklagen zu konstruieren. Einschlägige Antifa-Kreise greifen die Sache schon auf und ulken: "Was die Anschuldigung der Veröffentlichung von Privatadressen von Journalisten betrifft - Herr Machl sieht sich da selbst offenbar im Plural und außerdem kann man sicherlich darüber streiten, ob ein Propagandist wirklich auch ein Journalist ist."

Antifa-Mobs üben sich in politischer Gewalt

Im ominösen Kampf gegen angebliche "Rechtsextremisten" - einschlägige Kreise bezeichnen damit gerne jeden kritischen Bürger, der ihnen nicht in den Kram passt - ist offenbar alles billig. Wie "Report 24" selbst in seinem Artikel schreibt: "Die Feindesliste, die Uwe Sailer hier vor der Öffentlichkeit ausgebreitet hat, ist eine Einladung zu Straftaten an einen Personenkreis, der sich aus seiner Selbstsicht auf einem Kreuzzug gegen das Böse befindet. Die Mitarbeiter alternativer Medien wurden beschimpft, entmenschlicht und zum Abschuss freigegeben." Es gebe schlichtweg keinen legitimen Grund, derartig sensible Daten in die Öffentlichkeit zu tragen, zumal an den Adresse auch Familien wohnten.

Sailer gibt sich in seinem Kampf gegen alternative Medien seit Jahren verhaltensauffällig - und die Systemmedien liegen ihm zu Füßen. In einer deutschen Staatsfunk-Doku führte er dessen Kamerateam durch ein Stiegenhaus, in dem ein alternatives Medium seine Redaktionsräume hat. Solche Dinge können schnell zur Gefahr werden: Im Jahr 2018 ereignete sich ein Farbanschlag auf eine Immobilie, die mit "Info Direkt" in Verbindung gebracht wurde. Erst im Herbst gab es eine Bombendrohung gegen den "Wochenblick", nachdem sich eine Ex-Journalistin des Mediums zuvor bereits auf einer Antifa-Todesliste wiedergefunden hatte.

TKP-Autorin Drescher ruft zu Solidarität auf

Große Ablehnung für die Sailer-Aktion äußerte auch die Journalistin Andrea Drescher im ihrem sehr lesenswerten Artikel für den TKP-Blog. Sie ruft zur "sichtbaren Solidarität" mit den betroffenen Medien auf, auch wenn sie sich nicht mit allen davon identifizieren kann: "Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich AUF1 normalerweise 'nicht mal ignoriere', wie das in Österreich so schön heißt. Ein direktes Angebot, dort in eine Sendung zu gehen, habe ich deutlich abgelehnt. Dieser Sender ist 'not my cup of tea'." Die TKP-Autoren hätten mit rechtem Gedankengut nichts zu tun. Dennoch sei für sie klar: "Wer solche Aktionen durchführt, ist alles, nur nicht links." Lobende Worte fand sie für die Arbeitsweise von Info-Direkt und RTV, die ebenfalls attackiert wurden.

Drescher erklärt weiter: "Die inhaltliche Auseinandersetzung darf und muss auch gerne scharf erfolgen. Aber die Weitergabe von persönlichen Adressen ist nicht nur in der jetzigen, aufgeheizten Zeit ein Unding. Das ist eine rote Linie, die hier von sogenannten 'Linken' überschritten wurde, die man bestenfalls als Linksfaschisten oder einfach als Faschisten bezeichnet sollte. [...] Es bleibt auch bei reiflicher Überlegung keine andere Möglichkeit, als anzunehmen, dass die Redakteure, aber auch deren Familien, als Vogelfreie einem Mob preisgegeben werden sollen, es von 'Linken' zumindest billigend in Kauf genommen wird, dass sie in Gefahr gebracht werden."

Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden

Sie erinnert an die Freiheit des Andersdenkenden, wie sie auch von Rosa Luxemburg eingefordert wurde, und bittet die Leser: "Helfen Sie mit, wenn es Ihnen möglich ist. Das ist wichtig, nicht zuletzt auch um die Presse- und Meinungsfreiheit für TKP und andere wirklich linke, freie Medien zu gewährleisten – ganz im Sinne von Martin Niemöller: 'Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.'"

Damit trifft Drescher den Nagel auf den Kopf: Wer schweigt, stimmt zu. Insbesondere, wenn es um das hohe Menschenrecht des Rechtes auf Privatleben geht. Es ist keine Frage der unterstellten Gesinnung oder eine Frage, ob einem die jeweiligen Akteure zu Gesicht stehen. Denn diese Kleingeister finden schon morgen eine neue Sau, um sie durch das Dorf zu treiben. Jeder Angriff, jede Drohgebärde gegen kritische Journalisten ist als Gefahr für die demokratische Kultur in unserem Land ernst zu nehmen und abzulehnen. Auch die Redaktion von Der Status ist über die salonfähig gewordenen Methoden entsetzt und erklärt sich damit in dieser Sache solidarisch mit allen angegriffenen Kollegen.

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