Goldenes Quartier & Co.

Wucher-Mieten bei Benko? Signa-Pleite versetzt Versicherungen in Sorge

Welt
Bild: Pixabay

Es geht weiter rund im Signa-Imperium von Immobilien-Jongleur Rene Benko. Nach der Insolvenz der Signa-Holding wird seit Tagen über einer mögliche Insolvenz der Signa Prime spekuliert. Und auch sonst reißen die Negativ-Meldungen nicht ab. So wurde zuletzt der Vorstandsvorsitzende der wichtigen Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection fristlos gekündigt. Und dazu kommen Berichte über überhöhte Mieten, um die Bewertung von Immobilien hochzuschrauben.

Ellenlange Liste der Insolvenzen

Inzwischen sind es aus Benkos Netz folgende Firmen, die Insolvenz angemeldet haben: Die Signa Sports United (SSU), die Signa Financial Services GmbH mit Sitz in Frankfurt, die Signa REM Germany Rent GmbH sowie die SCAx GmbH aus München, in Österreich die Dachgesellschaft Signa Holding sowie auch die zum Unternehmensnetzwerk gehörende deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und das Sportgeschäft Sportscheck. Nach Gerüchten, die seit einigen Tagen kursieren und die zuerst der Spiegel veröffentlichte, könnten weitere Insolvenzen, wie die der Signa Prime, noch folgen.

Am Dienstag, den 12. Dezember war es die Signa Informationstechnologie GmbH, die in Wien einen Insolvenzantrag stellte. Zudem musste nun auch der Vorstandsvorsitzende der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection Timo Herzberg seinen Hut nehmen. Er wurde außerordentlich und fristlos gekündigt. In einer Mitteilung hieß es: "Die Gründe für die Entlassungen sind ein dringender Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten als Vorstandsmitglied".

Strafanzeigen und Wertverluste?

Aber auch an anderer Stelle bröckelt es gewaltig. So scheinen sich jetzt schon länger getätigte Vermutungen über die Werterhöhungen der Signa-Immobilien zu bestätigen. Schon zuvor hatten Signa-Investoren in Erwägung gezogen, Strafanzeigen gegen Benko wegen Insolvenzverschleppung einzubringen. Zumal zu den Zahlen der Signa Holding, die bereits ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung anstrebt, offenbar noch einiger Aufklärungsbedarf gesehen wird.

So wurden deren Vermögenswerte Ende 2022 noch mit 6,1 Milliarden Euro beziffert. Laut dem Insolvenzantrag waren es Ende September nur noch 2,8 Milliarden. Und sollte der Sanierungsplan nicht genehmigt und die Vermögenswerte veräußert werden, ist der mögliche Erlös im Insolvenzantrag mit nur noch 314 Millionen Euro angegeben.

Wuchermieten und Werterhöhungen

Wie dieser Wertverlust zustande kommen könnte, darauf gibt ein Artikel im "Tagesspiegel" Auskunft. Demnach habe man in Benkos Signa etwa bei Kaufhäusern wie dem KaDeWe in Berlin extrem hohe Mieten verlangt und dadurch den Wert der Objekte in der Signa-Bilanz stark steigen lassen. So musste Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die ebenso zum Benko-Reich gehört, für die Miete bis zu einem Drittel des Umsatzes an die Signa überweisen, wie das Manager Magazin berichtet.

Durch die hohen Mieten, die oftmals deutlich über dem üblichen Marktniveau lagen, konnte man in der Bilanz die Immobilienwerte deutlich erhöhen. Auch die Mieten in Benkos "Goldenem Quartier" am Graben und Kohlmarkt in Wien (Adressen: Tuchlauben 3-7A; Am Hof 2) sollen mit monatlich bis zu 600 Euro pro Quadratmeter ebenfalls in astronomischen Höhen liegen.

Auch Peter Pilz, der sich schon länger mit dem Benko-Imperium befasst, schrieb bereits vor einigen Wochen über Immobilienaufwertungen bei der Signa: "2019 etwa schrieb Benko Verluste von 95 Millionen Euro, aber nur kurz: Der Immobilienbestand wurde neu begutachtet und war über Nacht um 933 Millionen mehr wert. Plötzlich war genug Geld da, um dem Eigentümer eine satte Dividende zukommen zu lassen."

Für einige wird es schmerzhaft

Die immer höheren Immobilienbewertungen sorgten natürlich auch für immer höhere Kredite. So haben laut der "Financial Times" auch ein halbes Dutzend deutscher Versicherungsunternehmen bis zu 3 Mrd. Euro in Benkos Signa gesteckt, darunter etwa die Munich Re und die Allianz. Und dazu kommt, dass etwa ein Drittel der Investitionen nicht durch Sicherheiten gedeckt seien. "Für einige Versicherer wird das äußerst schmerzhaft", so ein Insider gegenüber der Zeitung.

Aber auch die österreichischen Raiffeisen-Banken stecken mit einigen Euro in der Signa, ebenso die schweizerische Privatbank Julius Bär. Und auch die Hypo Vorarlberg hat, laut den Vorarlberger Nachrichten Pfandrechte auf Benkos Luxus-Skivilla Chalet N am Arlberg eingetragen, das der Benko-Privatstiftung gehört und dessen Wert auf 40 Millionen Euro geschätzt wird. Und zwar zwei Pfandrechte in Höhe von insgesamt 20.410.000 Euro stehen im Grundbuch, denen jedoch ein Kredit in Höhe 200 Millionen Euro gegenüber stehen soll. Mit den Pfandrechten wären immerhin 10 Prozent der Kreditsumme besichert.

Ob der Kredit noch weiter abgesichert ist, geht aus dem Bericht nicht hervor. Da dass Chalet zu Benkos Privatvermögen zählt, fällt es zumindest nicht in die Insolvenzmasse der Signa-Gruppe. So oder so:  Bei solchen Summen wirken die Benko-Schulden bei seinem ehemaligen Kanzlerfreund Sebastian Kurz noch eher verschwindend gering.

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