Trifft Volkswirtschaft ins Mark

Insolvenzen nur Spitze des Eisbergs: Immer mehr deutsche Firmen schließen

Wirtschaft
Bild: Freepik

Es ist ein eher leises Wirtschaftssterben, welches in Deutschland, aber wohl auch in einigen anderen europäischen Ländern vor sich geht. Denn abseits der Insolvenz- und Konkursstatistiken geben immer mehr Firmen auf oder stellen ihren Betrieb in Deutschland ein. Allein im vergangenen Jahr wurde 176.000 Unternehmen in Deutschland aus unterschiedlichsten Gründen geschlossen.

Schon Anfang des Jahres haben die Insolvenzen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr weiter massiv zugenommen. Allein im Jänner war ein Anstieg von 26,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Und andere Gründe für die Aufgabe, wie Schließung des Geschäfts vor Zahlungsschwierigkeiten etc. werden in der Insolvenzstatistik gar nicht erfasst. Kein Wunder also, dass auch zuletzt der Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf vor einer beginnenden Deindustrialisierung warnte. Und diese Warnung ist alles andere aus der Luft gegriffen, denn der deutschen Wirtschaft und den deutschen Unternehmen geht es schlecht.

Vor allem Industrie schließt

So kommt eine aktuellen Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu dem Ergebnis, dass in Deutschland allein im vergangenen Jahr 176.000 Unternehmen ihre Pforten für immer schlossen. Und davon "nur" 11 Prozent aufgrund eines Insolvenzantrags. Die Masse gab still und heimlich auf -  damit 2,3 Prozent mehr als noch 2022.

Und, was besonders bedenklich ist, vor allem bei Industrieunternehmen ist ein immer stärker werdendes Schwinden zu verzeichnen. Im Baugewerbe stieg die Zahl der Schließungen um 2,4 Prozent auf 20.000. Im verarbeitenden Gewerbe schlossen 11.000 Firmen, ein Anstieg um 8,7 Prozent und der höchste Stand seit dem Jahr 2004.

Es geht an die Substanz

Besonders betroffen sind zudem innerhalb des verarbeitenden Gewerbes vor allem die forschungsintensiven Wirtschaftszweige mit einem Plus von 12,3 Prozent Betriebsschließungen und damit deutlich stärker als in den nicht forschungsintensiven. "In Branchen wie der Möbelherstellung oder der Produktion von Spielwaren und Sportgeräten verzeichnen wir sogar sinkende Schließungszahlen", erläutert Dr. Sandra Gottschalk, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich "Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik" in einer Presseaussendung

Sie fährt fort: "In anderen Bereichen, wie etwa der Chemie- und Pharmaindustrie, dem Maschinenbau und bei technologieintensiven Dienstleistungen scheiden jedoch mehr Unternehmen aus dem Markt aus." Und dies sei noch besonders alarmierend, weil den Schließungen stagnierende Gründungen gegenüberstehen würden. "Wenn der Bestand nicht nachwächst, steigt die Zahl der Schließungen überproportional", warnt sie.

Schließungen treffen Volkswirtschaft

Zwar haben andere Bereiche mit noch höheren Zahlen zu kämpfen, so schlossen 2023 rund 37.000 Handelsunternehmen und bei konsumnahen Dienstleistungen waren es rund 51.000 Betriebe, aber inzwischen könne man da sogar leicht rückläufige Zahlen von 0,8 Prozent im Handel oder 0,5 Prozent bei den konsumnahen Dienstleistungen verzeichnen. Aber Patrik-Ludwig Hantzsch, der Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform fasst das Dilemma zusammen: "Verwaiste Ladenlokale und leere Schaufenster treffen die Menschen in ihrer Umgebung wirtschaftlich und auch emotional. Die Schließungen in der Industrie aber treffen den Kern unserer Volkswirtschaft."

Neu ist das Problem nicht. Selbst renommierte Wärmepumpenhersteller verlegten zuletzt, neben anderen Unternehmen, aufgrund der zu hohen Energiekosten ihre Produktion ins Ausland. Und das Festhalten an der fatalen Energiewende und der Politik des "Green Deal" dürfte die Lage in Zukunft noch weiter verschärfen.

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