Mehr Arbeitsplätze gefährdet

Krise nimmt Fahrt auf: Höchster Wert bei Firmenpleiten seit über 5 Jahren

Wirtschaft
Bild: Gerald Altmann, Pixabay

Kein Grund zur Sorge, es läuft alles super. So oder ähnlich klingen die seit Monaten verabreichten Beruhigungspillen für die Bürger. Dabei geht es der Wirtschaft alles andere als gut und man droht in eine Rezession zu rutschen. Auch bei den Insolvenzen beruhigte man und erklärte, dies seien nur Corona-Nachholeffekte. Dabei dürften die Firmenpleiten heuer den höchsten Wert seit 5 Jahren erreichen.

Jetzt wäre es wohl langsam auch Zeit für die Politik aufgrund der wirtschaftlichen Lage aufzuwachen. Denn nicht alles lässt sich mit Corona erklären. Während man zuvor immer unisono darauf hinwies, dass es nach den Corona-Hilfen natürlich zu einem Anstieg der Firmen-Pleiten kommen würde, aber diese lediglich das Vor-Corona-Niveau erreichen würde, zeigen nun Zahlen des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV) ein anderes Bild. Denn bis zum Ende des Jahres rechnet man mit 5.500 Insolvenzen.

Höchster Wert seit 5 Jahren

Laut der Statistik des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV), gab es allein bis Ende September 4.059 Insolvenzen in Österreich. Dies ist ein Anstieg um fast 13 Prozent und somit der höchste Wert der letzten fünf Jahre. Wobei es 2017 5.229 Firmeninolvenzen und 2016 5.359 Firmeninsolvenzen gab. 2015 waren es immerhin rund 5.200 eröffnete und abgewiesene Pleiten. Den letzten Spitzenwert gab es 2009 mit  mit 6.883 Firmeninsolvenzen. Dabei kommt es regional zu Unterschieden. Während in Tirol (- 6,43 %) die eröffneten Firmeninsolvenzen geringfügig abgenommen haben, liegen in den anderen Bundesländern teils kräftige Steigerungsraten vor. Die größte Steigerung gab es in Kärnten (+ 38,67%), gefolgt von der Steiermark (+ 25,69 %) und Niederösterreich (+ 21,00 %). Als Hauptgründe für die hohe Zahl der Pleiten sind laut AKV die Zinserhöhungen der EZB und gestiegene Kreditraten, verschärfte Kreditvergaberichtlinien und höhere Material- und Energiekosten zu nennen.

Baubranche und Handel

Am stärksten betroffen ist bisher die Baubranche mit 607 Pleiten, gefolgt vom Handel mit 604 Insolvenzen. Hauptinsolvenzursache bei den Bauunternehmen sei weiterhin die rückläufige Auftragslage in der Baubranche, vorwiegend als Folge der KIM-Verordnung ("Kreditimmobilienmaßnahmen-Verordnung") mit verschärften Vergabekriterien für private Wohnimmobilienkredite. Zudem zeigt sich, dass sich durch einige Großpleiten die Passive bei den Insolvenzen deutlich erhöht hat. Waren es in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres 1.710.094.000 Euro, sind es heuer bereits  2.030.833.000 Euro. Und auch die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze hat sich fast verdoppelt (86,54 Prozent), so waren bisher 14.242 Dienstnehmer unmittelbar von eröffneten Insolvenzen betroffen. Insgesamt kam es pro Woche im Schnitt zu 62 Firmenpleiten.

Privatinsolvenzen etwas geringer

Zwar stieg auch die Zahl der Privatinsolvenzen in den ersten drei Quartalen um knapp 8 Prozent auf 7.313, aber sie liegen damit immer noch hinter den Zahlen vor der Corona-Pandemie. Damals lagen sie 2018 bei 7.796 und 2019 bei 7.184 in den ersten drei Quartalen. Die meisten Fälle von Privatinsolvenzen gab es dabei in der Alterskategorie der 40 bis 59-jährigen Schuldner (3.283). Gründe hierfür sind oft gescheiterte Selbstständigkeiten, lange Arbeitslosigkeit oder Scheidungen bzw. Trennungen vom Lebenspartner. Der höchste Anstieg war mit 14,78 Prozent jedoch bei den unter unter 24-jährigen Schuldner zu finden. Bei diesen handelt es sich allerdings zumeist um Konsumschulden. Und durch die Steigerung von Insolvenzfällen bei jungen Frauen unter 24 Jahren (37,5 %) sind erstmals bei der Altersgruppe der unter 24-Jährigen gleichviel Frauen wie Männer betroffen.

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