Trotzdem in Umfragen vorn

Parteiisch: Zahlen belegen, wie Staatsfunk Kickl & FPÖ systematisch schneidet

Medien
ZiB-Studio: Frederic Köberl, Flickr, CC BY 2.0 (gefiltert); Wolf: 9EkieraM1, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0; Kickl: (C) Parlamentsdirektion/Johannes Zinner (beide freigestellt); Komposition: Der Status.

Eigentlich hat der öffentlich-rechtliche ORF ja ein Objektivitätsgebot - und entsprechend wäre anzunehmen, dass man mit ähnlicher Distanz zu allen Parteien berichtet. In der Realität sieht es anders aus: Obwohl die FPÖ seit über einem halben Jahr in Umfragen führt, kommt sie in den großen Nachrichtensendungen ZiB1 & ZiB2 kaum im Originalton vor. Dem Erfolg der Partei von Herbert Kickl beim Volk tut das keinen Abbruch - auch, weil alternative Medien anders als die Einheitspresse über seine Systemkritik berichten.

ZiB-Sendungen benachteiligen Kickl-FPÖ

Es sind spannende Zahlen, welche der "Standard" hervorbrachte: Obwohl die FPÖ in Umfragen bei 30% steht, bekam sie etwa im Rahmen der ZiB1 um 19:30 Uhr weniger Redezeit zugestanden als die NEOS als kleinste Parlamentsfraktion (8,2%) - nur 5% entfielen auf die Freiheitlichen. In der ZiB2 war der Unterschied weniger eklatant: Doch kam man mit 8,2 Prozent immerhin auf den vorletzten Rang. Selbst das ist noch verzerrt: Denn in die beiden Monate mit annehmbarem blauen O-Ton-Anteil fiel das Kickl-Sommergespräch respektive das Kandidaten-Interview mit Walter Rosenkranz, als die FPÖ als einzige Parlamentspartei einen Gegenkandidaten gegen Eliten-Präsident Van der Bellen aufstellte.

Über das restliche Jahr verteilt kam man entweder ähnlich selten oder noch seltener als die NEOS vor. Ganz anders bei den Regierungsparteien: Auf die ÖVP entfielen 47% (ZiB1) bzw. 40,4% (ZiB2) der Redezeit; auf die Grünen 22,8% (ZiB1) bzw. 28% (ZiB2) der Redezeit, wobei diese in gleich vier Monaten in zumindest einem der beiden Nachrichtenformate überhaupt der Quoten-Platzhirsch waren. Auch die strauchelnde SPÖ wurde hofiert: Mit 17,8% (ZiB1) und 16,2% (ZiB2) war man mehr als doppelt so stark vertreten als die beiden anderen Oppositionsparteien zusammengerechnet, in der Hauptabend-ZiB um 19.30 Uhr mehr als dreimal so prominent wie die FPÖ.

Journaille verdreht Ursache, Wirkung & Realität

Noch eklatanter gestaltete sich der Unterschied übrigens bei den Redezeiten der Parteichefs: Läppische 756 Sekunden O-Ton-Zeit wurde Kickl zugestanden, wovon nur 292 auf die ZiB1 entfielen. Demgegenüber wurde Kogler (Grüne) mit 3.221 Sekunden (ZiB1: 2.770/ZiB2: 451), Meinl-Reisinger (NEOS) mit 3.235 Sekunden (2.958/367), Rendi-Wagner (SPÖ) mit 4.354 Sekunden (3.625/729) und Nehammer (ÖVP) mit 5.140 Sekunden (2.983/2.157) erhielten fünf- bis siebenmal so viel Redezeit. Auffällig ist dabei, dass der Unterschied bei der interviewlastigen ZiB2 weniger eklatant ist, also bei der Hauptabend-ZiB wo O-Töne vor allem aus Zusammenschnitten von Pressekonferenzen bestehen.

