Wer solche Freunde hat...

Nordstream-Aufdecker: Biden wollte Deutsche für sein Kriegsziel frieren lassen

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Symbolbilder (2): Freepik; Biden: Cameron Smith/The White House (public domain); Hersh (2004): Institute for Policy Studies, Wikimedia Commons, CC BY 2.0 (freigestellt); Komposition: Der Status

Wer solche Freunde hat, braucht wahrlich keine Feinde mehr: Das vielzitierte "Vertrauen" zwischen den "transatlantischen Partnern" soll den Ausschlag für die Order aus dem Weißen Haus gewesen sein, die Nordstream-Pipelines zu sprengen. Dabei hätte Biden in Kauf genommen, dass Deutsche im Winter für sein Kriegsziel frieren. Dies erklärte der renommierte Aufdecker-Journalist Seymour Hersh nun in einem Interview.

USA wohl hinter Nordstream-Anschlag

Da platzte im wahrsten Sinne des Wortes eine Bombe: Der Investigativ-Journalist Seymour Hersh (85), der bereits US-Kriegsverbrechen in Vietnam und im Irak aufdeckte, bestätigte, was viele bereits lange ahnten. Unter Berufung auf eine vertrauliche Quelle legte er detailliert dar, wie die CIA die Sprengung der Nordstream-Pipelines zwischen Russland und Deutschland veranlasste. Als Erfüllungsgehilfe hätte dem offiziellen Amerika dabei Norwegen gedient. Die Sprengsätze wurden demnach im Zuge der NATO-Übung BALTOPS 22 unter dem Meeresgrund vor Bornholm platziert und einige Monate später per Fernzündung ausgelöst.

Die Enthüllung schlug hohe Wellen, die Systemmedien kamen mit den Beschwichtigungen und Dementis kaum nach. Nicht einmal die plötzliche Umdeutung des renommierten Journalisten zu einem "umstrittenen" Akteure und sogar zum "Verschwörungstheoretiker" half ihnen: Seine Zeilen unterstrichen glaubwürdig die Deutung, dass die USA hinter den Anschlag auf die kritische Infrastruktur eines verbündeten Landes stehen. Für einige kritische Beobachter erklärt dieser Umstand auch das nun bereits fast fünf Monate dauernde Schweigen der Ampel-Regierung zum Terror-Anschlag auf die europäische Energieversorgung. Doch das ist noch nicht alles, denn Hersh legte nun nach.

Biden misstraute Deutschland wegen Winter

In einem Interview mit der "Berliner Zeitung" erklärte er die Hintergedanken, welche US-Präsident Biden angetrieben haben dürften: "Ich glaube, der Grund für diese Entscheidung war, dass der Krieg für den Westen nicht gut lief und sie Angst vor dem nahenden Winter hatten. Nord Stream 2 wurde von Deutschland selbst auf Eis gelegt, nicht durch internationale Sanktionen, und die USA hatten Angst, dass Deutschland die Sanktionen wegen eines kalten Winters aufheben würde." Er glaubt auch, dass die USA - und insbesondere einige hohe Wirtschaftsmagnaten - auch die Chance witterten, das teure und umweltschädliche US-Fracking-Gas gewinnbringend nach Europa zu verkaufen.

Er wirft der Biden-Regierung kurzsichtiges Denken vor: "Ich weiß, das klingt seltsam. Ich glaube nicht, dass Außenminister Blinken und einige andere in der Regierung tiefgründige Denker sind. [...] Ich bin sicher, dass es einige Leute gab, die dachten: Junge, das wird der amerikanischen Wirtschaft einen langfristigen Schub geben. Aber im Weißen Haus war man, glaube ich, immer von der Wiederwahl besessen, und man wollte den Krieg gewinnen, man wollte einen Sieg erringen, man wollte, dass die Ukraine irgendwie magisch gewinnt. Ich denke, dass wir uns in etwas verstrickt haben, das nicht funktionieren wird, der Krieg wird für diese Regierung nicht gut ausgehen."

Hersh sicher: Ruf der USA beschädigt

Hersh verwies auch auf Äußerungen von Unter-Außensekretärin Victoria-Nuland, die bereits beim Regimewechsel am Maidan eine Rolle gespielt habe, sowie die Ankündigung Bidens, dass man in der Lage sein werde, Nordstream unschädlich zu machen. Dass man es offenbar durchzog schockiert den Journalisten: "Es macht mir Angst, dass der Präsident zu so etwas bereit war. Und die Leute, die diese Mission durchführten, glaubten, dass der Präsident sich darüber im Klaren war, was er den Menschen in Deutschland antat, dass er sie für einen Krieg bestrafte, der nicht gut verlief."

