Get woke, go broke

ESC: Deutsche Ex-Gothic-Rocker versagen als Drag-Papageien unterm Regenbogen

Kultur
Konzert: Sven Mandel, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; Flaggen-Pose: Screenshot Twitter (Bildzitat); Pfeil: Freepik; Komposition: Der Status

Deutschland hat sich wieder einmal in aller Öffentlichkeit blamiert, einmal mehr ist die Bühne dafür der ohnehin längst wie eine reine Obskuranten-Veranstaltung wirkende "Eurovision Song Contest". Beim jährlichen Clown-Schaulaufen zählt seit Jahren die richtige Haltung, die schrille Optik oder der Fremdschäm-Effekt mehr als die musikalische Qualität. Doch irgendwie schaffte es Deutschland, sich mit übertriebenem Eifer trotz - oder gerade wegen - der gezwungen wirkenden Zurschaustellung all dieser Zutaten zum Gespött Europas zu machen. Das Versagen mit Anlauf wird umso skurriler, wenn man die Details besieht.

Trans-Pride statt Nationalstolz

Deutschland und der ESC ist eine nahezu einmalige Geschichte der Erfolgslosigkeit: In den letzten acht Ausgaben landete man nur ein einziges Mal nicht auf einem der beiden letzten Plätze. Bei den Ausgaben von 2019, 2021 und 2022 bekam man null Jury-Punkte und fiel auch beim Publikum durch. Diese Scharte wusste man diesmal auszuwetzen: Man bekam von beiden Seiten einige Punkte und erreichte mit 18 Zählern doppelt so viele Punkte wie in den beiden Vorjahren zusammengerechnet. Dennoch reicht es einmal mehr nur zur roten Laterne - und die Häme ist berechtigtermaßen groß.

Denn Deutschland wollte wieder einmal die "große Bühne" nützen, um sich gratismutig und "woke" zu präsentieren. Während sich alle Interpreten - ja, auch der weit links stehende kroatische Drahdiwaberl-Verschnitt (vormalige Albentitel übersetzt: "Es lebe der Schwanz" oder "Angela Merkel, geh scheißen") - mit der Nationalflagge zeigten, boykottierte die Band des bekennenden St. Paulianer Kiezbewohners Chris Harms diese gleich doppelt. In der Videovorstellung zeigte man eine besonders vielfarbige Trans-Pride-Flagge, beim Einlauf verzichtete man auf jegliche Fahne und spendete das Regenbogen-Banner dem italienischen Kollegen, der nun mit zwei Fahnen hereinstürmte. 

Deutscher Beitrag "zu woke für Wokistan"

Dann folgte der Auftritt: In greller roter Kleidung hopste, kreischte und brüllte man irgendetwas über "Blut und Glitzer" umher, die Bild-Ton-Schere war immens. Musikalisch war der Beitrag im Mittelfeld eines generell schwachen Gesangswettbewerbs, bei dem die drittplatzierte Israelin lieber bodenturnte statt zu singen, aber die Optik war unstimmig. Nach dem Transflaggen-Auftritt in der Vorstellung hielt die Öffentlichkeit sie nicht für Glam-Rocker, sondern für Drag-Queens. Und im Gegensatz zu den Kroaten, deren rosa Mischung aus Böhmermann-Chaplin-Nachahmung und Village People beim Publikum ankam, entstand auch kein publikumswirksamer Humor-Effekt. 

Und so schaffte Deutschland das unmögliche: Man war sogar noch "zu woke" für eine Veranstaltung, die 1998 von einem Transsexuellen und 2014 von einem Travestiekünstler gewonnen wurde. Die als zwangsgebührenverschwendender Geltungsdrang der vereinigten europäischen Staatsfunke konzipiert wurde, ehe sie seit 40 Jahren konsequent zum "queeren" Event umgebaut wird, für das kein noch so skurriler Beitrag zu dekadent oder zu grotesk sein kann. Für die Fachjurys war man musikalisch nicht austauschbar genug - und für das Publikum durch verstörende Kostümwahl und besserwisserische Woke-Attitüde ohne Authentizität in einem Feld der bunten Vögel zu austauschbar.

Der deutsche Loser-Beitrag in voller Länge: 


Vom Gothic-Rocker zur Dragqueen in drei Jahren

Und so stank man mit dem Titellied eines Albums ab, das noch vor wenigen Monaten die deutschen Charts stürmte und der Band einen Auftritt im Vorprogramm von Iron Maiden bescherte. An dieser Stelle dürften die meisten Leser nun stutzig werden: Was hat gefühlt drittklassiger Kommerzrock mit dem Flair einer Fetisch-Veranstaltung eigentlich mit DEN Legenden des britischen Heavy Metal zu tun? Und siehe da: Machten "Lord of the Lost" bei ihrem Auftritt dem Bandnamen auf die denkbar absurdeste Weise alle Ehre, stellt sich heraus: Die Mannen sind seit Jahren bei einem anerkannten, österreichischen Metal/Gothic-Independent-Label ohne zwingenden Charts-Anspruch unter Vertrag.

