Transparenz tut Not

Dunkle Strippenzieher ans Licht holen: FPÖ stellt Anfragen zu Freimaurer-Netzen

Politik
Hafenecker: Alois Endl; Freimaurer-Symbole: Jdcollins13, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; Komposition: Der Status.

Bei Bundespräsident Alexander van der Bellen ist es bekannt: Er ist Freimaurer. Auch wenn er sich nicht wirklich erinnern will, ob er nach wie vor Mitglied sei. Beim ehemaligen Burgschauspieler Florian Teichtmeister wurde seine Mitgliedschaft in einer Loge erst im Zuge des Pädophilie-Skandals einer breiten Mehrheit bekannt, als sich eben jene Loge distanzierte. Nun will FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker mit Anfragen an Justiz- & Innenministerium Licht ins Dunkel der Schattennetzwerke und ihren Einfluss bringen.

Weit verzweigte Netzwerke

Der Ex-Grünen-Chef und heutige Bundespräsident ist kein Einzelfall: Bekannt ist auch die Mitgliedschaft des ehemaligen SPÖ-Kanzlers Fred Sinowatz bei den Logenbrüdern oder auch des Ex-SPÖ-Verkehrsministers Rudolf Streicher sowie SPÖ-Ex-Politiker Hannes Androsch. Und nicht zu vergessen Wiens Ex-Bürgermeister Helmut Zilk, der zugleich für den tschechischen Geheimdienst tätig gewesen sein soll. Aber auch der "Club 45" von Udo Proksch verstand sich etwa als eine Art Geheimloge. Aktuell wird die Tradition offener "roter Freimaurerei" unter anderem vom Wiener SPÖ-Stadtrat Peter Hanke fortgeführt, der aus seiner Logen-Mitgliedschaft keinen Hehl macht. 

Ebenso fanden sich auch unter ÖVP-Politikern regelmäßig bekannte Freimaurer, ein bekanntes Beispiel war ihr einflussreicher Kulturpolitiker Jörg Mauthe. Auch die Familie des Kurzzeit-Kanzlers und jetzigen Außenministers Alexander Schallenberg kann auf eine jahrhundertelange Logen-Tradition zurückblicken. Freilich finden sich aber in allen Systemparteien Personen, die der organisierten Freimaurerei nahestehen. So finden sich auch Lobbyisten wie der langjährige NEOS-Großspender Hans-Peter Haselsteiner und diverse Künstler unter den Mitgliedern. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker verlangt nun Aufklärung über die geheimen & weitverzweigten Netzwerke

Transparenz tut Not

Mit Anfragen an die grüne Justizministerin Alma Zadic und ÖVP-Innenminister Gerhard Karner will er die Aufklärung vorantreiben. So schreibt er in seiner Anfrage: "In einer pluralistischen und eigentlich transparenten Demokratie ist es höchst bedenklich, dass derart weitreichend vernetzte Geheimbünde offenbar unzählige Mitglieder in relevanten Führungspositionen des Staates installieren, darüber aber so gut wie keine Auskunft geben." Denn von den 3.600 Mitglieder in 83 Logen allein in Österreich hört man wenig. Man hält sich bedeckt, schweigt und verbirgt sich hinter dem Usus, dass Freimaurer selbst entscheiden dürfen, ob sie ihre Mitgliedschaft offenlegen.

"Transparenz tut Not", forderte auch schon im September 2022 die damalige "Wochenblick"-Chefredakteurin und jetzige Der Status-Redakteurin Bernadette Conrads in einem Kommentar: "Während Studentenverbindungen und Orden in ihren Absichten transparent sind, setzt die Freimaurerei auf Geheimnis-Krämerei. Stets betonen ihre Mitglieder, weder Politik noch 'Geschäftemaurerei' zu betreiben. Und dennoch führen die größten Skandale der Republik die Gerichte am Ende wieder in irgendwelche Logen."

Aber auch der bekannte Plagiatsjäger Stefan Weber forderte zuletzt auf X Aufklärung:

Und warf in diesem Zusammenhang auch die - vermutlich eher rhetorische - Frage auf, wieso sich eigentlich die selbsternannten Qualitätsmedien nicht näher mit dieser Frage befassen...

Unterwanderung des Staates

Im Gegenteil, es wird sogar noch ein schiefes Bild gezeichnet: Während etwa der damalige SPÖ-Kanzler Christian Kern etwa prominent vor Jahren im Bilderberger-Standard vor einer angeblichen "Unterwanderung" durch Burschenschaften warnen durfte, war die Sorge des Genossen vor wirklichen Geheimbünde wie der Maurerei und ihrem Wirken in Bürokratie, Ministerkabinetten, Unternehmen oder Medien kein Thema. Und das obwohl (der gerade weil?) seine eigene rote Landespartei eben von Logenbrüdern durchsetzt sein soll, deren Loyalität zuerst den Freimaurer-Werten, dann der Partei und erst irgendwann zuletzt dem Wohl des Souveräns gilt. 

Doch nun will Hafenecker genauere Auskünfte über Gründe dieser Mitgliedschaften in Freimaurerlogen sowie über Intentionen, Ziele oder gar mögliche Interessenskonflikte. Denn "während vor allem von linker Seite regelmäßig Mitgliedschaften in Studentenverbindungen thematisiert und skandalisiert werden sowie etwaige Mitgliedschaften innerhalb des Führungspersonals der Republik abgefragt werden - obwohl sich Studentenverbindungen im Gegensatz zur Freimaurerei nicht der Öffentlichkeit verschließen -, herrscht bei den österreichischen Freimaurernetzwerken offenbar kein Aufklärungsbedarf", ist sich der freiheitliche Generalsekretär sicher.

Licht ins Dunkel

So will er von den beiden Ministern unter anderem wissen, wie viele Mitarbeiter des jeweiligen Ressorts oder des Kabinetts im Erhebungsbogen für die Sicherheitsüberprüfung bei der Frage nach Vereinsmitgliedschaften angegeben haben, Mitglied einer Freimaurerloge zu sein bzw. ob dieser Punkt überhaupt abgefragt und überprüft wurde. An Innenminister Karner wurde zudem auch die Frage nach den anderen Ressorts und auch zu nachgeordneten Dienststellen gestellt.

Zudem will Hafenecker auch wissen, ob es Zusammenarbeiten mit Logen gibt, ob es schon Ermittlungen und Strafverfahren gegen Logenbrüder gab oder ob diese in Österreich vom Staatsschutz und/oder den Landesämtern für Verfassungsschutz in den Bundesländern beobachtet werden. Von Justizministerin Zadic will er zudem auch wissen, ob im Zuge der Teichtmeister-Causa Ermittlungen der Justiz durch Freimaurer behindert wurden oder ob es Versuche gab, Einfluss auf diese zu nehmen.

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