'Betongold' immer unerschwinglicher

Krise zeigt Wirkung: Immobilienmarkt bricht massiv ein, Wohneigentum unleistbar

Wirtschaft
Bild: Freepik

Der Immobilien-Markt in Deutschland für Wohnungen ist zuletzt stark eingebrochen. Allein im ersten Quartal 2023 gingen die Transaktionen um die Hälfte zurück. Vor allem Investoren halten sich deutlich zurück. Das ist aber keine Lage, die dem Normalbürger viel nutzt. Auch für ihn bleibt Wohneigentum aufgrund der Teuerungen weiter schwer leistbar.

Schwächstes Ergebnis seit 12 Jahren

Um fast die Hälfte auf nur mehr 7,8 Milliarden Transaktionsvolumen brach der Immobilienmarkt in Deutschland in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 ein. Diese Zahlen veröffentlichte der Immobilienspezialist Jones Lang LaSalle (JLL) und registrierte damit das schwächste Ergebnis eines ersten Quartals seit 12 Jahren, welches bei 6,5 Milliarden lag. Im Vergleich zum starken ersten Quartal 2022 bedeutet dies einen Rückgang bei Transaktionen um 68 Prozent.

Aber auch im Zehn-Jahresschnitt sind die Zahlen nicht besser und weisen ein Minus von 56 Prozent aus. Auch im Fünfzehn-Jahresschnitt, der auch die globale Finanzkrise von 2008 noch mit umfasst, bleibt ein deutlicher Rückgang von immer noch 45 Prozent übrig.

Zinsentwicklung bremst

Dabei kommen die Immobilienexperten zu dem wenig überraschenden Schluss, dass vor allem die Unsicherheit über die Konjunkturentwicklung und die jüngsten Zinsanhebungen der Zentralbanken den Markt bremsen. "Erst wenn sich eine gewisse Stabilisierung zeigt, kann der Fuß von der Bremse genommen werden und dann werden auch wieder Transaktionen in signifikanter Größenordnung stattfinden. Denn Kapital ist nach wie vor grundsätzlich vorhanden und auch die grundlegende Erkenntnis, dass Immobilien in jedes Portfolio gehören, hat sich nicht geändert", erklärt Helge Scheunemann, Head of Research von JLL.

Weniger Abschlüsse

Somit wurden im ersten Quartal nach Angaben von JLL 39 auch nur Abschlüsse gezählt, rund halb so viele wie im 4. Quartal 2022. Für eine Marktbelebung müssten sich die stark schwankenden Zinsen stabilisieren und die Unsicherheit am Kapitalmarkt schwinden. Zudem fehlten "signalwirksame Transaktionen" von börsennotierten Wohnungskonzernen, so der JLL-Experte. Zudem würde sich auch das Fehlen ausländischer Investoren auf den Markt niederschlagen. Denn derzeit dominieren - was in Krisenzeiten häufiger der Fall ist - einheimische Investoren den Markt. Zuletzt zeichneten deutsche Käufer und Verkäufer für jeweils mehr als zwei Drittel des investierten Kapitals verantwortlich.

Krise auch in Österreich

Zurückhaltung bei Immobilienkäufen macht sich zudem auch in Österreich bemerkbar. Aufgrund der gestiegenen Zinsen und der erschwerten Voraussetzungen an Kredite zu bekommen, ist die Nachfrage nach Wohnungen zuletzt zurückgegangen, das Angebot aber angestiegen. Ende 2022 sind daher auch erstmals die Preise für Wohnimmobilien in Österreich seit 2016 gesunken. "Die schrittweise Erhöhung des EZB-Leitzinses und die Verteuerung der Kredite machen sich deutlich auf dem Immobilienmarkt bemerkbar", kommentierte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas die Situation.

Dennoch ist für viele der Traum von den eigenen vier Wänden weiterhin in der Ferne, denn Wohnimmobilien werden trotzdem aber in weiten Teilen des Landes teuer bleiben. Immerhin betrug allein im vergangenen Jahr die Preissteigerungsrate 9,3 Prozent bei den typischen Wohnungspreisen, also von durchschnittlich 242.000 Euro auf 264.000 Euro. Dass die schwarz-grüne Regierung im Vorjahr den notwendigen Eigenmittel-Anteil gesetzlich auf 20 Prozent erhöhen ließ und zugleich die Höhe der Kreditraten auf 40 Prozent des Haushaltseinkommens begrenzte, erschwert es gerade jungen Familien zusätzlich, den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. 

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