Er glaubt auch, dass die Aktion den Vereinigten Staaten in der Zukunft auf den Kopf fallen wird: "Auf lange Sicht wird dies nicht nur seinen Ruf als Präsident beschädigen, sondern auch politisch sehr schädlich sein. Es wird ein Stigma für die USA sein. Das Weiße Haus hatte die Befürchtung, dass es auf verlorenem Posten stehen könnte, dass Deutschland und Westeuropa die von uns gewünschten Waffen nicht mehr liefern würden und dass der deutsche Bundeskanzler die Pipeline wieder in Betrieb nehmen könnte. Ich würde Bundeskanzler Scholz eine Menge Fragen stellen. Ich würde ihn fragen, was er im Februar erfahren hat, als er beim Präsidenten war."

Die Operation sollte geheim blieben, doch manchmal spricht Biden eben Dinge aus, die er eigentlich nicht aussprechen hätte sollen... 


Ruchloser Präsident, wichtiger Quellenschutz

Der renommierte Aufdecker kommentierte auch den Umstand, dass die deutsche Systempresse seine Enthüllungen eher lauwarm aufnahm und sich an seiner Berufung auf eine anonyme Quelle stieß. Dieses Vorgehen verteidigt er: "Wie könnte ich über meine Quelle sprechen? Ich habe viele Geschichten geschrieben, die auf ungenannten Quellen beruhen. Wenn ich jemanden nennen würde, würde er gefeuert oder, noch schlimmer, eingesperrt werden. Das Gesetz ist sehr streng. Ich habe noch nie jemanden enttarnt, und wenn ich schreibe, sage ich natürlich, wie ich es in diesem Artikel getan habe, dass es sich um eine Quelle handelt, Punkt."

Er habe für die aktuelle Story jedenfalls mit erfahrenen Faktenprüfen zusammen gearbeitet. Persönliche Angriffe auf ihn würden am Ziel vorbeischießen: "Der Punkt ist, dass Biden beschlossen hat, die Deutschen diesen Winter frieren zu lassen. Der Präsident der Vereinigten Staaten möchte lieber, dass Deutschland friert, als dass Deutschland die Ukraine möglicherweise nicht mehr unterstützt, und das ist für mich eine verheerende Sache für dieses Weiße Haus." Viele Amerikaner schockiere, wie "ruchlos" der Präsident kurzfristige politische Ziele durchsetzt. Selbst in der CIA, die Macht höher bewertet als die Verfassung habe sich Entsetzen über die Vorgehensweise breitgemacht.

Wahrheit keine Frage des Mutes

Dass er überhaupt so viele Informationen erfuhr, lag an dieser Unzufriedenheit - auch bei Beteiligten der ursprünglichen Planungen: "Kurze Zeit nach dem Anschlag, nachdem sie getan hatten, was ihnen befohlen worden war, gab es bei den Beteiligten eine Menge Zorn über die Operation und Ablehnung." Die US-Verantwortung für den Anschlag sei ein offenes Geheimnis: "Die Menschen in Amerika und Europa, die Pipelines bauen, wissen, was passiert ist. Ich sage Ihnen etwas Wichtiges. Die Leute, denen Unternehmen gehören, die Pipelines bauen, kennen die Geschichte. Ich habe die Geschichte nicht von ihnen erfahren, aber ich habe schnell erfahren, dass sie es wissen."

Einschüchtern will sich der Veteran des investigativen Journalismus jedenfalls von seinen Gegnern nicht lassen. Auf die Frage der "Berliner Zeitung", welche Rolle Mut in seinem Job spielte, winkte er ab: "Was ist mutig daran, die Wahrheit zu sagen? Unser Job ist es nicht, Angst zu haben. Und manchmal wird es hässlich. Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ... – wissen Sie, ich spreche nicht darüber. Aber Drohungen werden nicht an Menschen wie mich gerichtet, sondern an die Kinder von Menschen wie mir. Es gab furchtbare Dinge. Aber man macht sich keine Gedanken darüber, das kann man nicht. Man muss einfach tun, was man tut."

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