Steuerzahler doppelt hintergangen

Teure Apotheker-Abzocke: Wird Paxlovid-Betrug für Lauterbach zum Bumerang?

Corona
Paxlovid: Anthony Quintano, Flickr, CC BY 2.0; Apotheken-Zeichen: Usien, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0; Lauterbach: © Superbass, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 (freigestellt); Komposition: Der Status.

Nachdem man auf dem Impf-Basar jenseits von Gut & Böse wütete, geizte SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach auch bei der Pfizer-Pille Paxlovid nicht mit Steuergeld. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt bestellte er eine Million Dosen. Am Ende musste die Ampel die Apotheken sogar mit dem Arzneimittel "beschenken". Nun sind zigtausende Packungen des teuren Medikaments nicht mehr auffindbar. Das Ressort von Lauterbach zeigte mehrere Apotheker an, doch die Causa könnte ihm auf den Kopf fallen. Auch in Österreich verschwanden unzählige Paxlovid-Packungen.

Lauterbachs irre Kreislaufwirtschaft

Kaum ein Politiker rührte die Werbetrommel für Paxlovid als angebliches Wundermittel so intensiv wie Lauterbach - sogar TV-Talkshow-Moderator Markus Lanz sprach im Dezember 2021 nach einem Auftritt des SPD-Gesundheitsministers von einem "Werbeblock", den der rote Politiker für das Mittel ablieferte. Letztendlich hielt auch das Mittel nicht, was es versprach - und mit dem "Focus" titelte sogar ein Mainstream-Medium noch im Spätsommer des Folgejahres: "Lauterbach pusht Paxlovid - doch Anti-Corona-Mittel für Risikogruppen nicht ungefährlich"

Lauterbach ließ das kalt: Er hatte 1 Mio. Dosen an den Mann zu bringen - und äußerte sich entsprechend in sozialen Medien. Man solle einfach zum Arzt gehen, der es einem aushändigt: Die hunderte Euro teure Pillen-Kur verkaufte er als Allheilmittel, als wäre es ein Hustenbonbon. Alles auf Kosten des Steuerzahlers: Denn Lauterbach kaufte diese um 650 Euro pro Packung bei Pfizer und "verschenkte" sie dann an Ärzte und Apotheken oder ließ sie nach Ende des Ablaufdatums entsorgen. Aber Steuergeld kostet bekanntlich nichts - und so konnten Apotheker, Ärzte Großhandel & Co. sich pro Verschreibung zusätzlich 60 Euro vom Staat rückerstatten lassen.

Lauterbach legte sich im großen Stil für Pfizer-Pille ins Zeug: 

Apotheken bestellten tausende Packungen

Darauf ließ sich ein lukratives Geschäftsmodell aufbauen - und so bestellten einige Apotheker tatsächlich im großen Stil, teilweise über 1.000 Packungen. Das kam dann irgendwann im Vorjahr plötzlich auch den Beamten in Lauterbachs Gesundheitsministerium reichlich spanisch vor. Also entschied man sich, sich bei den Apothekern schadlos zu halten und stellte Anzeigen bei insgesamt 25 Staatsanwaltschaften. Teilweise laufen die Ermittlungsverfahren noch, in Bayern hingegen wurden vor wenigen Wochen mehrere Apotheken mit einem Polizei-Großaufgebot gestürmt und auf den Kopf gestellt. 

Einige der größten "Paxlovid-Sünder" soll es auch in der Bundeshauptstadt Berlin geben, wo sechs Apotheken durchsucht wurden. Eine von ihnen soll über 1.400 Packungen an Paxlovid bestellt haben, eine andere sogar mehr als 1.800 Packungen. Wo die Medikamente am Ende landeten ist unklar, der Schaden in der Hauptstadt soll etwa 3 Mio. Euro betragen. Noch bunter soll es eine Apotheke in Frankfurt/Main getrieben haben: Fast 10.000 Packungen, die Ermittlungen dauern an. Detail am Rande: Sowohl in Hessen als auch in Berlin fanden bereits große Betrugsfälle bei der Abrechnung von Corona-Testzentren, teils durch Personen aus dem kriminellen Clan-Milieu, statt. 

Direktvertrieb bringt Pfizer noch mehr Geld

Der "Tagesschau"-Artikel handelt Fälle in etlichen weiteren Bundesländern in einer Trockenheit ab, als wäre es für eine betriebliche Inventarliste. Zwischendrin streut man dann einmal die teure Anschaffung sowie die hohe Rückerstattung durch den Bund ein, allerdings ohne einzuordnen, dass hier vor allem der Steuerzahler massiv geschädigt wurde. Fast beschwichtigend wirkt vor diesem Hintergrund dann der Hinweis, dass Pfizer mit dem heutigen Montag mit dem Paxlovid-Direktvertrieb starten würde. Dabei nimmt der US-Pharmakonzern noch mehr Geld ein: Laut AOK-Bundesverband kostet das Medikament im Apothekenverkauf bald 1.149,19 Euro pro Packung. 

Zur Finanzierung bei der Verschreibung eines solch teuren Medikaments schreibt der Staatsfunk: "Das heißt, dass künftig nicht mehr die Bundesregierung das Medikament bezahlt, sondern die Krankenkassen - die dafür nun aber deutlich mehr ausgeben müssen." Diese Formulierung wurde wohl absichtlich gewählt: Denn in Wahrheit zahlen die fleißigen Bürger vor und nach der Umstellung die Zeche. Einmal kommt's eben aus dem Steuersäckel, ein andermal direkt aus jenem Teil ihres Bruttolohns, den das System bereits als Sozialversicherungsbeitrag einbehält. 

Verschwundene Pillen auch in Österreich

Deutschland ist nicht das einzige Land, in dem bei der Abrechnung der Paxlovid-Pillen wenig bis gar nichts zusammen passt. Bereits vor Weihnachten stellte sich in Österreich heraus, dass von 123.000 an Apotheken & Ärzte ausgelieferten Packungen nur 77.000 tatsächlich zwecks Abrechnung im System erfasst seien. Wo die übrigen Anwendungen abblieben, konnten damals weder die Apothekerkammer noch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) schlüssig erklären. Ob die Ursache für die "verschwundenen" Pillen in Österreich ähnlich gelagert ist wie beim Nachbarn, ist unklar. Anzeigen gibt es bislang jedenfalls in der Alpenrepublik noch keine. 

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