Offenbar entschloss sich der Bandleader aber irgendwann vor der letzten Platte, er wolle lieber einem britischen Starfotografen huldigen, als den eigenen Wurzeln treu bleiben. Für die große Bühne des Kommerzes opferte man also nicht nur jede Scham, sondern auch noch die musikalische Glaubwürdigkeit. Um die Größenordnung des Fauxpas richtig einzuordnen: Es wäre ungefähr so, als wären Lordi im Jahr 2006 nicht in ihren Monster-Kostümen aufgetreten, sondern hätten sich goldene Elben-Umhänge von der Comic-Con umgeworfen und Spitzohren aufgesetzt. Womit sie dann wahrscheinlich auch nicht gewonnen hätten und in der Szene eher zur Lachnummer als zu Legenden geworden wären.

Kaum zu glauben, aber wahr - diese vergleichsweise düstere Optik legte die Band noch vor drei Jahren an den Tag:


Deutsche Kulturszene: Hauptsache "richtige" Haltung

Und so bleibt der Beigeschmack, der den Zustand der deutschen Kulturszene widerspiegelt: Wer sich möglichst "woke" und angepasst gibt, wird bejubelt und befördert - wer sich hingegen kritisch äußert, wird zum Aussätzigen gestempelt und muss mediale Hetzjagden über sich ergehen lassen. Es ist ein Land, in dem Frei.Wild aufgrund patriotischer Texte beim "Echo" ein Problem ist und in dem Nena zur "Schwurblerin" erklärt wird, während vermeintlich "unangepasste" Punkbands wie Die Ärzte für das staatliche Impf-Experiment trommeln. Ist man dann einmal wegen der "falschen" Ansichten im Kreuzfeuer, muss man wiederum öffentlich wirksam Abbitte leisten, um nicht "gecancelt" zu werden.

Konsequenterweise klatschte also der Blätterwald, als sich "Lord of the Lost"-Sänger Chris Harms mit einer Ex-AfD-Politikerin anlegte, die daran zweifelte, dass Deutschland mit dem Auftritt gut vertreten werden. Er wetterte zurück: "Pinke Herren lassen sich nicht von braunen Frauen ärgern." Gegenüber Medien wehklagte er über "hasserfüllte" Kommentare im Netz. Er und seine Band seien jedenfalls ein "Haufen bester Freunde, die sehr offen und mit viel Liebe" alle Leute bei ihren Konzerten begrüßen würden - "egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion, welchen Geschlechts oder sexueller Orientierung, von alt bis jung." 

Die Band wollte keine "normalen Bürger" vertreten - und diese gaben ihnen letztlich auch kaum Stimmen...: 

ESC ohnehin kein Ort der Hochkultur

Am gestrigen Samstag bekamen die einstigen Gothic-Rocker nun die erste Quittung für die gratismutige Tugendhuberei: Nicht einmal der "woke" Teil des ESC-Publikums, das sich die zur Schau gestellte Dekadenz nicht zur kopfschüttelnden Belustigung anschaut, sondern für große Kunst hält, konnte sich für den Beitrag erwärmen. Dasselbe Publikum, das auch in diesem Jahr massenhaft "Solidaritätspunkte" an die Ukraine und ihren schwarzen RnB-Sänger mit teilweise in Cyborg-Optik gehaltenem Kostüm verteilte. Das vor einigen Jahren auch das Feminismus-Gegacker einer Sängerin zu schätzen wusste, die sich selbst stolz als "fettes Mädchen" bezeichnet, aber kein "Spielzeug" der Männerschar sein will. 

Es wäre also nicht so, als wäre der ESC nicht generell eine Veranstaltung des Establishments, bei dem öffentliche Narrative im Wechselspiel zwischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, Major-Musiklabels und politischen Interessensgruppen forciert & überhöht werden. Natürlich sorgt auch die EBU als ESC-Ausrichter dafür, dass nur die "richtigen" Ansichten auch ans Publikum kommen. So ist sie Teil der "Trusted News Initiative", die für die mediale Gleichschaltung während Corona-Zeiten verantwortlich war. Daraus, dass dieses System auch für weitere Krisenlagen nützlich ist, macht man nicht einmal einen Hehl

Zurück zum EBU-Aushängeschild "Eurovision Song Contest": Dass das heutige Deutschland mit dem ständigen Drang, an seinem "woken" Wesen möge die Welt genesen, dennoch schafft, sich auf diesem Parkett zu blamieren, ist beachtlich. Man schaffte es ja nicht mal zwischen der zweifelhaften Hochkultur von "Eaeaeaea"-Urschreien und Kabarettisten, die singen, dass "Mama einen Idioten" küsst, zu bestehen. Doch letztlich ist das alles eh nur ein Symptom der öffentlichen Idiotie, die nur verschiedene Abstufungen der kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Gleichschaltung toleriert.

So urteilt das Netz über Auftritt, Versagen & deutsche Außenwirkung: 

Sogar die für ihre Kritik an der Trans-Agenda bekannte Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling, deren eigenes Land Vorletzter wurde, spöttelte: 

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