Dies hielt Vertreter der Systemmedien nicht davon ab, Kickl und der FPÖ auch noch die Schuld für ihre Unterrepräsentation zu geben. So rechtfertigte ZiB2-Anchor Armin Wolf den Schiefstand mit einem lapidaren: "Zigfach eingeladen. Immer abgesagt." Worauf Kleine-Zeitung-Innenpolitik-Chef Jungwirth beipflichtete verstieg: "Das ist genau Kickls Strategie: Sich Interviews in den klassischen Medien zu verweigern, egal ob Zib oder bei uns, um sich dann als Opfer der etablierten Medien zu inszenieren. Mit der Basis kommuniziert Kickl direkt über eigene Kanäle - wo keine lästigen Fragen gestellt werden." Sein Blatt plapperte die Corona-Propaganda der Regierung übrigens besonders eifrig & unhinterfragt nach.

Benachteiligung auf allen Staatsfunk-Plattformen

Die Realität sieht freilich so aus: Die Verdrehung in der politischen Berichterstattung hat System - egal ob im linearen Fernsehen oder auf der "blauen Seite". So bebilderte der ORF auf seiner Homepage etwa im Vorjahr den freiheitlichen Antrag auf eine kritische Sondersitzung in Parlament mit der SPÖ-Chefin. Wenn die Opposition die Regierung kritisierte, so waren die dortigen Artikel meistens so aufgebaut, dass die rote Kritik zuerst genannt wurde und den größten Raum einnahm. An zweiter Stelle nannte man dann häufig den NEOS-Standpunkt. Die freiheitlichen Stellungnahmen wurden oft auf wenige Worte - und dabei noch oft auf einen nichtssagenden Nebensatz - reduziert. 

Dass auch die ZiB-Redaktion zu solchen Dingen in der Lage ist, zeigte sich erst in der Vorwoche im "ZiB-Flash" zum gescheiterten Lebensmittelgipfel der Regierung. Als kritische Einordnung in der Kompakt-Sendung wurde der aus der SPÖ stammende Gewerkschafts-Boss Wolfgang Katzian per O-Ton zitiert. Der Beitrag wurde abgerundet, indem darauf verwiesen wird, dass "auch die Opposition" mit den Ergebnissen kritisch umgehe, und "etwa die SPÖ" einen Antrag im Parlament einbringen will. Von der FPÖ hingegen wurde nur ein Türschild gezeigt. In der ZiB1 wiederum kriegt die FPÖ oft nur einen Satz zugestanden, während die SPÖ wahre Reden schwingen kann - und das summiert sich über das Jahr. 

Volk weiß, dass Staatsfunk lückenhaft berichtet

Der Schiefstand ist noch nicht ganz so extrem wie in Deutschland, wo die Alternative für Deutschland (AfD) als zweitgrößte Oppositionspartei bei den Staatsfunken ARD/ZDF im Jahr 2022 gerade einmal 0,4% der Einladungen zu politischen Talkshows bekam - sage und schreibe 2 Auftritte standen 129 der SPD, 125 der CDU, 100 der Grünen und sogar 34 der Linken als kleinste Bundestagsfraktion gegenüber. Aber der Trend ist derselbe: Die Regierung und die sich nur in Nuancen unterscheidende Schein-Opposition der übrigen Systemparteien kommen gut weg, während die einzige tatsächlich systemkritische Fraktion in der politischen Meinungsbildung außen vor gelassen wird. 

Allerdings sind derartige Aktionen ein Schuss vor den Bug: Während auch die AfD seit Monaten in Umfragen zulegt und in einigen östlichen Bundesländern sogar auf Platz 1 steht, ist die FPÖ in Österreich sogar bundesweit auf dem ersten Platz. Das Volk weiß längst, dass ihm der Staatsfunk und die übrige Einheitspresse einiges verheimlicht oder lückenhaft darstellt. Da alternative Medien wie Der Status das journalistische Ethos hochhalten und das "sagen, was andere verschweigen", holen sich kritische Leser ihre Information eben bei uns und erhalten so ein vollständigeres Bild der Realität. Und dazu gehören eben auch systemkritische Einordnungen von Parteien, die im Mainstream geschnitten werden. 

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